18 Mrd. Euro Potenzial

06.06.2017

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14. Mrd. Euro weniger Kosten und 4 Mrd. Euro mehr Einnahmen: Dieses Potenzial bietet laut einer Studie von Bain & Company die Digitalisierung den Versicherungsunternehmen. Davon können auch die Kunden profitieren. Jedoch ist die Nutzung des Potenzials kein Selbstläufer.

Was vor 200 Jahren die Industrielle Revolution war, ist heute die Digitale Revolution: Ein Umbruch, der alle Lebensbereiche umfasst und zahlreiche neue Chance eröffnet. Welche Chancen der Wandel für die Versicherungsbranche  bietet hat die internationale Managementberatung Bain & Company in Zusammenarbeit mit Google untersucht. Eine umfassende Modellrechnung für die Studie "Digitalisierung der Versicherungswirtschaft: Die 18-Milliarden-Chance" kommt zu dem Schluss, dass die Versicherer im hart umkämpften Markt für Sachversicherungen aufgrund der Digitalisierung die Kosten um insgesamt 14 Mrd. Euro senken und zusätzliche Erträge von bis zu 4 Mrd. Euro erzielen können. So könnten durch digitale Technologien 25 bis 29 % der Kosten eingespart werden. Besonders beim Schadensmanagement, der größten Kostenposition, ergeben sich enorme Einsparpotenziale, die nicht zu Lasten der Kunden gehen. So können durch digitale Technologie Schäden besser verhindert und Risiken besser ausgewählt werden. Außerdem lässt sich die Zahl der Betrugsfälle dadurch reduzieren. Da die modernen Computersysteme ebenso wie neuartige Technologien wie Robotik und Drohnen ebenfalls versichert werden müssen, ergeben sich für die Versicherungen zahlreiche neue Marktchancen.

„In den kommenden Jahren können sich die Marktanteile in der Assekuranz erheblich verschieben“, erklärt Dr. Henrik Naujoks, Leiter der Bain-Praxisgruppe Financial Services in der Region Europa, Mittlerer Osten und Afrika sowie Co-Autor der Studie. „Auf der Gewinnerseite stehen diejenigen Versicherer, die ihre Digitalisierung mit aller Entschlossenheit vorantreiben.“

Digitalisierung verändert Versicherungsbranche

Von der digitalen Revolution können nur diejenigen Sachversicherer profitieren, die bereit sind ihren Blickwinkel zu erweitern. Viele Anbieter konzentrierten sich bislang auf die Kundenschnittstelle und auf Innovationen in den Bereichen Operations und IT. Wenn allerdings Aspekte wie das Internet der Dinge, Virtual Reality, maschinelles Lernen und Advanced Analyitics mit einbezogen werden, ermöglicht die Digitalisierung völlig neue Möglichkeiten. Beispielsweise können mit 3D-fähigen Smartphones Schäden exakt aufgenommen werden und Unfälle minutiös durch künstliche Intelligenz rekonstruiert und evaluiert werden.

Nicht nur die Versicherungen, auf die Kunden sind Nutznießer der Digitalisierung. Bereits heute bieten zahlreiche Kfz-Versicherer ihren Kunden Rabatte für Fahrzeuge mit Telematiktechnologie an, die das Fahrverhalten analysieren. Außerdem könnten die Kosteneinsparungen aufgrund der Digitalisierung in Form niedrigerer Prämien an die Kunden weitergeben werden. Die Kunden könnten allerdings nicht nur Kosten, sondern auch Zeit sparen. So lassen sich durch digitale Technik Unfälle innerhalb weniger Minuten aufnehmen und Schäden sich somit deutlich schneller regulieren lassen. Zudem können die Sachversicherer ihre Serviceangebot erweitern und z.B. mithilfe von 3D-Aufnahmen Hinweise für besseren Gebäudeschutz geben. Durch moderne Datenanalyseverfahren können Policen optimiert werden, indem sie stärker auf den individuellen Bedarf abgestimmt werden. Den Versicherern selbst verschafft dies finanziellen Spielraum für erforderliche Investitionen.

„Die Versicherer sind gut beraten, die Digitalisierung im Sinne ihrer Kunden zu nutzen“, so Dr. Florian Mueller fest, Bain-Partner und Co-Autor der Studie. „Wenn sie ihre Kunden mit Leistung überzeugen, sinkt auch deren Wechselbereitschaft.“ Dies ist gerade in der Kfz-Versicherung derzeit ein massives Problem. Und noch eine zweite Herausforderung lässt sich mit digitalen Technologien meistern: die fehlende Interaktion. „Durch unsere Studien zur Kundenloyalität wissen wir, dass die Unzufriedenheit von Kunden steigt, je länger der letzte Kontakt zu ihrer Versicherung zurückliegt“, so Mueller. Digitale Technologien erleichtern Interaktionen und bieten damit immer wieder Anknüpfungspunkte, die Geschäftsbeziehung zu erweitern.

Die fünf Erfolgsfaktoren für die Assekuranz im digitalen Zeitalter

Die Studie hat fünf Aufgabenfelder erarbeitet, die die Versicherer jetzt angehen müssen:

  1. Konsequentes Denken aus Kundensicht. Die Digitalisierung ist die passende Antwort auf ein grundlegend verändertes Kundenverhalten. Jede neue Anwendung sollte das Kundenerlebnis verbessern und einen spürbaren Mehrwert für die Versicherten schaffen.
  2. Erweiterung der digitalen Perspektive. Versicherungen müssen frühzeitig die technologischen Möglichkeiten identifizieren, die ihre Kernprozesse oder ihre Wettbewerbsposition verbessern.
  3. Sorgfältige Auswahl des digitalen Portfolios. Nicht alle neuen Technologien werden die Erwartungen erfüllen. Daher sollten Versicherungsunternehmen ihr digitales Portfolio passgenau aufbauen und externe Partner einbinden.
  4. Agilität in der Entwicklung. Wer neue Produkte oder Services erst komplett entwickelt und dann einsetzt, läuft Gefahr, den Anschluss zu verlieren. Stattdessen sollten Versicherer rasch Prototypen zur Marktreife bringen und diese im Geschäftsverlauf mit Partnern und Kunden optimieren.
  5. Ausbau der digitalen Fähigkeiten und Kultur. Die Optimierung von Produkten und Prozessen im laufenden Betrieb erfordert einen weitreichenden Kulturwandel. Ein umfassender Change-Prozess in den Unternehmen ist daher unabdingbar. (ahu)

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