Wohnen ist alternativlos
31.01.2023
Djordy Seelmann, CEO of HousingAnywhere / Foto: © HousingAnywhere
Die Mieten steigen, die Lebenshaltungskosten auch. Die Lohnerhöhungen kommen der Inflation nicht hinterher. Wohnen stellt ein Grundbedürfnis der Menschen dar. Damit es weiterhin erfüllt werden kann, ist zielgerichtetes Handeln gefragt.
Auch 2023 bleibt die Lage am europäischen Wohnungsmarkt angespannt. So präsentiert der HousingAnywhere International Rent Index Report für das vierte Quartal 2022 Daten, die einen durchschnittlichen Anstieg der Mietpreise in Deutschland für möblierte WG-Zimmer, Studios und 2-Zimmer-Wohnungen von 18,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr zeigen. Nach den Rekord-Mietpreisanstiegen des Jahres 2022 wird Wohnen für viele Bürger zunehmend zur Herausforderung. Da Wohnen ein Grundbedürfnis darstellt, müssen schnell Lösungen angestoßen werden. Wichtig dabei ist, nicht reaktiv vorzugehen und lediglich Symptome zu bekämpfen: Wie der erste HousingAnywhere Policy Digest zeigt, lässt sich die Krise am Wohnungsmarkt nur lösen, wenn alle Stakeholder zusammenarbeiten, um die Ursachen der Probleme zu bekämpfen.
Die Existenz eines Bundesbauministeriums zeigt, dass die deutsche Politik das Thema „Wohnen“ ernst nimmt. Ihr Plan, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen zu bauen, davon 100.000 Sozialwohnungen, wird dennoch das zweite Jahr in Folge scheitern. Es fehlen 700.000 Wohnungen, teilte ein Bündnis aus Mieterbund, Baugewerkschaft sowie Sozial- und Branchenverbänden im Januar mit. Erste Auswirkungen dieser strukturellen Herausforderungen am Wohnungsmarkt zeigten sich bereits in den vergangenen Jahren. 2023 werden sie sich möglicherweise verstärken. Große Metropolen, die traditionell als Tier-1-Bereiche für Mietwohnungen gelten, büßen an Attraktivität ein. Trotz des anhaltenden Fachkräftemangels sinken die Reallöhne, und Mieter sehen sich gezwungen, in die Peripherie von Metropolen abwandern.
Strukturelle Probleme brauchen strukturelle Lösungen
Die strukturellen Probleme der großen Städte könnten sich im Umland der Metropolregionen ausbreiten, wenn die Verantwortlichen nicht reagieren. Verfügbarer, zugänglicher und erschwinglicher Wohnraum ist auch auf dem Land nicht unbegrenzt vorhanden. Das Angebot muss mit der Nachfrage wachsen. Dazu sind umfangreiche Neubauprojekte notwendig. Gleiches gilt für die Infrastruktur. Jobs sind weiterhin vorwiegend in den Städten angesiedelt. Wer außerhalb der urbanen Zentren wohnt, sollte trotzdem einfachen Zugang zu ihnen haben. Neben der Verkehrssituation werden auch andere Annehmlichkeiten der städtischen Infrastruktur abseits der Zentren benötigt: Um als Land und Region für den Zuzug von Fachkräften aus dem In- und Ausland attraktiv zu werden, muss nebst bezahlbaren Wohnungen ein hochwertiger Lebensstandard möglich sein.
Bereits in der Vergangenheit war es das Ziel, einen Mietmarkt zu schaffen, der das „Triple A Rating“ erfüllt: Verfügbarkeit (Availability), Erschwinglichkeit (Affordability) und Zugänglichkeit (Accessibility). Um die Wohnungskrise zu bewältigen, muss ein viertes A in den Betrachtungshorizont aufgenommen werden: Verantwortlichkeit (Accountability).
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