Bewerber achten auf Kundenorientierung und Nachhaltigkeit

06.01.2025

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Gute Mitarbeiter zu finden, ist in Zeiten des Fachkräftemangels und der immer größer werdenden Auswahl an potenziellen Beschäftigungsfeldern keine leichte Aufgabe – das gilt selbst für Branchen, die nominell attraktiver sind als die Assekuranz. Und erst recht gilt dies für die Bewerbersuche nach Versicherungsvermittlern, deren Ansehen in der öffentlichen Wahrnehmung am unteren Ende der Skala (6 %) rangiert – noch hinter Politikern (14 %) und Mitarbeitern einer Telefongesellschaft (11 %) (Quelle: dbb beamtenbund und tarifunion 2024). Daher ist es besonders wichtig, diejenigen, die sich für eine Karriere in der Assekuranz interessieren – ob im Innendienst oder im Vertrieb – bestmöglich anzusprechen und auszuwählen.

Sirius Campus hat dazu im Juni 2024 insgesamt 847 Planer, Einsteiger und Abbrecher des Bewerbungsprozesse aus der Versicherungsbranche im Alter zwischen 16 und 50 Jahren im Rahmen einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe befragt. Die umfangreiche qualitative und quantitative Untersuchung „Personalgewinnung in der Assekuranz“ liefert detaillierte Erkenntnisse über die Gestaltung eines erfolgreichen Bewerbungsprozesses vom ersten Kontakt bis zum Onboarding.

Bewerber schätzen Zukunftsorientierung, Innovation sowie gute Verdienstchancen

Grundsätzlich hat die Assekuranz für die befragten Bewerber ein hervorragendes Arbeitgeberimage: Fast 70 % halten Versicherungsgesellschaften für einen sehr oder sogar äußerst attraktiven Arbeitgeber. Ähnlich hohe Werte erreichen darüber hinaus nur die Öffentliche Verwaltung (63 %), die IT-Branche (61 %) sowie der Bankensektor (60 %). Versicherer werden dabei von den Bewerbern vor allem als vertrauenswürdig, zukunftsorientiert und innovativ erlebt. Besonders geschätzt werden die gute Bezahlung sowie die Kundenorientierung auf der einen, aber auch die Vertriebsorientierung auf der anderen Seite. Flexibles und mobiles Arbeiten wird von 40 % der angehenden Versicherungsmitarbeiter vorausgesetzt, weitere 53 % würden sich darüber sehr freuen. Benefits, die vor allem bei den Bewerbern mit Vertriebsschwerpunkt gut ankommen, sind Zuschüsse zum Mittagessen, zur Kinderbetreuung sowie Rabatte für eine große Auswahl an Produkten (Corporate Benefits).

Vertriebler achten auf Kundenorientierung und Nachhaltigkeit

Rund ein Drittel (31 %) der Bewerber hat einen vertrieblichen Schwerpunkt. Vertriebler sind positiv gegenüber ihrer beruflichen Entwicklung eingestellt und haben genaue Ziele und Pläne für ihr Berufsleben. Deswegen achten sie auch mehr auf Karrieremöglichkeiten und unternehmerische Freiheiten. Vertriebsorientierte Bewerber suchen im Arbeitsleben auch mehr als andere den Kontakt zu Menschen und möchten ihre Kunden unterstützen. Aus diesem Grund sind ihnen Arbeitgeber mit hoher Kunden- und Nachhaltigkeitsorientierung auch wichtiger als Bewerbern für den Innendienst. Zugleich sind Vertriebler sehr sensibel, wenn es um die Fairness für Kunden geht. Die arbeitgeberseitige Kommunikation über besondere Servicequalität und Kundenorientierung einer Gesellschaft ist daher für vertriebliche Bewerber ein zentraler Motivationsfaktor.

Überzeugung vertriebsorientierte Bewerber durch Präsenz vor Ort

Hygienefaktoren wie Jobsicherheit und Work-Life-Balance werden häufig mit der Versicherungsbranche als Arbeitgeber in Verbindung gebracht. Doch einen besonderen Einfluss auf die Arbeitgeberattraktivität von Versicherungsgesellschaften haben Innovationsorientierung und Transparenz bzw. eine offene Organisationskultur. Diese Begeisterungsstifter werden jedoch nicht einmal von einem Drittel der Bewerber mit der Versicherungsbranche assoziiert. Die zehn beliebtesten Arbeitgeber der Branche sind: Allianz, AXA, ADAC, ERGO, Allianz Direct, HUK-COBURG, DEVK, R+V, Debeka und ARAG. Aufmerksam auf einzelne Marken werden Bewerber durch Werbung für Stellenangebote, aber auch durch gute Produktwerbung. Besonders häufig wird Werbung von Allianz, AXA, DEVK und Ergo wahrgenommen. Viel wirksamer für eine erfolgreiche Bewerbung – vor allem für vertriebsorientierte Bewerbungen – sind jedoch die örtliche Präsenz von Gesellschaften sowie eine direkte Ansprache durch einen Vermittler.

Websites der Versicherer mit Abschreckungspotenzial

Die Hauptinformationsorte für Versicherungsbewerber sind die Websites der Versicherungsgesellschaften. Mehr als jeder Dritte informiert sich dort. Doch gerade hier liegt schon einiges im Argen. Die Inhalte dort erscheinen den Bewerbern häufig zu formell und eignen sich nicht, potenzielle Interessenten zu aktivieren oder zu begeistern. Im Gegenteil: Häufig werden negative Vorurteile über Versicherungen noch verstärkt. An zweiter und dritter Stelle der häufigsten Informationsorte werden Stellenportale wie StepStone und Indeed (32 %) sowie berufliche Netzwerke wie LinkedIn und XING (31 %) angeführt. An diesen Orten als potenzieller Arbeitgeber vertreten zu sein, ist somit unerlässlich. Weiterhin hilfreich: Gute Bewertungen in den einschlägigen Arbeitgeberbewertungsportalen wie Kununu oder Google-Rezensionen sowie in den sozialen Medien. Letztere sind vor allem für angehende Vertriebler von besonderer Bedeutung. Stellenportale für Auszubildende, Berufsmessen und Veranstaltungen in Schulen und Universitäten erreichen naturgemäß nur ein kleineres Publikum und haben auch geringere Erfolgsaussichten in Bezug auf die Rekrutierung.

Dr. Oliver Gaedeke
Gründer & Geschäftsführer
Sirius Campus GmbH