Alle Pfeile zeigen Richtung USA

03.07.2018

Die Führungsriege von Fundamental Capital(v. li. nach re): CIO Jörn Schimanski, COO Oliver Matyschik, CEO Uwe Zimmer und CGO Arthur Vott / Foto: © Fundamental Capital

Einige Investoren und Journalisten haben diese Entwicklungen zum Anlass genommen, sich besorgt darüber zu äußern, dass aufgrund der steigenden kurzfristigen Zinsen die Zinsstrukturkurve abflacht und im schlimmsten Fall aufgrund des Drucks durch den zusätzlichen Anleihen-Verkauf invertiert (d.h. kurzfristige Anlagen bringen mehr Zinsen, als langfristige Anlagen). Historisch gesehen wäre das ein äußerst bedenklicher Zustand, da flache oder invertierte Zinskurven fast immer einen wirtschaftlichen Abschwung oder eine Rezession innerhalb von 1-2 Jahren vorausgesagt haben.

Bevor man nun zu schnell auf den Verkaufs-Knopf drückt, ist es in diesem Zusammenhang wichtig zu erkennen, dass die Form der Zinskurve durch eine Vielzahl von möglichen Ursachen beeinflusst werden kann. Wir können also nicht davon ausgehen, dass alle Inversionen gleich sind und daraus automatisch eine Rezession entsteht.

Ein Präzedenzfall, der unserer aktuellen Lage sehr nah kommt, lässt sich jedoch vor nicht allzu langer Zeit finden. Zu Beginn der 2000er Jahre schien sich die FED bewusst zu sein, dass aufgrund der hohen Liquiditätsnachfrage (aufgrund der damaligen Krise und den angefangenen Kriegen) die Zinsen gesenkt werden müssen. Als nach der Erholung die Zinserhöhungen begannen, hat die FED nur langsam auf die neuen Umstände reagiert. So hat sie 2006 in einer Phase von steigender Liquiditätsnachfrage – der Zins invertierte in 2006 - eine straffe Geldpolitik umgesetzt. Die unzureichende Liquidität führte zu einer Verlangsamung des Wachstums der Gesamtausgaben, gerade in der Hochphase der Immobilienpreise, was den Druck auf das Finanzsystem verstärkte. Als dann 2007 die Aktienpreise fielen, kam es zum Abschwung.

Und heute? Heute finden wir uns durchaus in einer ähnlichen Situation wieder. Nur, dass wir in dieser Dekade wesentlich geringere Wachstumsraten aufweisen – d.h. der Spielraum für Fehler ist deutlich geringer. Fängt das Wachstum darüber hinaus an zu bröckeln, so sind weitere Erhöhungen des Leitzinses ungerechtfertigt und würden demnach bei einer Invertierung der Zinskurve eine echte Gefahr repräsentieren. Es bleibt also abzuwarten, ob die FED aus ihren Fehlern gelernt hat.

Weltweiter Dollar-Schwund

Blickt man vom aktuellen Zinsniveau der USA auf mögliche Konsequenzen für andere Länder, so muss man feststellen, dass aufgrund der Erhöhungen die Schwellenländer zunehmend in Druck geraten. Aktuell „bietet“ die USA einfach am meisten. Das hat zur Folge das sich die internationalen Kapitalströme zunehmend (stärker als bevor) Richtung USA bewegen.

Verstärkt wird dieser Effekt insbesondere durch Trumps Steuerprogramm, welches massive Erleichterungen für Unternehmen und Bürger vorsieht. Irgendwoher müssen die Steuerschnitte finanziert werden, also werden zunehmend Staatsanleihen der USA emittiert, die natürlich auf Dollar laufen.

Die Kombination dieser beiden Umstände (Dollar-Noten werden einerseits entzogen und andererseits Richtung USA gelenkt) trocknet die weltweite Dollar-Liquidität aus und hinterlässt Lücken bei der Finanzierung. Nicht nur auf den Märkten für Staatsanleihen, sondern auch auf den Märkten für kurzfristige Finanzierungen, sowie der jüngste Anstieg des Libor-OIS-Spreads aufzeigt. Für Schwellenländer ist dies besonders problematisch, da diese im hohen Maße von der Leitwährung abhängen.

Besonders betroffen sind die Türkei und Argentinien. Ein hohes Staatsdefizit, hohe Dollarschulden, geringe Reserven und eine geringe Bereitschaft die landesweite Inflation zu kontrollieren - Konditionen, die nicht gerade für wirtschaftlich rosige Zeiten in diesen Ländern sprechen. Man darf sich also generell auf turbulente Zeiten in Schwellenländer einstellen.

Fazit

Wir fassen zusammen: Im Moment zeigen alle Pfeile Richtung USA.

Markteinschätzung von Jörn Schimanski, Arthur Vott und Uwe Zimmer, Fundamental Capital