Blickrichtung Westen
23.12.2019
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Mit dem Thema Wohnen lassen sich sehr gut Wähler gewinnen, wie aktuell in Berlin deutlich wird. Ausgang ungewiss. Während bestimmte Marktteilnehmer hier ihre Chance wittern, sehen andere Akteure vor allem im Westen attraktive Standorte.
Der Wahnsinn hat Methode: Als wäre die seit Jahren geltende Mietpreisbremse nicht schon genug der Markfeindlichkeit, schloss sich der Berliner Senat am 22. Oktober dem von Stadtentwicklungssenatorin eingebrachten Vorschlag an, die Mietpreissteigerungen in der Hauptstadt einfach per Gesetz zu stoppen. Dass eine von oben diktierte Preisobergrenze vor allem zu Lasten der Mieter gehen wird, ist bei der Linken-Politikerin wohl noch nicht angekommen. Entsprechend wird der Mietpreisdeckel in der Immobilienwirtschaft abgelehnt. „Sie wird – ganz banal und evident – Investitionen hemmen und den Markt verzerren. Langfristig kann ein derart politisch motiviertes Manöver nur schädlich sein“, kritisiert Christoph Straube. Zustimmung erhält der Vorstand der W&L Wohnen und Leben AG von Steffen Hipp. „Die Politik geht hier in die falsche Richtung. Die gedeckelten Mieten werden zu sinkenden Renditen auf der Angebotsseite führen. Dadurch wird sich das Wohnangebot sukzessive weiter verringern. Und das ist genau das Gegenteil von dem, was die Politik eigentlich möchte – nämlich ausreichend Wohnraum schaffen“, so der Geschäftsführer der United Investment Partners Sales GmbH. Dass ein Mietendeckel am Ende nur Verlierer bringt, zeigt ein Blick nach Portugal, wo 1947 für die beiden größten Städte Lissabon und Porto ein Mietstopp eingeführt wurde, der erst 40 Jahre später dahingehend gelockert wurde, dass die Mieten mit der Inflation Schritt halten durften. Erst im Jahr 2006 wurden reale Mieterhöhungen wieder erlaubt. Die Folge: Ende der Neunzigerjahre stürzten im Zentrum der Hauptstadt jährlich ca. 20 Häuser ein, weil den Vermietern das Geld für die Instandhaltung fehlte.
Gibt es auch Profiteure des Wahnsinns?
Die aktuelle Diskussion um eine Begrenzung der Mieten hat aber nicht für alle Akteure in der Immobilienbranche negative Auswirkungen. „Da wir unsere Wohnungen überwiegend an Eigennutzer verkaufen, sind die Auswirkungen eines Mietendeckels für uns kaum ausschlaggebend“, erläutert Ottmar Heinen. Vielmehr kann der Vorstandssprecher der PROJECT Beteiligungen AG der Maßnahme etwas Positives abgewinnen – gerade weil sie Investoren abschreckt. „Wenn sich Investoren aus Berlin zurückziehen und die Bautätigkeit – auch konjunkturell bedingt – insgesamt nachlässt, sind mittelfristig stagnierende oder sogar fallende Preise für Grundstücke zu erwarten. Die jetzt noch hohe Auslastung der Gewerke könnte nachlassen. Baugenehmigungen würden eventuell schneller erteilt. Wohnobjekte ließen sich womöglich effizienter und günstiger entwickeln. Bei gleichzeitig niedrigerem Angebot an neuer Wohnfläche würde der Nachfrageüberhang weiter steigen und damit stabile, eventuell leicht steigende Verkaufspreise zu Folge haben. Das würde die Gewinnspanne für Unternehmen wie uns, die rein eigenkapitalbasiert agieren, wieder steigen lassen.“
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