An der Speerspitze des Wachstums
15.04.2021
Alexander Mozer, Leiter des Fondsmanagements bei ÖKOWORLD / Foto: © ÖKOWORLD
Wie haben sich die Emerging Markets in den vergangenen Jahren verändert und weshalb sollten Anleger Schwellenländer mehr denn je zuvor in Betracht ziehen? Diese und weitere produktbezogene Fragen diskutierten wir im finanzwelt-Interview mit Alexander Mozer, Leiter des Fondsmanagements bei ÖKOWORLD und verantwortlich für den ÖKOWORLD Growing Markets 2.0.
finanzwelt: Herr Mozer, im Zeichen der Pandemie werfen wir einen Blick auf „die Schwellenländer“. Besteht hier aktuell und mitunter auch längerfristig Grund zu gesteigertem Optimismus? Alexander Mozer» Es ist nicht besonders zielführend, hierzu eine pauschale Aussage zu treffen. Die Gründe liegen auf der Hand. Die Heterogenität der Länder, der einzelnen Märkte von Südamerika bis nach Südostasien, bedingen eine differenzierte Antwort respektive Sicht auf die Dinge. Abseits der rein makroökonomischen Analyse sind wir jedoch davon überzeugt, dass es in den sich entwickelnden Märkten viele überzeugende Sektoren und Geschäftsmodelle gibt, die weiterhin oder sogar mehr denn je solide bis hin zu überdurchschnittlich guten Wachstumschancen haben. Dieses Potenzial ausfindig zu machen, ist unsere Aufgabe als leidenschaftliche Stock-Picker.
finanzwelt: Bleiben wir für einen Moment noch bei der Adlerperspektive. Wie haben sich die Schwellenländer-Aktien im herausfordernden Umfeld 2020 geschlagen? Mozer» Viele Aktien der Emerging Markets konnten sich im turbulenten Jahr 2020 mehr als behaupten und mitunter als Gewinner hervorgehen. Regional ist dies insbesondere dem asiatischen Raum zu verdanken, der die pandemische Lage global am besten zu managen verstand. Ablesbar war diese unerwartete, erstaunliche Erholung bereits im zweiten Halbjahr. Die Gewinnentwicklungen vieler Unternehmen in dieser Region zeugen davon. Demgegenüber geraten jene Staaten eher (noch mehr) ins Hintertreffen, die bereits vor der Corona-Krise insbesondere hinsichtlich der Verschuldung zu kämpfen hatten. Allgemein gesprochen sollte der erwartete Konjunkturaufschwung, auch dank der massiven Liquiditätsspritzen rund um den Globus, Schwellenländer-Aktien weiter beflügeln. Und, ganz zentral, wir erleben den Übergang vom oftmals sehr exportgetragenen zum von der anziehenden Binnennachfrage getragenen Wachstum. Auch hier ist Asien, insbesondere China, ein Vorreiter.
finanzwelt: Ist Asien ein Zugpferd unter den Emerging Markets? Mozer» Der asiatische Kontinent ist das Zugpferd, auch im globalen Wachstumskontext. So baut vor allem China mit dem in Kraft getretenen Freihandelsabkommen RCEP seine wirtschaftliche Stärke und seinen Einfluss weiter aus. Peking setzt sich an die Spitze dieser Bewegung; es ist die Wirtschaftslokomotive sowohl in technologischer Hinsicht wie auch bei der Produktivität und hat die benachbarten Staaten der Region sozusagen im Schlepptau. Einstmals als billige Werkbank des Westens abgestempelt, reift China immer mehr zum technologisch führenden Staat. So hat das Land mittlerweile die USA bei den Patentanmeldungen überholt und auch bei der aufstrebenden Plattformökonomie spielt Peking ganz weit vorne mit. Aber auch in anderen Staaten, beispielsweise Vietnam oder Südkorea, finden sich hervorragende Unternehmensperlen. Wirft man dann einen Blick in den Westen, nach Europa, so verdüstern sich die Vorzeichen. Wir stagnieren und verwalten, statt die Zukunft aktiv zu gestalten.
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