Aktiv oder passiv? Auf die Mischung kommt es an!
08.08.2019
Marlène Hassine Konqui / Foto: © Edelman
Alpha-Zugpferde zu finden bleibt eine Herausforderung
Neben der durchschnittlich schwachen Performance der aktiv gemanagten Fonds war es für Anleger darüber hinaus auch schwer, die wenigen Fonds mit Überrenditen zu identifizieren. Zumindest auf Aktienseite – und diese Aussage ist mathematisch gestützt. Entscheidend ist die Streuung der Überrenditen aktiver Fonds im Vergleich zur entsprechenden Benchmark. Gemeinsam mit dem prozentualen Anteil der Outperformer innerhalb einer Anlageklasse ergibt sich die Wahrscheinlichkeit dafür, einen Outperformer zu identifizieren. 2018 veränderte sich die Streuung der Renditen im Jahresvergleich kaum. Durch eine geringere Quote erfolgreicher Fonds war es damit schwerer als im Vorjahr, einen Aktienfonds mit überdurchschnittlicher Performance zu finden.
Bei Rentenfonds war die Streuung der Outperformance 2018 trotz einer geringeren Anzahl von aktiven Fonds, die die Performance übertreffen, größer und näher am langfristigen Durchschnitt. Obwohl es insgesamt weniger Fonds gab, die Alpha generieren konnten, lag die Wahrscheinlichkeit, einen davon auszuwählen, etwas höher als im Vorjahr.
Wie schlägt sich aktives Management in Bärenmärkten?
Eine der spannendsten Fragen in der andauernden Aktiv-Passiv-Diskussion lautet: Wie performen aktive Manager bei sinkenden Kursen? In den vergangenen zehn Jahren gab es an den Börsenplätzen nur eine Richtung: nach oben. Aktien befanden sich in einem sehr ausgedehnten Bullenmarkt und die Anleihenmärkte wachsen sogar schon länger. Nun scheint die Konjunktur abzukühlen und ein Bärenmarkt wird zusehends realistischer. Vergleicht man die Leistung aktiv gemanagter Fonds in einem Umfeld sinkender Kurse mit der durchschnittlichen Gesamtperformance, können aktive Manager ihre Benchmarks in wirtschaftlich schwierigen Zeiten deutlich häufiger übertrumpfen. Im Schnitt haben 49 Prozent der Fonds in Bärenmärkten eine höhere Performance als ihre Benchmark erzielt.
Die richtige Balance im Blick behalten
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen: Nicht nur die Portfolioallokation, also die Balance zwischen verschiedenen Anlageklassen, ist entscheidend. Mindestens ebenso wichtig ist der Investmentstil. Hier bietet sich zuweilen eine Mischung an. In unterschiedlichen Marktphasen können verschiedene Stile ihre Stärken ausspielen. Aktiv gemanagte Alternative Fonds erzeugen während Rezessionen die besten Ergebnisse. In einer frühen Wachstumsphase wird der Markt stark von Trends getrieben, die jedoch schwer zu identifizieren sind. In dieser Phase bieten sich passive Anlagen an. In einem mittel bis stark ausgereiften Konjunkturzyklus kommt es häufig zu ökonomischen Sprüngen und höherer Volatilität. Eine Kombination aus aktiven und passiven Fonds erzielt in diesem Umfeld potenziell die höchsten Erträge.
Die neutrale Allokation bietet einen Anhaltspunkt für die richtige Balance. Dies ist eine bestimmte Verteilung des eigenen Portfolios zwischen den verschiedenen Investmentstilen. Als Ausgangslage empfiehlt sich eine Verteilung von 60 Prozent auf passive, 30 Prozent traditionell aktive und 10 Prozent alternative Anlagen. Je nach Marktsituation und dem Geschick darin, Outperformer zu identifizieren, kann eine Varianz um rund 10 Prozentpunkte sinnvoll sein. Dabei sollte man folgende Spannweiten aus unserer Sicht aber nicht über- oder unterschreiten: 40 bis 70 Prozent passiv, 20 bis 40 Prozent aktiv, 5 bis 20 Prozent alternativ.
Auch in der zweiten Jahreshälfte 2019 dürfte die Geldpolitik global weiter gemäßigt bleiben, was die Volatilität dämpft, während wirtschaftliche und politische Unsicherheiten bestehen bleiben. Der Brexit, der Handelskrieg zwischen den USA und China, ein verlangsamtes Wachstum in Europa und China sowie begrenzte Zinsschritte könnten die Performance weiterhin beeinflussen. Ausgehend von dieser Marktentwicklung nimmt aus unserer Sicht die Wahl des richtigen Anlageinstruments für die Gesamtperformance eines Portfolios an Bedeutung zu.
Gastbeitrag von: Marlène Hassine Konqui Leiterin Lyxor ETF Research