Zertifikatebranche schaut optimistisch in die Zukunft

21.12.2017

Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivate Verband / Foto: © Deutscher Derivate Verband

Ein starkes Jahr klingt aus. Wie schaut die Branche der strukturierten Wertpapiere auf das nun zu Ende gehende Jahr? Welche Trends setzten sich fort und wie sieht es überhaupt mit den Kosten bei Zertifikaten aus? Lars Brandau, Geschäftsführer des Deutschen Derivate Verbands, bezieht im Interview Stellung.  

finanzwelt: Herr Brandau, die Hausse an den Finanzmärkten geht ins neunte Jahr. Anleger, die vermehrt auf kapitalmarktnahe Finanzprodukte im Portfolio setzen, können durchaus guten Mutes sein. Welches Résümé ziehen Sie für die Branche der strukturierten Wertpapiere?

Brandau: Durchaus ein zufriedenes. Ein Blick auf die Volumensdaten seit Jahresbeginn 2017 zeigt bis zum Stichtag Ende Oktober einen leicht positiven Trend. Es bleibt spannend, wie sich die weitere Entwicklung darstellt. Das ist natürlich auch ganz zentral von den allgemeinen Rahmenbedingungen auf den Finanzmärkten (Stichworte: Drosselung der Anleihenkäufe durch die Notenbanken, Zinserhöhungsphantasie in den USA und Euroraum) abhängig. Teilschutz-Produkte zählten im Jahresverlauf wieder zu den Gewinnern – analog zur Entwicklung im vergangenen Jahr – aber auch Zertifikate mit vollständigem Kapitalschutz scheinen den Turnaround hinter sich zu haben und registrieren Volumenszuwächse. Das stimmt doch zuversichtlich. Abgesehen davon war 2017 auf der regulatorischen Seite maßgeblich von den Vorbereitungen zur Umsetzung der MiFID II-Richtlinie geprägt. Ein wahrer Kraftakt für die Emittenten.

finanzwelt: Sie sprachen es schon an. Welche Produkte standen im Fokus des Anlegerinteresses?

Brandau: Bei den Anlageprodukten waren es insbesondere Aktienanleihen und Express-Strukturen. Das in diese beiden Produktkategorien investierte Volumen belief sich Ende Oktober zusammen auf knapp 22 Mrd. Euro. Das war fast ein Drittel des Gesamtmarkts. Und laut unserer jährlichen Emittentenumfrage erwarten 70 Prozent der Emittenten in 2018 bei den Express-Zertifikaten die größten Zuwächse. Allerdings könnten nun, mit den steigenden Märkten, auch wieder andere Produkte vermehrt in den Fokus rücken. So beispielsweise die Klassiker Discount- und Bonus-Zertifikate. Positiv ist auch die Entwicklung bei strukturierten Anleihen, die sich durch vergleichsweise attraktive Risikoaufschläge vom allgemeinen Zinsniveau abheben. Und für professionelle Anleger steht natürlich die Bandbreite an gehebelten Produkten zur Verfügung.

finanzwelt: Rendite und Kosten sind zwei Seiten einer Medaille. Nun haben Sie aktuell eine Studie zu den Gesamtkosten und Kostenkomponenten bei der Anlage in Zertifikate vorgestellt. Was hat es damit auf sich?

Brandau: Da sprechen Sie in der Tat ein sehr interessantes Thema an. Die vom Wissenschaftlichen Beirat des Deutschen Derivate Verbands vorgelegte, sehr umfangreiche Studie kommt zum Schluss, dass die Kosten bei Anlagezertifikaten deutlich niedriger sind als viele Marktteilnehmer wohl glauben. Das Kostenthema treibt natürlich viele Anleger um, denn bei aktiv gemanagten Fonds haben sie beispielsweise per se mit einem höheren Kostenblock zu rechnen. Das Fonds-Management will ja den Vergleichsindex schlagen und fordert dafür eine Fee. Das ist bei passiven Anlageprodukten anders. Und hier sollten Anleger genau hinschauen und zwischen den einzelnen Produktklassen vergleichen. Die Zertifikate-Industrie braucht sich diesbezüglich nicht zu verstecken und kann den Wettbewerb mit anderen Wertpapierprodukten durchaus aufnehmen. Und mit der Offenlegung der Gesamtkosten setzen wir auch ein deutliches Zeichen in der anhaltenden Diskussion um eine verbesserte Transparenz für den Anleger.