„Augen zu und durch”

10.02.2023

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Die Deutschen sind am liebsten Selbstentscheider bei Finanzen

Wenn es um die finanzielle Zukunft geht, vertrauen die Deutschen am liebsten auf sich selbst: 55 % der Befragten stimmten zu, dass nur sie allein darüber entscheiden. Erst mit weitem Abstand folgt das Einbeziehen von Familienangehörigen wie Partner, Geschwister, Eltern (26 %). Deutlich weniger – 8 % der Befragten – lassen sich von Informationen aus den Medien im Hinblick auf ihre finanzielle Zukunft beeinflussen. Eine noch geringere Rolle spielen Bank- oder Finanzberater:innen, die lediglich fünf Prozent der Befragten für eine Finanzentscheidung in puncto Rente zu Rate ziehen.

Auffällig ist bei den Geschlechterunterschieden, dass Frauen die Entscheidung über ihre finanzielle Zukunft etwas häufiger als Männer mit sich selbst ausmachen (59 % Frauen, 51 % Männer). Männer setzen wiederum häufiger als Frauen auf das Gespräch mit Freunden oder Kollegen, auf Informationen aus den Medien sowie Beratung durch Bank- oder Finanzberater.

Bei den Altersgruppen zeigt sich ein sehr deutlicher Unterschied, was das alleinige Entscheiden über die finanzielle Zukunft angeht: Nur 27 % der 18- bis 24-Jährigen entscheiden allein darüber, bei den über 55-Jährigen sind es hingegen 66 %. Generell lässt sich aus den Umfrageergebnissen ersehen, dass bis zum Alter von Mitte 40 weniger allein über die eigene finanzielle Zukunft entschieden wird als über 45 Jahre. Familie, Freunde und Kollegen sowie Informationen aus den Medien werden bei den jüngeren Altersgruppen häufiger als bei den über 45-Jährigen zu Rate gezogen.

Finanztechnologie, bessere Informationen und Service, mehr Austausch

„Die Mehrheit der Deutschen fühlt sich kompetent genug, um allein über ihre finanzielle Zukunft zu entscheiden. Das ist eine gute Nachricht. Doch auf der anderen Seite gibt es offensichtlich einige Barrieren, um Entscheidungen auch umzusetzen”, analysiert Wohlfarth die Ergebnisse. Die geringe Berücksichtigung von Informationen etwa aus dem Internet könnte ein Hinweis darauf sein, dass es bei der Qualität und der Darstellung von Anlageinformationen Nachholbedarf gibt.

„Technologie kann eine wesentliche Rolle dabei spielen, mehr Menschen für die Altersvorsorge zu aktivieren. Digital lässt sich die Hemmschwelle deutlich senken durch einfache Handhabung, übersichtliche Vergleiche und Berechnungsmodule. Anbieter und Vermittler von Finanzprodukten im Internet sollten mehr Wert auf transparente und umfassende Informationen sowie einen Top-Service legen. Gerade in Zeiten volatiler Anlagemärkte sind das entscheidende Kriterien, damit sich Anleger:innen ein fundiertes Bild von ihrer Rentensituation machen können. Transparenz schafft Glaubwürdigkeit und damit Vertrauen in eine Anlage”, so Volker Wohlfarth.

Auch mehr persönlicher Austausch sei ein guter Weg: „Bei wichtigen Entscheidungen im Leben tauschen sich viele Menschen vorher mit anderen aus, um überlegt zu handeln. Bei Finanzen ist das offensichtlich nicht der Fall. Mehr Austausch über Finanzen könnte dazu führen, sich aktiver mit verschiedenen Geldanlageformen zu beschäftigen”, ist Wohlfarth überzeugt.

Viel zu häufig seien Wohlfarths Ansicht nach Portfolios zu einseitig aufgestellt. „Bei vielen kommt nach dem Tagesgeldkonto oder dem Sparbuch lange nichts. In ein ausgewogenes Portfolio gehören Aktien, Anleihen, aber auch Immobilieninvestments. Ein Immobilieninvestment ist für viele gleichbedeutend mit dem Kauf einer Immobilie. Dabei gibt es noch sehr viel mehr Möglichkeiten, wie etwa das Investment in Immobilien-finanzierungen in der Crowd, wo man sich schon mit geringen Beträgen ab 500 Euro engagieren kann”, erklärt Volker Wohlfarth. Wer mit anderen spreche, könne seinen Anlagehorizont erweitern und nützliche Erfahrungswerte sammeln. (ml)