5 Irrtümer über den eCall

13.12.2018

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Dritte Fehlannahme: Der eCall verwandelt das Auto in eine Datenkrake

Die Einstellung zu Daten ist teilweise kurios: Viele haben kein Problem, über Kundenkarten ihr Verkaufsverhalten erfassen zu lassen oder via Social Media ihr ganzes Leben zu teilen. Doch bei einem durchaus sinnvollen System wie dem eCall-Notruf fürchten sie, dass sie auf Schritt und Tritt verfolgt werden. Laut Bosch ist diese Angst jedoch unbegründet: So ist die SIM-Karte des eCAlls passiv und wird erst im Notfall aktiviert. So wählt sich die SIM-Karte erst bei einem Unfall oder einer manuellen Betätigung des eCalls in das Mobilfunknetz ein. Zudem definiert die EU-Verordnung genau, welche Daten an den Service-Anbieter bzw. die Rettungsleitstelle übermittelt werden dürfen. Hierzu zählen neben dem Minimaldatensatz nur Daten die für die Einschätzung der Unfallsituation relevant sind wie der Fahrzeugtyp oder die Anzahl der Insassen. Somit ist es systematisch überhaupt nicht möglich, Autofahrer auszuspionieren oder gar Bewegungsprofile zu erstellen.

Versicherer können darüber hinaus mit Nachrüstlösungen und Smartphone-Apps den Kunden weitere nützliche Services über den eCall hinaus anbieten, z.B. Pannenhilfe oder Diebstahlschutz. In diesem Fall wird es nötig, zusätzliche Daten zu erheben. Diese müssen gemäß der geltenden Regelungen, u.a. der DSGVO, behandelt werden. Für Versicherer ist es sinnvoll, nur auf den Nutzer zugeschnittene Daten und von ihm freigegebene Services anzubieten. Auch sollten Versicherer ihre Kunden im Vorfeld über die Rahmenbedingungen und Grenzen der Datennutzung aufklären.

Vierte Fehlannahme: Der eCall mit Service-Centern verlangsamt die Rettung

Da bei einem eCall-System der Notruf zunächst bei einem Service-Center eingeht, ist der Irrtum verbreitet, dass im Notfall aufgrund einer längeren Rettungskette mehr Zeit vergehe, bis Hilfe komme. Jedoch ist genau das Gegenteil der Fall: Der eCall lässt bereits unmittelbar nach dem Unfall den Notruf los und damit noch bevor eventuelle Ersthelfer vor Ort sind und einen Notruf absetzen können. Die speziell geschulten Service-Agenten können schnell wichtige Informationen für die genaue Lageeinschätzung einholen und diese dann gemeinsam mit den Fahrzeugdaten an die Rettungsleitstelle übermitteln. Durch die Fahrzeugdaten erhält die Rettungsleitstelle auch mehr Informationen und kann die Lage am Unfallort somit bereits im Vorfeld besser einschätzen als wenn „nur“ Ersthelfer Informationen geben können. Zudem erkennt das Service-Center, ob es sich um einen Fehlalarm handelt und kann somit verhindern, dass sich Rettungskräfte unnötig auf den Weg machen und damit für andere Notfälle blockiert sind.

Fünfte Fehlannahme: Der eCall-Notruf funktioniert nur im Inland

Nicht wenige, die vom Nutzen des eCall-Notrufs grundsätzlich überzeugt sind, glauben dessen Funktionsfähigkeit beschränke sich auf ihr Heimatland. Dabei bestand eines der Ziele der EU gerade darin, ein einheitliches, automatisches Notrufsystem zu entwickeln, das über alle Mitgliedsstaaten hinweg funktioniert. Wer also im Ausland einen Unfall erleidet, profitiert auch dort vom eCall, der automatisch bei der nächstgelegenen lokalen Rettungsleitstelle eingeht. (ahu)