Bauministerin hält an Neubauversprechen fest – trotz Mehrkosten

18.08.2022

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400.000 neue Wohnungen pro Jahr bauen – so lautet das Versprechen der Bundesregierung aus dem Koalitionsvertrag von 2021. Was schon damals ambitioniert klang, sieht heute aufgrund erschwerter Umstände noch herausfordernder aus. Trotzdem bleibt Bauministerin Klara Geywitz (SPD) bei dem ursprünglichen Ziel. Doch wie will sie es erreichen?

Das ist eine berechtigte Frage in Anbetracht des aktuellen Umfeldes. Laut Sparkasse haben sich die Zinsen für Baufinanzierung von Ende 2021 bis Juli 2022 ungefähr vervierfacht. Hinzu kommen schmerzhafte Kostenerhöhungen bei Baumaterial und -personal sowie Energie: Allein im zweiten Quartal sind die Preise für Wohn-, Büro- und Betriebsgebäude im Vergleich zum Vorjahr zwischen 17,6 und 19,4 Prozent gestiegen. Das ergeben Zahlen des Statistischen Bundesamts. Und ein Ende der saftigen Verteuerungen ist noch nicht abzusehen. Eine Studie der Beratungsgesellschaft PwC, die exklusiv dem Handelsblatt vorliegt, prognostiziert eine Steigerung der Baupreise um mehr als 20% in den kommenden zwei Jahren.

Diese Preisexplosion wirkt sich bereits negativ auf die Bauaktivität aus. So hat der Zentralverband des Deutschen Baugewerbes (ZDB) für den Monat Mai im Vorjahresvergleich einen Rückgang von 7,5% bei den Auftragseingängen festgestellt. Die Tendenz zeigt sogar weiter nach unten. Warum also hält die Bauministerin weiter an dem äußerst hoch gesteckten Ziel von 400.000 neuen Wohnungen pro Jahr fest? Ihre Erklärung gegenüber dem ZDF: „Dadurch, dass ich mich davon verabschieden würde, würde ja die Notwendigkeit nicht weggehen, dass wir mehr Wohnungen brauchen.“ Wie sie das erreichen will? „Es ist schwieriger geworden, deswegen müssen wir uns mehr anstrengen,“ erklärt sie im selben Interview.

Etwas konkreter wurde Geywitz dann doch noch. Sie will die nötigen Bedingungen für serielles Bauen mit Typengenehmigungen schaffen. Wenn ein Haus in Hamburg genehmigt sei, müsse es nicht noch einmal in Bayern geprüft werden. Bürokratische Verschlankung erfreut die Baubranche bestimmt, doch löst sie nicht das Problem der immer weiter steigenden Kosten und des Mangels. (sh)