Zinsen verteuern Pensionslösungen
06.08.2014
Die anhaltende Niedrigzinspolitik in der Euro-Zone zeigt laut Towers Watson deutliche Auswirkungen auf die Pensionspläne deutscher Unternehmen.
(fw/hwt) In der ersten Jahreshälfte rutschte der Ausfinanzierungsgrad der DAX Pensionspläne auf 61,3 %, ein Minus von vier Prozentpunkten gegenüber dem Jahresende 2013 (65,3 %). Auch der Ausfinanzierungsgrad der Pensionspläne im MDAX ging von 51,4 % auf 48,1 % zurück. Das zeigt die Modellberechnung „German Pension Finance Watch" der Unternehmensberatung Towers Watson. Die Ursache für den Rückgang sehen die Towers-Watson-Experten im Absinken des Rechnungszinses auf 3,07 %. Ende 2013 lag er noch bei 3,65 %. „Durch das Absinken des Rechnungszinses im ersten Halbjahr ist die Entwicklung des Ausfinanzierungsgrades der Pensionspläne insgesamt rückläufig", konstatiert Dr. Thomas Jasper, Leiter des Beratungsbereichs Retirement Solutions bei Towers Watson. „Schwankungen des Ausfinanzierungsgrades sind aber normal und mit Blick auf die Langfristigkeit der betrieblichen Altersversorgung kein Grund zur Beunruhigung." Auch aufgrund des gesunkenen Rechnungszinses stieg der Wert, mit dem die Pensionsverpflichtungen der DAX-Unternehmen in die Bilanz eingehen, im ersten Halbjahr 2014 um 11,1 % auf 336,8 Mrd. Euro. Das Planvermögen stieg weiterhin kontinuierlich an und lag zur Jahresmitte 2014 bei 206,6 Mrd. Euro (+ 4,3 % seit Jahresanfang). Im MDAX zeigte sich dieselbe Dynamik, wenn auch auf geringerem Niveau: Die Pensionsverpflichtungen stiegen um 11,2 % auf 56 Mrd. Euro, das Planvermögen legte um 4,1 % auf 27 Mrd. Euro zu.
Durch die niedrigen Zinsen werde für die Unternehmen der Spagat zwischen den Kosten für die bAV und dem Anspruch, den eigenen Mitarbeitern möglichst attraktive Angebote zu machen, schwieriger. „Eine Konsequenz des niedrigen Zinsniveaus und des erneut gesunkenen Rechnungszinses ist, dass alle bestehenden Pensionslösungen mit festen Zinszusagen in den letzten Jahren teurer geworden sind", stellt Jasper fest. Dabei nehme die Bedeutung von bAV-Angeboten für die Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern stetig zu. Das habe zuletzt auch die im Mai veröffentliche Towers-Watson-Studie „Altersversorgung und bAV aus Mitarbeitersicht" gezeigt, für die in Deutschland 2.000 Arbeitnehmer befragt worden seien. Demnach vertrauten nur noch 26 % der Befragten darauf, dass die gesetzliche Rente ihnen ein angemessenes Renteneinkommen bereitstellen werde. Für 45 % sei die bAV die wichtigste oder zweitwichtigste Einkommensquelle im Alter. Von dem wachsenden Stellenwert profitierten die Unternehmen, die adäquate bAV-Angebote bereitstellten. 28 % der Mitarbeiter hätten angegeben, dass die bAV ein wichtiger Grund für die Entscheidung für ihren derzeitigen Arbeitgeber gewesen sei. Für 41 % sei sie ein wichtiger Grund, bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu bleiben.