Europäische Aktien 2017 erste Wahl?

25.11.2016

Tim Stevenson

Tim Stevenson, Leiter des europäischen Aktienteams bei Henderson Global Investors, erläutert seinen Ausblick für 2017. Während stark wachsende Unternehmen ihre hohen Bewertungen behaupten dürften, müssen sich Anleger nach seiner Einschätzung vor diversen Risiken in Acht nehmen wie steigende Inflation, eine straffere Geldpolitik und zunehmend unvorhersehbare politische Entwicklungen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt er, Firmen zu bevorzugen, die ihren Anlegern nachhaltig steigende Renditen bieten können.

Welche Erkenntnisse haben Sie aus den Entwicklungen in diesem Jahr gewonnen? Die erste Überraschung war der Brexit, die zweite die Wahl von Trump zum US-Präsidenten. Beide zeigen, dass man Meinungsumfragen nur bedingt trauen kann. Vor allem aber belegen sie, dass die Wähler nicht länger bereit sind, Plattitüden und weitere vage Versprechen vom politischen Establishment hinzunehmen. Viel zu lange haben Politiker zu viel versprochen und nach den Wahlen nicht gehalten. In Europa geht nun die Angst um, dass die hohe Arbeitslosigkeit den Boden für weitere Protestabstimmungen bereitet.

Die Ironie ist, dass die Brexit-Kampagne dank zahlreicher, eher dem Reich der Phantasie zugehöriger Wahlkampfaussagen (drohende Flut von Immigranten aus der Türkei, Einsparungen von 350 Mio. Pfund pro Woche) und Versprechungen gewonnen wurde, die mit einem weiteren umfassenden Zugang zum europäischen Binnenmarkt unvereinbar sind. Fast alle wichtigen Brexit-Befürworter haben sich mittlerweile von diesen Versprechungen distanziert oder einen Rückzieher gemacht. Auch bei Trump gewann nur Stunden nach seiner Wahl zum Präsidenten der Pragmatismus die Oberhand, denn ihm dürfte nun dämmern, dass die Realpolitik der Umsetzung einiger seiner Versprechen im Wege steht: Aus einer Mauer wurde ein Zaun und aus der Abschaffung von Obamacare ein Nachbessern.

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