Auf ein Neues

22.10.2024

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Kein Wunder, dass die Service-KVGs als Verwalterinnen der Fonds ebenfalls optimistisch sind, das Fondsgeschäft anzukurbeln. „Ich bin beim ELTIF 2.0 sehr bullish, da über diese Normen die Regeln der Fondsstrukturen im KAGB liberalisiert werden und Fonds als offene und geschlossene Strukturen ermöglichen. Wir legen gerade mehrere ELTIF in Deutschland und Luxemburg vornehmlich in den Klassen Private Equity, Erneuerbare Energien und Venture Capital auf“, berichtet Ludger Wibbeke, Geschäftsführer bei der Service KVG HANSAINVEST.

Auch im KAGB selbst wird durch das Fondsstandortgesetz die Emission von Publikums-AIF als inländische geschlossene Sondervermögen ermöglicht. Die Neufassung des § 139 KAGB hebt nun ebenfalls die explizite Beschränkung der Möglichkeit des geschlossenen Sondervermögens auf Spezial- AIF auf. Dadurch würden auch Rechtsunsicherheiten bezüglich der Umsetzung des ELTIF in Deutschland aus der Welt geschafft, so Romba.

Die geschlossenen Sondervermögen im ELTIF lösen ein drängendes Problem für private Kapitalanleger: Die lange Laufzeit. Grundsätzlich eignen sich geschlossene Fonds für Investments in Sachwerte mit langfristigem Anlagehorizont wie Immobilien, Infrastruktur-Projekte und Private Equity. Sie binden das Kapital der Investoren jedoch über viele Jahre, was dem Bedürfnis vieler Privatanleger nach einem liquiden Produkt widerspricht. Der neue ELTIF verbindet nun das Beste aus zwei Welten. Er vermeidet eine offene Struktur ohne konkrete Investitionsobjekte und oft geringeren Renditen, ermöglicht mit seinen „Liquidity Window Mechanismen“ jedoch die Möglichkeit zur vorzeitigen Rückgabe der Anteile. Die Kapitalverwaltungsgesellschaft stellt Anlegern eine Plattform zur Verfügung, die Rückgabe-Anträge von ausscheidenden Anlegern mit Investitions-Wünschen potenzieller neuer Investoren abgleicht. So erfolgt keine Rückgabe an die Kapitalverwaltungsgesellschaft, sondern die Anteile werden auf dem Zweitmarkt verkauft. Altanleger kommen zügig an ihr Geld, neue Investoren beteiligen sich an Fonds mit nachgewiesener Performance, und die Asset-Manager ersparen sich den ungeplanten Verkauf der Fondsobjekte in eventuell schwachen Märkten.

An dieser Stelle könnte die Fondsbörse Deutschland ins Spiel kommen. Sie handelt seit mehr als 20 Jahren Anteile an geschlossenen Publikumsfonds für private Kapitalanleger und inzwischen auch an offenen und geschlossenen Spezialfonds für institutionelle Investoren. Derzeit prüft sie die Möglichkeiten, künftig auch Anteile an ELTIF zu handeln. Erfahrungen auf dem Erstmarkt sammelt das Team um Vorstand Alex Gadeberg schon seit geraumer Zeit: „Wir haben gemeinsam mit CommerzReal die Online-Vertriebsstrecke des KlimaVest konzipiert.“

Beim ELTIF 2.0 arbeitet die Fondsbörse intensiv mit dem Unternehmen Privatize zusammen. Es bietet Vermögensverwaltern, Banken, Family Offices und vermögenden Privatanlegern Zugang zu und Informationen über Private-Market- Produkte, zu denen auch die ELTIF zählen. Die Fondsbörse ist in dieser Kooperation für die Konzeption der Online-Vermittlungs- Strecke und die Abwicklung der Zeichnungen zuständig.

Kolumne von Markus Gotzi,
Chefredakteur „Der Fondsbrief“