Ausgerechnet DER?
02.03.2022
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Private Vollversicherungen treten auf der Stelle, Zusatzpolicen sind seit Jahren im Aufwind. Das ist nicht die einzige offene Flanke der PKV. Denn dass der neue Gesundheitsminister ein ausgemachter Freund der privaten Krankenversicherung ist, lässt sich nicht gerade sagen. Werden die Karten jetzt neu gemischt? Noch herrscht eine Art Waffenstillstand.
Eine Gehaltserhöhung oder ein neuer Job bieten manchmal die Möglichkeit, von der GKV in die PV zu wechseln. Die Versicherungspflichtgrenze liegt derzeit bei 64.350 Euro jährlich, Urlaubs- und Weihnachtsgeld eingerechnet. Im Jahr 2020 waren in der Bundesrepublik laut Statista rund 73,36 Millionen Deutsche in der GKV versichert. Davon waren rund 57,14 Millionen Personen beitragszahlende Mitglieder und 16,22 Millionen beitragsfreie Versicherte, zum Beispiel Familienangehörige. Die PKV zählten einen Bestand von etwa 8,7 Millionen Vollversicherten. Diese Zahl ist schon seit Jahren mehr oder weniger konstant. Etwa wegen der kostenfreien Familienversicherung schließen viele Bundesbürger lieber private Zusatzpolicen zu ihrer Kassenmitgliedschaft ab, als vollständig in die PKV zu wechseln – auch wenn sie dies einkommensmäßig eigentlich könnten. Die Fragestellung ist eindeutig: Ist es für GKV-Mitglieder oberhalb der Versicherungspflichtgrenze grundsätzlich besser, in eine private Vollversicherung zu wechseln? Oder kann ein Verbleib in der GKV plus privater Zusatzschutz eine gleichwertige Lösung sein?
Stets eine individuelle Entscheidung
Eric Bussert, Vorstand der HanseMerkur hat hierauf eine klare Antwort: „Denjenigen, für die ein leistungsstarker privater Krankenvollversicherungstarif finanziell in Frage kommt, kann er nur ans Herz gelegt werden. Keine gesetzliche Krankenversicherung, ob mit oder ohne Zusatzschutz, reicht an dessen Leistungsumfang heran.“ Gleichzeitig habe der PKV-Verband schon häufig errechnet, dass sich die Beiträge in der PKV über die gesamte Versicherungsdauer gesehen im Schnitt sogar eher günstiger entwickelten als die in der GKV – zumal gesetzlich Versicherte negative Folgen für ihre Tarife aufgrund der demografischen Entwicklung erleben dürften. Dr. Michael Solf, Sprecher des Vorstandes der INTER zeigt sich zurückhaltender: „Menschen, die über der Versicherungspflichtgrenze liegen, sollten die Vorteile einer Privaten Krankenversicherung für sich sorgfältig prüfen. Ein Wechsel in die private Vollversicherung oder der Verbleib in der GKV mit der Sicherung der PKV-Vorteile durch eine Kranken-Zusatzversicherung ist stets eine individuelle Entscheidung, zu der idealerweise eine umfassende Beratung bezüglich der eigenen Lebenssituation stattfindet.“ Stephanie Griese, Bereichsleiterin Krankenversicherung Produktmanagement bei der SIGNAL IDUNA, nennt einen weiteren Aspekt: „Es besteht die Möglichkeit einer individuellen Tarifgestaltung.“ Sicherheit und Beständigkeit seien die zentralen Vorteile einer privaten Vollversicherung. Trotzdem sei im Einzelfall auch immer die entsprechende Lebenssituation zu betrachten. Auch das Alter und die Gesundheitsprüfung vor Vertragsabschluss spiele bei der Kalkulation der Beiträge eine Rolle.
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