Zweitgrößte Bankenpleite in der Geschichte der USA

03.05.2023

Markus Blaschzok, Chefanalyst SOLIT Gruppe / Foto: © SOLIT

Ein Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe:

Der Aktienkurs der First Republic Bank war seit Februar um 98 % eingebrochen und ein Zusammenbruch drohte. Wie die Silicon Valley Bank geriet die First Republik durch den schnellen Zinsanstieg und den Abfluss von 100 Mrd. US-Dollar an Einlagen in Kapitalnot. Elf Banken versuchten am 16. März die Bank mit frischen Einlagen in Höhe von 30 Milliarden Dollar zu retten. Die First Republic griff auch auf Liquidität der die Federal Home Loan Bank, sowie die Liquiditätslinie (BTFP) der Federal Reserve zurück, um sich über Wasser zu halten.

Die Rettung scheiterte und so wurde die unmittelbar vor dem Bankrott stehende Bank am Wochenende von den US-amerikanischen Aufsichtsbehörden übernommen, um folgend in einem Bieterverfahren weiterverkauft zu werden. JPMorgan Chase gewann hierbei zu einem günstigen Ausverkaufspreis, ähnlich der Übernahme der Investmentbank Bear Stearns in 2008. JPMorgan Chase wird nach eigenen Angaben von diesem Deal profitieren mit einem einmaligen Gewinn in Höhe von 2,6 Mrd. US-Dollar, da die Hälfte der Verluste vom Einlagensicherungsfonds übernommen werden, für den ein geschätzter Verlust in Höhe von 13 Mrd. US-Dollar entstehen wird. Darüber hinaus erhält JPMorgan eine Finanzierung der FDIC in Höhe von 50 Mrd. US-Dollar.

Keine der 92 Mrd. US-Dollar an Kundeneinlagen gehen verloren, womit Sorgen der Anleger vor einem Verlust ihrer Ersparnisse zerstreut wurden. Das Kreditportfolio in Höhe von 173 Mrd. und 30 Mrd. US-Dollar an Wertpapieren geht ebenfalls in die Hände von JPMorgan über. Die Aktionäre der First Republic gehen jedoch leer aus, da die Bank erst von FDIC beschlagnahmt und danach verkauft wurde.

Nach der Silicon Valley Bank und der Signature Bank ist der Bankrott der First Republic Bank die dritte große amerikanische Bankenpleite in diesem Jahr und die zweitgrößte in der Geschichte des Landes.

Nach der vom Steuerzahler finanzierten Rettung erklärte der CEO von JPMorgan, Jamie Dimon, gestern in einer Telefonkonferenz für Investoren, dass "das System sehr, sehr solide ist". JPMorgan Chase hält mittlerweile 10 % aller amerikanischen Einlagen und ist damit too big to fail. Dank des Zinsanstiegs auf 5,25 %, konnte JPMorgan die First Republic zu Centbeträgen für den Dollar kaufen, wobei die FDIC den toxischen Müll behalten wird.

Jonathan McKernan, Mitglied des FDIC-Vorstands, sagte in einer Erklärung: „Wir sollten anerkennen, dass Bankzusammenbrüche in einem dynamischen und innovativen Finanzsystem unvermeidlich sind. … Wir sollten uns auf diese Bankzusammenbrüche vorbereiten, indem wir uns auf strenge Kapitalanforderungen und einen wirksamen Abwicklungsrahmen konzentrieren, da dies unsere beste Hoffnung ist, die Rettungskultur in unserem Land zu beenden, die Gewinne privatisiert und Verluste sozialisiert.“

Wenn Regierungen, Notenbanken und Einlagensicherung bei einer Bankenpleite stets zur Hilfe eilen, verleitet dies Banken dazu größere Risiken einzugehen. Sinnvoller wäre es die Rettungspolitik zu beenden und Banken marktwirtschaftlich in die Insolvenz zu schicken, wobei Einleger einen Haircut ihrer Ersparnisse hinnehmen müssten. Dies würde das richtige Signal senden und die Banken dazu motivieren geringere Risiken einzugehen und diese besser zu managen, was das System stabiler machen würde.

