Baufinanzierer werden optimistischer

14.09.2020

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Anstiege bei LTV und LTC, stagnierende Margen

Bei Bestandsfinanzierungen liegt der durchschnittliche Loan-to-Value aktuell bei 67,4 % und damit um 1,8 Prozentpunkte über der Vorquartalsuntersuchung. Um zwei Prozentpunkte gegenüber der Untersuchung drei Monate zuvor ist der Loan-to-Cost angestiegen, der inzwischen bei 73,1 % liegt. Kaum Veränderungen gab es hingegen bei den Margen, die bei Bestandsfinanzierungen um 1 einen Basispunkt auf 148 Basispunkte gestiegen sind, bei Projektentwicklungen war hingegen ein Rückgang um fünf Basispunkte auf 226 Basispunkte zu verzeichnen. „Die Institute haben ihre Beleihungsausläufe nicht weiter reduziert, sondern im Vergleich zum Höhepunkt der Krise moderat erhöht. Auch die Margen sind nicht mehr stark angestiegen wie im vorherigen Quartal, sondern stabil bzw. leicht rückläufig. Das deutet darauf hin, dass zumindest die Talsohle der Corona-Pandemie auf dem gewerblichen Immobilienfinanzierungsmarkt durchschritten ist“, meint Manuel Köppel.

Veränderungen bei Segmenten

Die Corona-Krise trifft die unterschiedlichen Immobilienarten sehr unterschiedlich: Während Hotelimmobilien durch den Einbruch bei den Zahlen von Privat- und Geschäftsreisenden deutlich an Attraktivität verlieren, sieht es bei Logistikimmobilien hingegen ganz anders aus: Da viele Geschäfte des nicht-täglichen Bedarfs wochenlag geschlossen waren und viele zudem weiterhin das Infektionsrisiko in Geschäften fürchteten, erlebte der Online-Handel enorme Zuwächse, von denen auch der Markt für Logistikimmobilien profitiert. Deshalb konnte diese Immobilienklasse mit 2,9 Prozentpunkte auf 17,9 % den größten Bedeutungsgewinn bei Bestandsfinanzierungen verzeichnen. Hingegen werden weniger Mikroapartments und Hotels finanziert. Den ersten Platz als Bestandssegment, das Institute derzeit finanzieren, teilen sich Büro- und Wohnimmobilien. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei Projektentwicklungen, bei dem Wohnprojekte an erster, Büros an zweiter Stelle stehen.

„Auch in der Corona-Pandemie hat sich unser Branchenfokus bewährt. Wir finanzieren vorrangig Projekte im Wohnimmobilienbereich und sehen aktuell weder hier noch bei Pflegeimmobilien gestiegene Risiken für unser Geschäftsmodell. Für Hotels stellt sich die Situation anders dar. Hier gibt es derzeit sicherlich besondere Herausforderungen, die für einzelne Teilsegmente wie Business- oder Ferienhotellerie differenzierte Auswirkungen haben. Andere Assetklassen finanzieren wir nicht“, so Thomas Jebsen.

„Wir erwarten ab Jahresende einen Anstieg von notleidenden Immobilienkrediten. Insbesondere der Freizeitsektor sowie Messe- und Kongresshotels und Teilbereiche des Einzelhandels leiden massiv an den Auswirkungen der Corona-Einschränkungen. Hier erwarten wir eine mögliche Insolvenzwelle zum Jahresende, wenn die temporären Lockerungen des Insolvenzrechts auslaufen. Die Konsequenz wird sein, dass künftig wieder die Mieterqualität eine größere Rolle spielen wird und dass Risiken stärker bepreist werden – das war im Immobilienboom der vergangenen Jahre nicht immer der Fall“, ergänzt Torsten Hollstein. (ahu)