Bitcoin – Deutliche Erholung zu erwarten

18.01.2023

Florian Grummes, Managing Director Midas Touch Consulting / Foto: © Midas Touch Consulting

Saisonalität Bitcoin – Positiv bis Anfang Juni 2023

[caption id="attachment_162005" align="aligncenter" width="907"]

Bitcoin Saisonalität vom 15. Januar 2023. Quelle: Seasonax[/caption]

Laut dem saisonalen Muster steht der Bitcoin vermutlich vor vier bis sechs positiven Monaten, so dass der Trend bis zum Sommer nach oben zeigen sollte.

Bitcoin gegen Gold

[caption id="attachment_162006" align="aligncenter" width="604"]

Bitcoin/Gold-Ratio, Wochenchart vom 17. Januar 2023. Quelle: Tradingview[/caption]

Bei Kursen von derzeit knapp 21.100 USD für einen Bitcoin und rund 1.910 USD für eine Feinunze Gold, muss man für einen Bitcoin derzeit rund 11 Unzen Gold bezahlen. Andersherum gesagt kostet eine Feinunze Gold aktuell ca. 0,09 Bitcoin.

Der Bitcoin hat sich also in Windeseile um fast 25 % gegen das Gold verteuert. Das Bitcoin/Gold-Ratio hat in den letzten zwei Wochen daher klar nach oben gedreht und ist bereits über die Abwärtstrendlinie der letzten 14 Monate ausgebrochen. Die Wochen-Stochastik liefert ein neues Kaufsignal für den Bitcoin. Eine normale Erholung bzw. Gegenbewegung könnte das Ratio in den kommenden Monaten bis auf Wert von fast 20 führen. Damit würde man doppelt so viel Gold wie aktuell für seine Bitcoins bekommen! Erstes Kursziel auf Sicht der kommenden Wochen wäre das obere Bollinger Band auf dem Wochenchart (13,20).

Zusammengefasst hat das Bitcoin/Gold-Ratio gedreht und eine größere Erholung bzw. Gegenbewegung ist zu erwarten. Ratio-Werte zwischen 13 und 14 wären dabei das Minimalziel. Es empfiehlt sich den Bitcoin wieder deutlich höher zu gewichten.

Makro-Update – Stagflation und Kalter Krieg 2.0

[caption id="attachment_162007" align="aligncenter" width="453"]

PwC´s 26th annual Global Survey vom 16. Januar 2023. Quelle: Holger Zschaepitz[/caption]

Die hohen Inflationszahlen und der daraus resultierende deutliche Anstieg der Zinsen, die Bilanzreduzierungen seitens der Notenbanken, der Krieg in der Ukraine sowie das Platzen der China-Blase machten 2022 zu einem der schwierigsten Börsenjahre überhaupt. Nach einem monatelangen Ausverkauf in fast allen Assetklassen kam es seit Mitte Oktober jedoch schrittweise zu einer deutlichen Gegenbewegung an den Aktienmärkten. Der schwächere US-Dollar begünstigte zudem eine starke Erholung der Edelmetallpreise. Trotzdem ist die Stimmung unter den Top-Managern extrem pessimistisch.

[caption id="attachment_162008" align="aligncenter" width="907"]

Bruttoinlandsprodukt China vom 17. Januar 2023. Quelle: Holger Zschaepitz[/caption]

Seit einigen Wochen sorgt nun das Ende der von der Regierung forcierten Null-Covid-Politik in China für zusätzlichen Inflationsdruck. Zwar dürfte sich der chinesische Immobiliensektor weiterhin schwierig gestalten, insgesamt sollte sich das Wachstum im Reich der Mitte jedoch normalisieren und damit Nachfragedruck auf die weltweiten Rohstoffpreise ausüben.

Gleichzeitig lauern massive geopolitische Herausforderungen, denn ein Ende des Dramas in der Ukraine bzw. eine Befriedung zwischen dem Westen (USA & EU) und dem Osten (China & Russland) sind nicht absehbar. Über Jahrzehnte hinweg spielten geopolitische Risiken an den Börsen nur eine untergeordnete Rolle. Nun jedoch bricht die unipolare Weltordnung („pax americana“) auseinander und die Welt wird sich in den nächsten Jahren neu sortieren und ausbalancieren müssen.

Die besseren Karten hält dabei China in der Hand, denn es treibt geschickt über die OPEC+, die BRICs und auch mittels CBDCs die Entdollarisierung der weltweiten Handelsströme voran. So hat der US-Dollar in den letzten zwei Monaten rund 10% gegen den Chinesischen Renminbi verloren. Aktuell zieht das Wachstum in China an, während es sich in den USA verlangsamt. Insbesondere der zunehmende Trend, Öl- und Gasverkäufe in Renminbi zu fakturieren, muss den Amerikanern ein Dorn im Auge sein. Den USA bleibt, wenn überhaupt, vermutlich nicht mehr viel Zeit, um sich gegen das aufstrebende Reich der Mitte doch noch durchzusetzen.

Angesichts all dieser Entwicklungen könnte die Notenbankpolitik daher in den kommenden Jahren an Einfluss auf die Finanzmärkte verlieren und stattdessen die Geopolitik die Finanzmärkte dominieren.

Ungeachtet der kurzfristigen Erholungen bleibt die geld- und fiskalpolitische Lage im Westen jedenfalls äußerst kompliziert und der fundamentale Ausblick ungünstig. Stagflation wird wohl das wahrscheinlichste Ergebnis sein. Das Ende der restriktiven Geldpolitik seitens der US-Notenbank sowie der EZB ist derzeit noch nicht absehbar. Wir erwarten jedoch im weiteren Jahresverlauf ein Umschwenken. Für harte Assets wie Aktien und Edelmetalle aber eben auch den Bitcoin wären das mittel- bis längerfristig sehr gute Nachrichten. Kurzfristig stehen den schlechten fundamentalen Aussichten immer noch ein zu hoher Pessimismus und zu viele zittrige Hände entgegen. Die Märkte könnten sich daher bis zum Frühling oder Frühsommer an einer „wall of worry“ entlang zunächst weiter erholen.

 Fazit: Bitcoin – Deutliche Erholung zu erwarten

Mit dem starken Jahresauftakt (+30 %) im Rücken stehen die Chancen für eine große Erholung beim Bitcoin sehr gut. Alle schwachen Hände und unprofitablen bzw. unseriöse Firmen bzw. Spieler dürften mit der Korrektur (-77,5 %) zunächst aus dem Markt gespült worden sein. D.h. nicht, dass dieser Akteure ausgerottet worden wären, aber sie werden wohl erst bei deutlich höheren Kursen in den Bitcoin-Markt zurückkommen.

Die Achilles-Sehne für den Krypto-Sektor und den Bitcoin bleibt hingegen die absehbare Regulierung durch die Politik. Das FTX-Desaster hat das Vertrauen in den Sektor erschüttert und nun wirklich alle Politiker und Regulatoren auf den Plan gerufen. Technisch betrachtet ist das Bitcoin-Netzwerk nicht zu stoppen, aber mit Strafen und Unterlassungen werden die Börsenaufsichten dem Sektor in den kommenden Monaten und Jahren stark zusetzen.

Wir sind trotzdem bullisch und halten eine größere Erholung mit Kursen von 35.000 USD bis sogar 50.000 USD bis zum Frühsommer durchaus für möglich.

Kolumne von Florian Grummes, Edelmetall- und Krypto-Experte, Managing Director Midas Touch Consulting