Europäische Aktien 2017 erste Wahl?

25.11.2016

Tim Stevenson

Auf wirtschaftlicher Ebene hat sich gezeigt, dass niedriges Wachstum 1-1,5% bedeutet und wir uns besser damit anfreunden. Daneben ist der Preisauftrieb zwar weiter schwach, beschleunigt sich aber, während die quantitative Lockerung an ihre Grenzen stößt. Eine weitere Erkenntnis: Negative Zinsen schaden Volkswirtschaften mehr, als sie nützen und verhindern, dass sich Banken erholen. Zugleich sollten wachstumsstarke Unternehmen ihren Bewertungsaufschlag behaupten können. Aber wie viel Anleger bereit sind zu zahlen, bleibt unklar und Gegenstand heftiger Debatten.

Welche zentralen Themen werden die Märkte, in die Sie investieren, 2017 vermutlich maßgeblich beeinflussen?

In der Eurozone dürfte sich die Inflation dem Ziel von 2% nähern. Zudem werden die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen wohl steigen. Das wird Einfluss darauf haben, wie Aktien mit langfristigem Wachstum bewertet werden. Einen Teil ihrer hohen Prämien der letzten Jahre werden sie wohl abgeben müssen. Andererseits lässt sich nicht sagen, wie hoch die Anleihenrenditen steigen werden – nach meiner Meinung bis 2018 nur wenig – und welche Prämien für Wachstumsaktien in einer Welt mit vermutlich weiter schwachem Wachstum gezahlt werden müssen.

Bis Ende 2017 wird die US-Notenbank ihre geldpolitischen Zügel anziehen. Und bis dahin wird auch die Europäische Zentralbank klargestellt haben, dass sie 2018 aus ihren quantitativen Lockerungen aussteigt.

Auf politischer Ebene werden 2017 die Wahlen in den Niederlanden, Frankreich und Deutschland sicherlich und andere politische Ereignisse vielleicht eine große Rolle spielen. Nach den Entwicklungen in diesem Jahr sind Prognosen noch riskanter geworden. Aber ich erwarte keine so hohen Verluste für die etablierten Parteien, wie wir sie beim Brexit-Votum und der Trump-Wahl gesehen haben.

Nach enttäuschenden Jahren werden die Gewinne in Europa meines Erachtens endlich wieder wachsen, getragen von höherer Nachfrage, günstigen Währungseffekten, weniger Austerität und möglichen, wenngleich moderaten fiskalischen Lockerungen.

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