Garantien müssen neu definiert werden

01.04.2022

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„Garantien sind auch im Nullzinsumfeld wichtig und sinnvoll. Sie müssen aber neu definiert werden“, diese Forderung erhob Dr. Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV), während einer Online-Diskussion des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA).

Seine Begründung dafür: „Bislang wurden Garantien häufig als mindestens erwartete Rendite verstanden. In Anbetracht von Kapitalmarktzinsen von fast null ist diese Sichtweise nicht mehr sinnvoll und zeitgemäß. Vielmehr sind Garantien heutzutage als eine Art Airbag der Verlustbegrenzer für den Fall sehr schlechter Kapitalmarktentwicklungen.“ Um diese Aufgabe zu erfüllen, dürfe das Garantieniveau in den Altersvorsorgeprodukten aus aktuarieller Sicht nicht zu hoch sein. Sonst seien die Unternehmen nicht mehr in der Lage, ihre Kapitalanlagen ertragreich zu diversifizieren. Die Expertendiskussion reagierte auf aktuelle weltwirtschaftliche Entwicklungen und geopolitische Risiken.

Die Inflation sei gekommen, um zu bleiben und sie werde hoch bleiben. So lautete eine zentrale Feststellung der Diskussionsrunde. Diese Realität hole gerade die Europäische Zentralbank ein, die noch bis vor Kurzem von einem Rückgang der Inflation in diesem Jahr ausgegangen war. Daher finde derzeit in der EZB ein Umdenken statt. Sie werde die Zinsen in absehbarer Zeit erhöhen, eine andere Reaktion lasse die aktuelle Inflationsrate gar nicht zu. So die Experten. Einen Tag zuvor war der Wert für März auf 7,3 % geklettert.

Die Experten in der Runde gingen allerdings nicht davon aus, dass die Zinsen in Europa so stark steigen werden wie in den USA. Zum einen sei in Europa die Inflation noch auf bestimmte Preissegmente konzentriert, während in den USA mit fünf % bereits ein starkes Lohnwachstum eingesetzt habe. Zum anderen würden die derzeit hohen Verschuldungsgrade einen Anstieg wie in früheren Jahren nicht mehr zulassen. (hdm)