2017: Sturm oder Sonnenschein?
19.01.2017
Carsten Mumm / Foto: © Donner & Reuschel
Für Anleger kommt es in den kommenden Jahren daher vor allem darauf an, die latenten gro-ßen Risiken zu vermeiden. Eine deutliche Kursbewegung in den kommenden 3 – 5 Jahren ist wahrscheinlich. Dabei sind grundsätzlich drei Szenarien denkbar:
a) „Der Sturm“:
In mehreren Eurostaaten nehmen eurokritische Parteien und Meinungsmacher Überhand. Es folgt eine Kette von Austritten aus der Währungsunion und schließlich das Ende der Eurozone in ihren heutigen Grenzen. Zudem verschärft sich der globale Trend zum Protektionismus. Der Freihandel wird durch Zölle und andere Handelshemmnisse erheblich eingeschränkt. Bestehende Handelsbeziehungen werden gekappt. Die Folgen wären erhebliche Turbulenzen an den Kapitalmärkten mit kollabierenden Kursen von Aktien und Euro, sinkenden Zinsen für Bundesanleihen und einem stark steigenden Goldpreis.
b) „Das Grau-in-Grau“:
Dieses Szenario entspricht der Situation der letzten Jahre. Der große Wurf mit einer klaren politischen Agenda fehlt sowohl in den USA als auch in der Eurozone. Dadurch ergeben sich immer wieder einzelne Rückschläge für die Kapitalmärkte. Die Notenbanken sorgen mit einer dauerhaft expansiven Geldpolitik dafür, dass der Zusammenbruch vorerst verhindert wird. Zinsen bleiben nahe dem Nullniveau. An den Aktienmärkten ergibt sich kein eindeutiger Trend.
c) „Der Sonnenschein“:
In der Eurozone erfolgt ein politischer Schulterschluss mit einer Fokussierung auf notwendige Strukturreformen. Die eurokritischen Parteien verlieren an Einfluss. Die Schuldensituation relativiert sich durch ein überdurchschnittliches Wachstum, das u.a. durch die Digitalisierung angeschoben werden könnte. Die Folge sind haussierende Aktienmärkte, steigende Zinsen und Rohstoffkurse sowie ein Wiedererstarken des Euro.
Konkrete Wahrscheinlichkeiten sind bei dieser Betrachtung unerheblich. Denn in jedem potenziellen Szenario muss das Portfolio eines Anlegers jeweils anders aufgestellt sein – vor allem um katastrophale Entwicklungen zu vermeiden. Auch ein Szenario mit einer geringen Wahrscheinlichkeit kann eintreten! Daher sollten Anleger schon heute ihre Anlagestrategie überprüfen und die folgenden drei Grundregeln der Kapitalanlage beachten:
1) Eine breite Risikostreuung:
Diese fängt bei Liquidität, Anleihen und Aktien an. Darüber hinaus sollten aber auch andere Anlagen, wie Rohstoffe, Edelmetalle, oder Immobilien berücksichtigt werden. Jede Anlageklasse kann in einem der möglichen Szenarien zur Stabilisierung des Portfolios beitragen.
2) Ein dynamisches Management:
Es bringt nichts, sich z.B. eine feste Aktienquote statisch ins Depot zu legen. Im Falle eines Sturms an den Börsen könnten die Verluste daraus schnell zu groß werden. Investitionsquoten und Einzelinvestments müssen daher laufend beobachtet und bei Bedarf an die aktuelle Marktsituation angepasst werden.
3) Eine stringente Risikoreduzierung:
Wie schon 2016 gezeigt hat, können jederzeit unerwartete Risikofaktoren auftreten, die zu erheblichen Verlusten führen können. Das kann die stringente Umsetzung einer vorab definierten Verlustbegrenzungsstrategie bewirken.
Marktkommentar von Carsten Mumm, Leiter der Vermögensverwaltung bei der Privatbank Donner & Reuschel