Alles im Griff, auf dem sinkenden Schiff

04.02.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Aber auch die fundamentalen Daten unterstützen den exorbitanten Index-Anstieg nicht. Der S&P 500 steigt rasant, die Unternehmensgewinne nur noch marginal. Der Index hat mittlerweile die höchste Kurs-Umsatz-Bewertung seit der Dotcom-Krise im Jahre 2000. Der Barometer Marktkapitalisierung im Vergleich zum BIP ist auf ein Allzeithoch gestiegen. Höchst bedenklich, dass fünf Aktien für fast 20 Prozent des Anstiegs im S&P mit 500 Aktien verantwortlich sind, deren Gewinnanteil am Gesamtmarkt sich aber verringert hat.

Doch die FED pumpt weiter Geld in die Märkte. Derzeit glaubt der Markt an die Wiederwahl von America-first-Präsident Trump. Der will einen schwächeren Dollar. Vielleicht durch weiter fallende Zinsen. Öl auf die Euphorie in Wall Street. Andererseits ist einer der größten Kurstreiber der letzten Jahre –die Aktienrückkäufe der Unternehmen- rückläufig, wohl weil drei Viertel der Finanzvorstände den Markt für überbewertet halten.

Die hohe Bewertung wird bewiesen durch die KGV´s am Höchststand. Zu größter Vorsicht „rät“ auch der Fear & Greed-Index, da der Gear-Level auf dem höchsten Stand der letzten Jahre angekommen ist und logischer Weise der Short-Interest auf seinem Rekordtief. Der Anleger muss sich im Klaren sein, dass er neben dem Kursrisiko am Aktienmarkt auch ein nicht zu unterschätzendes Währungsrisiko eingeht.

Wer als Absicherung in Edelmetalle (bis 20 Prozent des Vermögens) investiert ist, hat oft schon seinen Währungsanteil im Dollar abgedeckt. Auch wenn es bei Aktien für einen radikalen Ausstieg noch zu früh erscheint, sollte der Anleger sollte trotz aller Chancen auf weitere Kurssteigerungen dringend den Anteil seines Aktienengagements überprüfen und auf seine eigene „Leidensfähigkeit“ reduzieren. Hatte man einmal seinen Aktienanteil auf 50 Prozent festgelegt, der durch die Gewinne jetzt auf 70 Prozent angewachsen ist, ist es derzeit eine gute Gelegenheit, das Depot dieser Strategie wieder anzupassen. An Gewinnmitnahmen ist schließlich noch keiner arm geworden. Denn Risiken haben die unangenehme Eigenschaft, ohne Vorwarnung einzutreten. Die Strategie sollte heißen: Vermögenserhaltung geht vor Renditeoptimierung.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH

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