Ausgerechnet DER?
02.03.2022
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Planungssicherheit ist wichtig
Natürlich kämpft auch die Vollversicherung mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft. Dr. Solf aber sagt: „Versorgungssysteme, in denen die Jüngeren die Leistungen für die Älteren mitfinanzieren, stehen schon heute vor großen Herausforderungen. Diese werden sich in unserer alternden Gesellschaft weiter verschärfen. Privatversicherte hingegen sorgen für ihre Gesundheitskosten im Alter selbst vor.“ Die kapitalgedeckte Absicherung entlaste somit nicht nur die jüngeren PKV-Versicherten, sondern biete auch Planungssicherheit. In die gleiche Kerbe schlägt Bussert: „Da die PKV für ihre Tarife Altersrückstellungen bildet, bleibt sie von den Konsequenzen des demografischen Wandels weitgehend unberührt.“ Griese hingegen ist sicher: „Der demografische Wandel wird langfristig vor allem das Gesundheitswesen treffen. Mit dem steigenden Alter der Menschen in Deutschland steigt auch die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen. Dadurch entstehen immer mehr und höhere Kosten, die das Gesundheitswesen zunehmend belasten werden.“ Durch die Altersrückstellungen sorgten die Versicherten selbst fürs Alter vor, seien daher weniger abhängig von der Anzahl junger Versicherter, und nachfolgende Generationen würden nicht damit belastet, dass sie die hohen Kosten der Älteren mitfinanzieren müssten. Damit sei die PKV auf den demografischen Wandel vorbereitet. Ungeachtet dessen sei Kern der Kalkulation in der Privaten Krankenversicherung die Schadenhäufigkeit, so dass eine zunehmende Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen durch eine alternde Gesellschaft auch in Zukunft Beitragsanpassungen bedingen könne. Diese unterlägen gesetzlichen Regelungen, die genau vorgeschrieben seien. Die langfristige Beitragsentwicklung in den Privaten und Gesetzlichen Krankenversicherungen lägen sehr nah beieinander.
Angstthema Bürgerversicherung
Nun ist ja mit Karl Lauterbach als bekennendem Protagonisten einer Bürgerversicherung ein Schreckgespenst der PKV an die Spitze des Gesundheitsministeriums in Berlin eingezogen. Was also erwarten die Versicherer vom neuen Minister? Die Antworten fallen mehr oder weniger erstaunlich zahm aus. Offenbar will sich niemand mit ihm verprellen. Bussert etwa sagt: „Dass er den Koalitionsvertrag einhält und das etablierte duale System von gesetzlichem und privatem Krankenversicherungsschutz aufrechterhält.“ Und Dr. Solf ergänzt: „Wir erwarten vom neuen Gesundheitsminister weiterhin eine Stärkung des bewährten dualen Systems der Krankenversicherung. Mit Blick auf das Ermöglichen des Wechsels in die PKV wäre ein verantwortungsvoller Umgang mit der Versicherungspflichtgrenze wünschenswert, analog 2022 – und wenn ein Anstieg vorgesehen sein sollte, dann sollte sich dieser an der allgemeinen Einkommensentwicklung orientieren“. Des Weiteren erhoffe man sich Fortschritte bei der Digitalisierung des Gesundheitssektors. Griese schließlich umschmeichelt ihn: „Prof. Dr. Karl Lauterbach ist ein ausgewiesener Fachmann auf seinem Gebiet und hat nicht erst während der Corona-Pandemie bewiesen, dass er über hohe wissenschaftliche Sachkenntnis verfügt.“ Wissenschaftlich geleitete politische Entscheidungen würden bei der Bekämpfung der Pandemie und auch darüber hinaus unerlässlich sein. Griese: „Für sein neues Amt wünsche ich ihm viel Kraft – bei der Bewältigung sowohl der größten Gesundheitskrise in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland als auch den Herausforderungen im Gesundheitswesen, insbesondere durch die demografische Entwicklung.“ (hdm)