„Zölle werden kommen – es ist nur eine Frage des Wie und Wann
24.01.2025
Mark Dowding ist Chief Investment Officer bei BlueBay - Foto: © RBC BlueBay Asset Management
Zu Beginn dieser Woche stand die Amtseinführung von Donald Trump im Mittelpunkt des Interesses. Der 47. US-Präsident verschwendete keine Zeit und unterzeichnete nach seiner Ankunft im Oval Office zahlreiche Durchführungsverordnungen (Executive Orders).
Viele seiner Maßnahmen waren bereits im Vorfeld angekündigt worden. In der entscheidenden Frage der Handelszölle gab es keine zusätzlichen Informationen, die die Märkte hätten beeinflussen können. Es waren lediglich Kommentare zu vernehmen, die für Ende nächster Woche Zölle in Höhe von 25 Prozent auf mexikanische und kanadische Importe vorschlugen und auf illegale Migration und Drogenhandel hinwiesen.
Vor diesem Hintergrund tendierte der US-Dollar in den vergangenen Tagen etwas schwächer, während Risikoanlagen weiterhin relativ gut gehandelt wurden. Die Befürchtungen, dass die Zölle zu größeren wirtschaftlichen Störungen führen könnten, haben sich bisher nicht bewahrheitet. Dennoch wäre es unserer Meinung nach falsch, in dieser Frage selbstzufrieden zu sein. Aus unserer Sicht haben wir nun genug gehört, um zu wissen, dass Zölle kommen werden – es ist eher eine Frage des Wie und Wann.
Die neue US-Regierung ist bestrebt, die Zölle auf dem legislativen Weg durchzusetzen, damit die dadurch erzielten Einnahmen zum Abbau des Haushaltsdefizits beitragen können. Das wird jedoch wahrscheinlich einige Monate in Anspruch nehmen und es besteht kein Zweifel daran, dass Trump und sein Team es eilig haben.
Darüber hinaus wird ein legislativer Prozess den Spielraum von Trump einschränken, Deals zu machen oder bilaterale Vereinbarungen zu erzielen. Es ist zu beobachten, wie Trump bereits jetzt die Androhung von Zöllen gegenüber anderen Ländern nutzt, um weitreichende Ziele in der Außenpolitik, der Energiepolitik und der Einwanderungspolitik zu erreichen. Insofern wird es uns nicht überraschen, wenn der Dealmaker Trump dieses Instrument auch in Zukunft beibehalten will.
Kurzfristig besteht jedoch eine große Unsicherheit. Es gibt eine breite Palette von Szenarien, die für die Weltwirtschaft jeweils besser oder schlechter sein könnten.
Bemerkenswert ist, dass sich Trump und sein Team in den vergangenen Wochen relativ zurückhaltend gezeigt haben, was Zölle gegenüber Mitgliedstaaten der Europäischen Union (EU) angeht. Man könnte sich fragen, ob Trump geneigt ist, etwas Mitleid mit der Wirtschaft in der Eurozone zu zeigen. Aus unserer Sicht wäre es aber falsch, daraus zu schließen, dass die EU nicht bald in die Schusslinie der neuen Regierung geraten wird.
Unserem Verständnis nach stehen zunächst Kanada und Mexiko im Fokus, da diese beiden Länder den größten Anteil am US-Handel haben. Trumps Zorn wird sich jedoch bald über den Atlantik hinweg richten.
Der Beginn des Jahres 2025 war bisher relativ atemlos – und wir bezweifeln, dass der Trubel an den Börsen in absehbarer Zeit nachlassen wird. Am stärksten überzeugt sind wir von künftiger Volatilität: Es würde uns nicht überraschen, wenn einige Märkte das Jahr in etwa dort beenden, wo sie es begonnen haben, während es in der Zwischenzeit erhebliche Schwankungen nach oben und unten gibt. Das bedeutet, dass für Investoren das Timing beim Handel und die Wahl der richtigen Ein- und Ausstiegspunkte sehr wichtig sein werden. Das setzt ein gewisses Maß an Disziplin bei der Entscheidungsfindung voraus.
Es kann folglich Zeitpunkte im Jahr geben, an denen wir ein erhöhtes Risikoniveau beibehalten. In anderen Situationen – wie beispielsweise im aktuellen Umfeld –, werden wir uns hingegen mit einem viel geringeren aktiven Risiko zurücklehnen und versuchen, den richtigen Moment für erneute Engagements zu finden.
Marktkommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.