Goldpreis kann nicht von der Pleite der First Republic profitieren

Mit dem Bankrott der Silicon Valley Bank im März herrschte an den Märkten die Angst vor einer Neuauflage der Bankenkrise von 2008. Man antizipierte neue QE-Programme und fühlte sich durch die Kreditlinien des Bank Term Funding Programm (BTFP) in dieser Annahme bestätigt, worauf der Goldpreis aus dem Stand um 200 US-Dollar nach oben schoss. Seither haben sich die Wogen jedoch geglättet und auch die neue Bankenpleite erforderte kein neues QE-Programm, sondern es konnte eine Lösung ohne das neue Drucken von Geld aus dem Nichts gefunden werden. Eine systemische Bankenkrise blieb bisher aus und nachdem nun auch die zweitgrößte Bankenpleite in der US-Geschichte durch die FDIC und eine folgende Übernahme gelöst werden konnte, sendet dies das Signal, dass die Großbanken diesmal stark genug sind und kein systemisches Risiko droht, was die Sorge vor weiteren Bank Runs verringert.

Der Goldpreis handelt unverändert zur Vorwoche um die Marke von 1.980 US-Dollar und damit unmittelbar oberhalb eines wichtigen Aufwärtstrends. Sollte dieser im Umfeld eines stärkeren US-Dollars nun brechen, so würde dies wahrscheinlich den Anfang einer mehrwöchigen Korrektur markieren. Der Silberpreis fiel ebenfalls zurück unter die Marke von 25 US-Dollar, wobei hier die wichtige Unterstützung bei 24,50 US-Dollar liegt. Sollte der Goldpreis korrigieren, so wird sich auch der Silberpreis diesem Sog nicht entziehen können und ebenfalls den vorherigen Anstieg in diesem Jahr korrigieren.

Der USD-Index (USDX), sowie der Euro sind im Begriff eine Trendwende einzuleiten, was zu weiterem Verkaufsdruck am Goldmarkt führen würde. Grundsätzlich darf es nicht verwundern, dass der Goldpreis nach einer Rallye von 440 US-Dollar (+26 %) binnen eines halben Jahres auch einmal einen Rücksetzer vollzieht. Eine Korrektur am Goldmarkt im Rahmen einer Rallye des US-Dollars würde neue Chancen für günstige Käufe bieten, die man in den nächsten Wochen und Monaten nutzen könnte.

Zinsanhebung der US-Notenbank am Mittwoch

Die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Zinsschritt der US-Notenbank um 25 Basispunkte am Mittwochabend liegt nach den Fed Funds Futures aktuell bei 96 %. Sollte sich Fed-Chef Jerome Powell auf der anschließenden Pressekonferenz hawkish äußern, so dürfte dies den US-Dollar stützen und den Goldpreis unter Druck setzen.

Interessant ist die optimistische Einschätzung des Marktes von zwei Zinssenkungen bis Jahresende. Womöglich wird Powell eine Pause ankündigen, Zinssenkungen in diesem Jahr jedoch ausschließen, so wie es viele Notenbanker davor bereits kommuniziert hatten. Der USD-Index (USDX) ist gerade dabei einen Abwärtstrend zu brechen, worauf eine Erholung bis 105,5 Punkte folgen könnte, wenn sich die Fed am kommenden Mittwoch hawkish geben sollte.

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Folgt nun ein Bruch des Abwärtstrends, nachdem der USDX ein doppeltes Tief ausgebildet hat?

Aktuell ist es sehr spannend, denn die Trendbrüche beim USDX und dem Euro deuten auf eine Korrektur am Gold- und Silbermarkt hin. Die letzte Hoffnung der Bullen ist der Fed-Zinsentscheid und die anschließende Pressekonferenz mit US-Notenbankchef Jerome Powell am morgigen Abend um 20 Uhr. Sollte dieser anstatt hawkisch jedoch dovish sein, so würde dies den US-Dollar nach unten prügeln, während der Goldpreis seine wichtige Unterstützung halten und wieder ansteigen könnte. Sollte Powell jedoch hawkish sein, steigt die Wahrscheinlichkeit für eine Korrektur des Goldpreises in den nächsten Tagen und Wochen sehr an.

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