Woher soll das Geld für Forschung und Entwicklung kommen?
24.04.2018
Foto: © fotogestoeber - stock.adobe.com
Die Industrie 4.0 benötigt erhebliche Ressourcen, um im Hightech-Rennen mithalten zu können. Doch auf die Frage, wo das Geld herkommen soll, zeigt sich bei vielen Unternehmen Ratlosigkeit. Dadurch ergibt sich eine Chance für alternative Finanzierungsformen.
Der digitale Mittelstandsfinanzierer creditshelf hat zusammen mit der TU Darmstadt 200 Finanzentscheider aus mittelständischen Industrie-, Handels- und Dienstleistungsunternehmen zum Forschungs- und Entwicklungsetat befragt.
Die Industrie liegt mit ihrem Finanzierungsbedarf für Forschung und Entwicklung deutlich vor anderen Branchen. So gaben im zum dritten Mal erhobenen „Finanzierungsmonitor“ von creditshelf drei Viertel der befragten Unternehmen an, dass sie bereits heute erhebliche Ressourcen in Digitalprojekte investieren würden. Besonders die Vorfinanzierung von Aufträgen benötigt enorme Summen. Diese Ressourcen können viele Unternehmen jedoch nicht aus eigener Kraft stemmen: Mit 44 % benötigt fast jedes zweite Unternehmen für den Forschungs- und Entwicklungsetat eine externe Finanzierung.
"Die hohen Ausgaben für Forschung und Entwicklung überraschen uns nicht. Industrielle Mittelständler stehen derzeit vor zwei entscheidenden Herausforderungen: Zum einen müssen sie ihre Produkte und Leistungen für die digitale Zukunft aufstellen. Zum anderen sind sie im Wettbewerb auch gefordert, die eigene Produktionstechnik neu zu erfinden“, erklärt Dr. Daniel Bartsch, Geschäftsführer von creditshelf, die aktuellen Finanzierungsvorhaben der Industriebetriebe.
Unbesicherte Kredite sind eine Option – zumindest theoretisch
Im „Finanzierungsmonitor 2018“ gaben zwei Drittel der befragten Industriebetriebe an, dass sich zur Finanzierung von Forschung und Entwicklung auch unbesicherte Kredite in Anspruch nehmen würden. Jedoch wäre nur die Hälfte der Unternehmen bereit, dafür höhere Zinsen zu zahlen. Die Frage nach den unbesicherten Krediten ist ohnehin eher theoretischer Natur: Lediglich 9 % der befragten Unternehmen gaben an, dass sie überhaupt eine Chance sehen, derzeit unbesicherte Kredite zu bekommen. Da große Teile des Betriebsvermögens bereits für die Finanzierung des laufenden Geschäfts hinterlegt sind, bleibt für weitere besicherte Darlehen allerdings kaum Spielraum.
„Der große Finanzierungsbedarf für zukunftsweisende Entwicklungen trifft Industriebetriebe zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, beschreibt Prof. Dr. Dirk Schiereck, Leiter des Fachbereichs Unternehmensfinanzierung an der TU Darmstadt, die schwierige Situation der Mittelständler. „Sie müssen Innovationen vorantreiben, denn gerade jetzt werden die technologischen Weichen gestellt. Gleichzeitig sorgt die anhaltend hervorragende Auftragslage dafür, dass erhebliche Mittel - zu einem großen Teil über Kredite finanziert – im Tagesgeschäft gebunden sind. Ohne weitere Finanzierungsquellen bezahlt der industrielle Mittelstand seinen derzeitigen Erfolg also möglicherweise mit seiner Zukunft.“
Wenig Hoffnung bezüglich "klassischer" Finanzierung
Nur die wenigsten Finanzentscheider glauben, dass sich die Finanzierungssituation für die Unternehmen in nächster Zeit erheblich verbessern dürfte. So rechnen 60 % der Befragten damit, dass sich der Kreditzugang noch in diesem Jahr erschweren dürfte. Deshalb richtet sich der Blick zunehmend auf alternative Finanzierungsformen, z.B. Kredite über Online-Plattformen. So sind 75 % der Industriebetriebe gegenüber solchen Angeboten aufgeschlossen. (ahu)