Wohnungsneubau beweist Krisenresistenz

19.12.2020

Alexander Schlichting, Vorstandsvorsitzender PROJECT Beteiligungen AG / Foto: © PROJECT

Wie stehen Projektentwicklungen in der Krise da? Und worauf müssen Anleger und Vermittler achten? Im finanzwelt Interview steht Alexander Schlichting, der neue Vorstandsvorsitzende der PROJECT Beteiligungen AG, Rede und Antwort.

finanzwelt: Hat Corona einen negativen oder gar positiven Impact auf PROJECT, die Projektentwicklungen oder die Fonds? Alexander Schlichting» Corona traf unerwartet ein und hat die gute Stimmung, die am Jahresanfang herrschte, gedämpft. Aufgrund des harten Lockdowns im Frühjahr standen wir vor allem organisatorischen Anforderungen gegenüber, konnten diese jedoch mit dem Einsatz aller Mitarbeiter sehr gut meistern. Beim Wohnungsabverkauf kam es wegen ausbleibender Besichtigungen und teilweise geschlossenen Notariaten erwartungsgemäß zu einem Rückgang. Inzwischen stehen wir wieder auf dem Niveau des Vorjahres. Bei den Ankäufen von Grundstücken und der Vergabe von Gewerken agieren wir insgesamt defensiver, warten die weitere Entwicklung ab und nutzen eventuelle Preiskorrekturen zugunsten unserer Fondsinvestoren.

finanzwelt: Wenn Sie Stand heute Ihr Research-Team fragen würden: Wie sieht es aus in puncto Wohnimmobilien in Deutschland? Schlichting» Der Sektor Wohnungsneubau beweist enorme Krisenresistenz. Das zeigen aktuelle Studien wie das Herbstgutachten der Immobilienweisen sowie auch die Ergebnisse unserer noch druckfrischen Wohnungsmarktanalyse für Neubauwohnungen in ausgewählten Metropolregionen für das dritte Quartal dieses Jahres. Die Robustheit des Wohnimmobilienmarkts zeigt sich an allen untersuchten Standorten. Nach Volumen- und Umsatzrückgängen in den ersten beiden Quartalen sehen wir wieder eine Erholung. Ob der Trend so bleibt, kommt entscheidend auf den Umfang und die Dauer weiterer Einschränkungen an. Künftige geringere Preisdynamiken oder sogar Preiskorrekturen kann man aber, nach aktueller Sachlage, nicht ausschließen.

finanzwelt: Wie sieht es in Ihren Märkten aus, sprich in den 5 Big Ones? Schlichting» Berlin, wo wir aufgrund der Anzahl der Entwicklungen besonders präsent sind, verzeichnet inzwischen ein Preisniveau über 7.000 Euro pro Quadratmeter, 4,2 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Im Vergleich zur letzten Auswertung stellt dies einen leicht reduzierten Wert dar. Mehr Preisdynamik herrscht dagegen im Umland. München rangiert nach wie vor an der Spitze, die von uns untersuchten Angebotspreise stiegen dort um durchschnittlich 10 % auf inzwischen 11.088 Euro. Auch hier sehen wir starke Preiszuwächse in den angrenzenden Landkreisen. In Hamburg haben geringe Objektzahlen zumeist im Luxussegment ein zweistelliges Wachstum auf ein Niveau von nun 7.000 Euro ausgelöst. Die Preise liegen hier nach München und Frankfurt inzwischen an dritter Position. Frankfurt belegt mit niedrigen Preiszuwächsen von zuletzt 1,5 % immer noch den zweiten Platz. Die meisten Vertriebsstarts liegen derzeit in den Randlagen der Stadt, die höhere Preissteigerungen aufweisen als die Kernstadt. Allein in Köln stagnieren die Preise bei 5.700 und 5.900 Euro pro Quadratmeter, was auch an der räumlichen Verteilung der Objekte – im Moment mehrheitlich in günstigeren Lagen rechts des Rheins – liegt. Gute Lagen werden zu deutlich höheren Preisen gehandelt.

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