Aktien profitieren von guter Konjunktur
17.10.2017
Tine Choi, Chefanlagestrategin bei Danske Invest / Foto: © Danske Invest
Das Ziel war Reflation, oder in anderen Worten: die Ankurbelung einer dem Untergang geweihten Wirtschaft. Die Mittel der Wahl waren (und sind) negative Zinsen und massive Ankäufe von Wertpapieren durch die Notenbanken, die die entwickelten Volkswirtschaften mit Geld fluteten, um Wachstum und Inflation anzuheizen. Quantitative Lockerung („Quantitative Easing", QE) war plötzlich in aller Munde.
Kann die Wirtschaft ohne Unterstützung auskommen?
Die angewandte Geldpolitik des QE hatte weitreichende Folgen. Die niedrigen Zinsen und Renditen haben die relative Attraktivität von Risikoanlagen wie Aktien gegenüber niedrig rentierlichen Staatsanleihen gesteigert. Insofern haben die Zentralbanken dazu beigetragen, Anleger in Aktien zu drängen, da steigende Aktienkurse für Kapitalzuwächse sorgten. Dies wiederum begünstigte optimistischere Zukunftsaussichten, was die Bereitschaft der Konsumenten, Geld auszugeben, zusätzlich stimulierte.
Und nun, acht Jahre später, genießen wir die echten ökonomischen Vorteile in Form einer sich selbsttragenden Wirtschaft – wenn auch mit dem Vorbehalt, dass das geldpolitische Experiment der Zentralbanken noch keineswegs vorüber ist. Auf eine quantitative Lockerung folgt die quantitative Straffung, die eines der großen Themen in diesem Herbst sein wird.
Nichtsdestotrotz ist die Operation gut verlaufen, der Patient hat sein Krankenbett verlassen und jetzt ist es an der Zeit zu sehen, ob er ohne Krücken gehen kann. Angeführt von der US-amerikanischen Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank haben die Notenbank im Laufe des Jahres 2017 zunehmend davor gewarnt, dass sich der Zeitpunkt für eine Drosselung der massiven Stimulus-Pakete und die Reduzierung ihrer enormen Wertpapierbestände nähert.
Ausblick: Was kommt nach dem QE?
Die große Frage ist nun, wie die Finanzmärkte auf die quantitative Straffung der Zentralbanken reagieren werden. Wir sehen vor allem zwei Herausforderungen: Erstens müssen andere Nachfrager einspringen und das Steuer von den Zentralbanken übernehmen. Denn ohne andere Käufer werden die Anleihenkurse fallen und die Renditen steigen, es sei denn, das Angebot an Anleihen geht zur gleichen Zeit zurück. Für letzteres ist die Wahrscheinlichkeit aber gering, da die meisten entwickelten Volkswirtschaften ein Defizit haben und sich Geld zu Finanzierungszwecken leihen müssen. Zweitens wird die Liquidität abnehmen. Das Geld, das die Fed nicht wieder anlegt, wird aus dem Wirtschaftskreislauf verschwinden, was tendenziell die Fähigkeit der Banken zur Kreditvergabe begrenzen dürfte.
Abgesehen von diesen beiden Herausforderungen gehen wir davon aus, dass die anstehende Straffung behutsam, erwartungsgemäß und gut angekündigt verlaufen wird. Von daher erwarten wir keine dramatischen Auswirkungen auf die Zinsen oder die Wirtschaft. Diese Entwicklung bleibt spannend, ändert aber nichts an unserer grundlegenden Ansicht, dass die Weltwirtschaft auf gutem Kurs ist und weiterhin passable Renditen an den Finanzmärkten gewährleisten wird."
Marktkommentar von Tine Choi, Chefstrategin der Danske Bank