Zwei Einbahnstraßen in Folge

25.04.2019

Phillipp van Hove / Foto: © HANSAINVEST

Die Jahresanfangsrallye hat die Sonderangebote ausradiert

Auf den Schultern eben dieser beiden Faktoren lastet aber auch die Verantwortung für eine Fortsetzung der bisherigen Aufwärtsbewegung. Dabei gilt festzuhalten: Europas Aktienmarkt ist seit Jahresbeginn um über 15 % teurer geworden. Ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 11, das – vielleicht auch mit dem Restalkohol der Silvesternacht – dem einen oder anderen als Opportunität erschien, liegt jetzt bei knapp 13. Rückblickend über die letzten fünf bis zehn Jahre nicht teuer, aber eben auch kein Schnäppchen mehr.

Insofern schauen wir uns nach möglichen Belastungsfaktoren um: Aus Sicht global agierender Investoren wird eine konjunkturelle Abkühlung Chinas immer noch als größtes Risiko gehandelt. Gleich danach folgt der offene Handelskonflikt mit den USA. Beide sind eng miteinander verbunden. Derzeit scheint jedenfalls der im Wochenabstand wiederholte Satz „Die Gespräche laufen“ bereits ausreichend, um diese Sorgen soweit zu dämpfen, dass Europas Aktienmärkten noch mehr zugetraut wird.

Die Europa-Wahl wird noch unterschätzt

Auf der anderen Seite werden die Europa-Wahlen und der Brexit – was kalendarisch als erstes kommt, bleibt abzuwarten – nur von wenigen als möglicher Belastungsfaktor empfunden. Bezüglich der Europa-Wahl vermute ich allerdings, dass es mit näher rückendem 26. Mai noch für Unruhe sorgen wird, wenn die Wahl-Umfragen als rechts- oder linksextrem empfundenen Parteien größere Zugewinne vorhersagen.

Und beim Brexit? Nun, da bin ich tatsächlich gespalten. Ein flächiges Engagement hat Stand heute somit für mich eher den Charakter einer Wette. Insofern sind für die Insel selektive, fundamental begründete bottom-up Investments, die sich weitestgehend unabhängig vom Ausgang des parlamentarischen Ränkespiels der Briten, gut zu schlagen versprechen, das Gebot der Stunde.

Sicher bin ich mir nur in einer Hinsicht: Die kommenden drei Quartale wird Europas Aktienmarkt keine Einbahnstraße bleiben.

Marktommentar von Philipp van Hove, CFA, Leiter Portfolio- und Assetmanagement SIGNAL IDUNA Asset Management