Luxus – das Besondere fürs Depot

25.04.2024

Ulrich Müller, Investmentberater, Coach, Autor und Unternehmer / Foto: © Ulrich Müller Wealth Academy GmbH

Die Inflation hat deutsche Konsumenten seit Anfang 2022 fest im Griff. Doch das tut der Begeisterung für Luxusartikel keinen Abbruch. Im Januar meldete der Luxus-Konzern LVMH derart herausragende Zahlen, dass die eigentlich eher langweilige Aktie an nur einem Tag um mehr als 10 % nach oben schoss. Besonders auffällig in diesem Zusammenhang: Aktionäre versetzten die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr in Hochstimmung – eine Zeit also, in der Krise und Teuerung allgegenwärtig waren. finanzwelt sprach mit dem Investmentberater, Coach, Autor und Unternehmer Ulrich Müller über ein spezielles Marktsegment.

finanzwelt: Sind Luxus-Aktien solide Säulen für ein Depot?

Ulrich Müller» Die Unternehmensberatung Bain & Company sieht die Branche weiter auf Erfolgskurs. Bis 2030 könnte der weltweite Luxus-Markt auf 570 Mrd. Euro wachsen – gegenüber dem bisherigen Höchstwert von 345 Mrd. Euro aus dem Jahr 2022 ist das eine satte Steigerung. Wachstumstreiber innerhalb der Branche sind aus Sicht von Bain Kunden, die wenig preissensitiv sind und unabhängig von den ökonomischen Rahmenbedingungen gerne auf Besonderes setzen. Doch diese Zielgruppe umfasst inzwischen nur einen kleinen Teil der Luxus-Kunden. Recherchiert man in sozialen Medien, so fällt auf, dass selbst die als konsumkritisch geltende Generation Z auf Luxus-Accessoires setzt – gerne kombiniert mit Secondhand-Mode. Auch die Experten von PwC Deutschland bestätigten in einer Untersuchung aus dem vergangenen Jahr, dass junge Menschen bevorzugt Luxus und Secondhand kombinieren.

finanzwelt: Zählt der weltweite Tourismus auch zu den Treibern des Luxusmarkt?

Müller» Vor allem Asiaten shoppen teure Mitbringsel gerne auf Reisen. Das Ende der Pandemie sorgt für eine höhere Reiseaktivität und begünstigt den Absatz teurer Düfte oder Accessoires. Auch der ein oder andere edle Tropfen wird traditionell gerne im Duty-Free-Shop am Flughafen gekauft. Vor allem aber die junge Generation setzt beim Einkauf mehr und mehr aufs Online-Shopping. Aus diesem Grund haben Luxusmarken in den vergangenen Jahren ihr Engagement auf sozialen Medien und auch im Web 3.0 ausgebaut. Mit dabei sind unter anderem die Marke Yves Saint Laurent der L’Oréal-Gruppe, Prada oder auch Nike. Auch wenn der Hype um digitale Produkte auf der Blockchain in der allgemeinen Wahrnehmung abgeebbt ist, spielen Bitcoin und Co. für junge Käuferschichten eine große Rolle. Dass die Online-Parallelwelt für viele Vertreter der Generation Z fast ebenso wichtig ist, wie das wahre Leben, können vor allem die Eltern Heranwachsender tagtäglich beobachten. Findige Luxus-Konzerne haben dieses Potenzial längst erkannt und buhlen online um die Käuferinnen und Käufer von morgen.

finanzwelt: Global gesehen – wo liegen die Chancen bei den vielen starken Marken?

Müller» Nicht nur in Deutschland ist Luxus unabhängig von der Wirtschaftslage gefragt. Die einschlägigen Untersuchungen der Unternehmensberatungen nennen immer auch die regionale Ansprache von Kunden als Schlüssel zu steigenden Umsätzen in der Luxusbranche. In diesem Zusammenhang weiterhin interessant ist Asien und vor allem China. In China legte das Pro-Kopf-Einkommen zwischen 2013 und 2022 jedes Jahr um 8,1 % zu. Das zeigen Zahlen der Fondsgesellschaft Oddo BHF. Demnach könnten bis 2025 die Hälfte der chinesischen Haushalte der oberen Mittelschicht angehören. Da zugleich der Anteil des privaten Konsums an der Wirtschaftsleistung in China noch immer deutlich unter dem Niveau westlicher Industrieländer liegt, besteht Nachhol-Potenzial.

finanzwelt: Wie können nun die Anleger vom Luxus-Trend profitieren?

Müller» Beliebt sind Luxus-Konglomerate wie LVMH. Der französische Konzern um CEO Bernard Arnault, der es auch dank des ungebrochenen Luxus-Trends in die weltweite Top drei der Superreichen geschafft hat, bietet mittels seiner Aktie Zugang zu zahlreichen Luxus-Marken. Mit dabei sind Dior, TAG Heuer, Dom Pérignon und natürlich auch Louis Vuitton. Mit diesen starken Marken deckt LVMH viele Bereiche ab. Dazu gehören edle Uhren ebenso wie Schmuck, Taschen oder auch Schaumwein der edelsten Sorte. Ähnlich aufgestellt wie LVMH sind L’Oréal, Kering, Estée Lauder oder Richemont. Um Chancen mit Aktien aus dem LuxusSegment bewerten zu können, kommt es entscheidend auf Geschäftsmodelle und Marken an. Ist ein Unternehmen breit aufgestellt und trifft es bei Kunden einen Nerv, sorgt das für stetige Umsätze. Besonders wichtig ist es, einen Draht zur jungen Generation zu haben und in aufstrebenden Regionen der Welt zu punkten. Ist eine Luxus-Marke online präsent und schafft sie es, eine gewisse Community aufzubauen, ist das ein Pluspunkt. Auch gute Geschäfte in Asien und insbesondere China sind Qualitätsmerkmale für Luxus-Unternehmen. Setzt man diese Eigenschaften ins Verhältnis zur Bewertung der Aktie, gelingt eine erste Einschätzung. Auch ETFs auf den Luxus-Sektor können eine Lösung sein. Diese bündeln gleich mehrere Unternehmen und streuen so das Risiko. Der Luxus-Markt bleibt langfristig interessant – Anleger können sich diesen Trend auf verschiedene Weisen zunutze machen. (sg)

Info

Ulrich Müller hat fast 30 Jahre Börsenerfahrung und ist Gründer der bekannten Ulrich Müller Wealth Academy in Halstenbek bei Hamburg. Mit Gruppenseminaren und individuellen Coachings zu den Themen „Investieren mit Strategie“ und „Trader Mental Coaching“ werden Teilnehmende dazu ausgebildet, ihr Geld erfolgreich an der Börse zu investieren. Vor der Gründung der UMWA war der studierte Finanzwirt 17 Jahre als Investmentberater tätig, dabei wurden seine Anlageentscheidungen von mehr als 10.000 Investmentberatern übernommen. Über viele Jahre entwickelte er seine eigenen Analyse- und Bewertungssysteme im Bereich Aktien & Optionen, die er nun in seiner Akademie an private Anleger weitergibt. Seit Mai 2023 ist er zudem Aufsichtsratsvorsitzender einer Aktiengesellschaft.