KI in Unternehmen: unverzichtbar oder ungenutzt?

25.04.2024

Viele Führungskräfte haben eine ambivalente Haltung gegenüber einem verstärkten KI-Einsatz und forcieren diesen deshalb in ihrem Bereich eher zögerlich. Das ergab eine Online-Befragung von Führungskräften des IFIDZ.

Wie stark werden KI-Tools in den Unternehmen sowie von deren Führungskräften in ihrem Arbeitsalltag schon genutzt und inwieweit erwarten sie, dass sich durch deren Einsatz die Führungskultur in den Betrieben verändert? Das wollte das Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Wiesbaden, bei seinem jüngsten Leadership-Trendbarometer von den teilnehmenden Führungskräften wissen. Die Online-Befragung von 173 Führungskräften in Unternehmen aus verschiedenen Branchen ergab, dass die meisten von ihnen ein ambivalentes Verhältnis zur KI-Nutzung in ihrem Betrieb sowie in ihrem eigenen Arbeitsalltag haben.

So sind zwar 80 Prozent der befragten Führungskräfte davon überzeugt, dass ein professioneller KI-Einsatz in ihrer Branche künftig eine erfolgsentscheidende Rolle spielen wird; nur 22 Prozent von ihnen nutzen solche KI-Tools wie ChatGPT, Deepl und Copilot jedoch heute bereits nahezu täglich.

Zudem setzen sich nur 21 Prozent von ihnen aktiv für eine stärkere Nutzung der KI-Technik in ihrem Arbeitsumfeld ein. Dies dürfte auch daran liegen, dass mehr als einDrittel (35 Prozent) von ihnen angeben, in ihrem Betrieb diesbezüglich keinerlei Unterstützung zu erfahren.

Damit korrespondiert, dass nur 26,3 Prozent der Führungskräfte sich zentral dafür verantwortlich fühlen, den KI-Einsatz in ihrem Verantwortungsbereich zu stimulieren. Die meisten von ihnen fühlen sich nur bedingt hierfür zuständig. Dies deutet nach Auffassung des IFIDZ auf ein „signifikantes Engagement-Defizit“ der Führungskräfte im KI-Bereich hin.

Dem widerspricht, dass
- 46 Prozent der Führungskräfte angeben, ihre Unternehmen böten für ihre Mitarbeiter bereits Schulungen an, um die KI-Integration zu unterstützen, und
- über 40 Prozent äußern, das Thema KI spiele bei ihren strategischen Planungen bereits eine wichtige Rolle.

Dem mittleren Management fehlt oft die nötige Orientierung

Die oft inkonsistenten Aussagen der Führungskräfte bei der Befragung zeigen nach Auffassung der Gründerin und Leiterin des IFIDZ Barbara Liebermeister, dass sich viele von ihnen dem Thema KI-Einsatz in ihrem Bereich und Arbeitsalltag „aktuell noch wenig systematisch und eher zögerlich nähern“ – auch weil in ihren Unternehmen noch kein Konsens bzw. Alignment darüber existiert, wie mit diesem Zukunftsthema umzugehen ist. Auch entsprechende strategische Vorgaben fehlen.

Als Gründe für ihr eher geringes Engagement für einenstärkeren KI-Einsatz nennen die Führungskräfte unter anderem Datenschutzbedenken, die in ihrer Organisation diesbezüglich bestehen. Außerdem sehen bei einem verstärkten KI-Einsatz mittelfristig durchaus die Gefahr, dass damit ein Verlust von Arbeitsplätzen einhergeht – insbesondere dann, wenn dieser zu einer verstärkten Automatisierung gewisser Aufgaben und Prozesse führt.

Etwa 20 Prozent fühlen sich hiervon sogar selbst mehr oder minder stark bedroht, unter anderem, weil bei einer eventuell sinkenden Mitarbeiterzahl auch weniger Führungskräfte benötigt werden.

Gastbeitrag von Barbara Liebermeister, Managementberaterin, Leiterin des Institut für Führungskultur im digitalen Zeitalter (IFIDZ), Wiesbaden.