21 LV-Anbieter vor großen Herausforderungen

23.04.2020

Foto: © itsajoop - stock.adobe.com

Bereits vor der Corona-Krise hat sich die finanzielle Lage der deutschen Lebensversicherer insgesamt verschlechtert. Aber ist es gibt auch einen Hoffnungsschimmer.

Die Solvenz der deutschen Lebensversicherer hat sich im vergangenen Jahr verschlechtert. So lag die aufsichtsrelevante Bruttoquote mit 428 % um 61 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Gesunken ist auch die Nettoquote plus Volatiliätsanpassungen, die mit 279 % um 42 Prozentpunkte unter dem Wert von 2018 liegt. Um 22 Prozentpunkte zurückgegangen ist die Nettoquote, die nun 256 % beträgt. Die Mindestanforderung bei der MCR-Quote ist um 15 Prozentpunkte auf 713 % zurückgegangen. Das geht aus einer Untersuchung von Policen Direkt hervor, die auch deutlich macht, dass die Anzahl der Versicherer, die Solvenprobleme bekommen, im vergangenen Jahr gestiegen ist: Wiesen im Jahr 2018 noch sechs Anbieter mit Volatilitätsanpassungen eine Nettoquote von unter 100 % auf, waren es im vergangenen Jahr bereits neun. Die Zahl der Versicherer, deren Nettoquote unter 100 % lag, ist um einen auf 13 gestiegen. Sieben Versicherer hatten im Jahr 2019 eine MCR-Quote von weniger als 100 %, drei mehr als im Vorjahr. Zudem haben sich 57 Versicherer bei der relevanten Netto-Quote mit Volatilitätsanpassungen im Vergleich zum Vorjahr verschlechtert, nur 26 haben sich verbessert. Im Schnitt haben Übergangsmaßnahmen die Quote um 149 Prozentpunkte erhöht, im Vorjahr betrug die Erhöhung noch 168 Prozentpunkte. Die Zahlen sind aktuell aber noch vorläufig. So hat die BaFin aufgrund der Corona-Pandemie die Frist für die Abgabe der Solvenzberichte bis zum 2. Juni verlängert. Diese Möglichkeit haben 20 Versicherer in Anspruch genommen. „Die deutschen Lebensversicherer sind trotz verschärfter Zinssituation weitgehend stabil in die Corona-Krise gegangen. Das zeigt unsere Analyse der relevanten Solvenzquoten, die jetzt komplett für alle 84 Gesellschaften vorliegen“, erklärt Henning Kühl, Versicherungsmathematiker (DAV) und Chefaktuar von Policen Direkt. Er hält die Solvenzquoten ohne Übergangsmaßnahmen für relevant, die angesichts Zinslage 2019 im Marktschnitt im Vergleich zum Vorjahr vergleichsweise geringe Schwankungen aufweisen. Die Nettoquote mit Übergangsmaßnahmen blendet kurzfristige Marktentwicklungen eher aus, weil sie Volatilitätsanpassungen mit einbezieht. So berücksichtigen diese Bilanzierungshilfen, dass Lebensversicherer ihr Kapital langfristig anlegen und damit besser gegen kurzfristige Schwankungen und Schocks gewappnet sind.

Wie unterschiedlich die Versicherer durch die Corona-Krise bedroht sind, lesen Sie auf Seite 2