Zufriedenes Mieterland

04.05.2021

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Aktivität draußen ist verpönt, Stubenhockerei dagegen in: So könnte man die offiziellen Vorgaben zur coronagerechten Freizeitgestaltung zusammenfassen. Eine Umfrage des digitalen Immobilienmanagers objego legt den Schluss nahe, dass sich die Deutschen sich in der (unfreiwillig) mehr zu Hause verbrachten Zeit nicht unbedingt unwohl fühlten.  

Deutschland ist mit deutlichem Abstand der größte Staat der EU – und zugleich der, in dem prozentual die meisten Menschen zur Miete wohnen: Für ca. 60 % der Bundesbürger sind die eigenen vier Wände nur gemietet. Wie aus der objego-Umfrage hervorgeht, haben auch die besonderen Umstände des vergangenen Jahres nicht viel an der Zufriedenheit mit der eigenen Wohnsituation geändert – und das obwohl viele Arbeitnehmer ihren Alltag im Homeoffice meistern, viele nebenbei noch ihre Kinder beschulen mussten und in manchen Gegenden selbst das einfache Verlassen der eigenen vier Wände unter Strafe stand. Von den 2.500 Befragten der objego-Umfrage gaben 80 %, dass sie im vergangenen Jahr nichts unternommen hätten, um ihre Wohnsituation zu ändern, sei es durch Umzug oder Renovierung. Lediglich 10 % haben in die Verschönerung ihres Wohnraums investiert, was aber auch damit zusammenhängen könnte, dass aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen von Corona vielen Menschen das Geld dafür fehlte. Dass die Deutschen mit ihrer Wohnsituation insgesamt wohlfühlen, machte 2019 bereits der Good Home Report deutlich, in dem sich 90 % der Deutschen trotz gestiegener Mieten mit der eigenen Wohnsituation zufrieden zeigten.

Je mehr man etwas nutzt, desto mehr hat man von den Kosten, die man dafür aufwendet. Dieser Logik nach rentiert sich eine Mietswohnung vor allem dann, wenn man viel Zeit zu Hause verbringt. Diesem Schluss stimmen 35 % der Befragten zu und sind der Meinung, dass sich ihre Miete im Corona-Jahr 2020 besonders gelohnt habe.

Bei den Veränderungswünschen steht nach wie vor noch die eigene Wohnung im Fokus des Interesses: So würden 17 % der Mieter mit dem Wunsch nach Veränderung ihre bestehende Wohnung verschönern. Lediglich 8 % würden sich gerne vergrößern, am liebsten gleich aus der Stadt wegziehen würden gerade einmal 7 %.

„Wegziehen wollen immer nur die anderen“

Durch die Coronaeinschränkungen wurde so manchem bewusst, was es bedeutet, mehr Platz zum Wohnen zu haben – was sich kostengünstiger auf dem Land realisieren lässt als in der Stadt. Den Umzug aufs Land wünschen sich jedoch nur 7 % der Studienteilnehmer und gerade einmal 1,6 % haben bereits die Stadt- gegen die Landluft getauscht. Das subjektive Gefühl, dass das Interesse am Landleben steigt, ist jedoch deutlich stärker ausgeprägt: So gaben 43 % der Umfrageteilnehmer an, dass sie bereits wahrgenommen hätten, dass mehr Menschen aufs Lands ziehen möchten.

Sollte in den kommenden Jahren tatsächlich ein Trend zum Eigenheim auf dem Land aufkommen, würde das naturgemäß wohl auf wenig Gegenliebe bei Vermietern stoßen. Die Befürchtung ist durchaus weit verbreitet: So gaben 42 % der von objego befragten Vermieter an, dass sie fürchten, Deutschland würde sich von einem Land der Mieter zu einem der Eigenheimbesitzer verwandeln – und damit einen Spitzenplatz in der EU abgeben. (ahu)