2017: Sturm oder Sonnenschein?

19.01.2017

Carsten Mumm / Foto: © Donner & Reuschel

Aktien

Die Aussichten für die Aktienmärkte sind vor diesem Hintergrund moderat positiv, dürften aber durch zwischenzeitliche heftige Schwankungen geprägt sein. Natürlich können die Kurse auch deutlicher steigen, etwa durch eine von den USA ausgehende Belebung des globalen BIP-Wachstums. Aufgrund der politischen Unwägbarkeiten ist heute allerdings kaum prognostizierbar, in welche Richtung sich die Aktienkurse tatsächlich entwickeln werden.

Renten

Die Zinsen werden zumindest in Europa selbst bei einem leichten Anstieg im Segment längerer Laufzeiten niedrig bleiben. Angesichts der steigenden Inflation wird die Erzielung einer positiven Realrendite nach Abzug der Inflation somit kaum möglich sein. Tagesgelder werden weiterhin mit maximal null Prozent verzinst, da die EZB die Leitzinsen voraussichtlich nicht anheben wird. Banken zahlen somit negative Einlagenzinsen bei der Notenbank und geben diese zumindest an institutionelle Anleger weiter. Folglich überwiegen auf der Zinsseite die Risiken deutlich gegenüber den Chancen.

Rohstoffe

Die erwartete konjunkturelle Entwicklung spricht für weiter steigende oder zumindest stabile Rohölpreise. Auch der jüngste OPEC-Beschluss sollte die Notierungen unterstützen. Es bleibt jedoch abzuwarten, ob dieser tatsächlich umgesetzt wird.

Auf den Goldnotierungen lasteten in den letzten Wochen der erwartete Zinsanstieg in den USA und der feste US-Dollar. Allerdings dürften diese Effekte schon weitgehend im Goldpreis enthalten sein. Nach dem rasanten Kursverfall ist eine Gegenbewegung in den kommenden Monaten daher nicht auszuschließen. Vor allem aber ist Gold als eine Art Versicherung zu verstehen und in dieser Funktion ein sinnvoller Bestandteil eines breit diversifizierten Anlageportfolios. Auch wenn die Funktion als sicherer Hafen in den letzten Jahren kaum zum Tragen kam, ist doch davon auszugehen, dass Gold in zukünftigen Krisenphasen wieder als Zuflucht sicherheitssuchender Anleger dient.

Währungen

Die konjunkturelle Dynamik und höhere Zinsniveau in den USA im Vergleich zur Eurozone lassen einen zunächst weiter anziehenden Kurs des US-Dollar vs. Euro erwarten. Auch die bestehenden politischen Unsicherheiten in Europa und die hohen Erwartungen an den neuen US-Präsidenten dürften den Dollar unterstützen bzw. die Gemeinschaftswährung belasten. Daher ist das zeitweilige Unterschreiten der Parität von einem US-Dollar zu einem Euro realistisch. Unter der Annahme, dass die Vorschusslorbeeren für Donald Trump im Laufe des Jahres aber auch einmal in Frage gestellt werden, ist ein Wiedererstarken des Euro gegen Ende des Jahres anzunehmen. Zudem wird im zweiten Halbjahr 2017 der Blick der Marktteilnehmer auch wieder auf die EZB gerichtet werden, die sich zum weiteren Vorgehen bzgl. des Wertpapierkaufprogrammes ab 2018 äußern muss. Eine weitere Reduzierung des Kaufvolumens ist aus heutiger Sicht wahrscheinlich und dürfte den Euro dann stützen.

Der längerfristige Blick: was bedeuten die dauerhaft politischen Börsen für Kapitalanleger?

Die Europäische Zentralbank kann durch die niedrigen Zinsen und die Liquiditätsflut nur Zeit erkaufen, die von den nationalen Regierungen zur Umsetzung dringend notwendiger Strukturreformen genutzt werden müsste. Aufgrund der steigenden Inflationsraten wird die EZB ihre ultra-expansive Geldpolitik jedoch nicht mehr allzu lange weiterführen können. Bisher erfolgten jedoch keine ausreichenden Reformen. Im Gegenteil besteht derzeit in kaum einem Punkt Einigkeit. Dies gibt eurokritischen Strömungen immer wieder neuen Anschub. Vor allem die drängenden Probleme, wie die Bewältigung der Flüchtlingsströme, die Staatsschuldenkrise oder der zunehmende politische Populismus bedürfen aber einer gemeinsamen Linie.

weiter auf Seite 3