Wird der Goldpreis steigen?
04.03.2019
Manfred Rath, Portfoliomanager bei der KSW Vermögensverwaltung AG (li) und Peter Ulrich Seemann, Inhaber der Peter Ulrich Seemann Vermögensverwaltung GmbH (re.) / Fotos: © KSW Vermögensverwaltung AG und Peter Ulrich Seemann Vermögensverwaltung GmbH
Am Gold scheiden sich derzeit die Geister. Kaufen oder nicht? Zwei Vermögensverwalter – zwei Meinungen.
PRO: von Manfred Rath, Portfoliomanager bei der KSW Vermögensverwaltung AG in Nürnberg
Natürlich steht der Goldpreis in fünf oder zehn Jahren höher als jetzt, denn die Verschuldungsorgie geht graduell weiter und die Welt wird geopolitisch nicht sicherer. Dafür spricht auch, dass das Vertrauen in Papiergeld in diesem monetär großzügigen Umfeld weiterhin schwinden wird. Die Inflationierung des Geldes kennt keine Grenzen. Es ist kaum vorstellbar, dass dieser Weg irgendwann wieder in eine andere Richtung führt. Ein klarer Beweis ist der Schwenk der US-Notenbank in diesen Tagen, ähnliche Aussagen gibt es bei der EZB.
Gegenargumente fallen mir kaum ein. Entweder es gibt sensationelle Goldfunde, die den Wert infrage stellen, oder Gold kann synthetisch hergestellt werden (das haben schon die Alchemisten im Mittelalter versucht und sind gescheitert) oder der Goldpreis wird durch entsprechende politische Interessen manipuliert. Das sind kaum greifbare oder dauerhaft glaubhafte Argumente für fallende Preise.
Abhängig von sonstigen Sachwertanteilen ist eine Beimischung im Depot von fünf bis zehn Prozent durchaus ratsam. Bedingt durch die niedrigen Zinsen ist ein wenig mehr denkbar, wenn es die Vermögensstruktur hergibt, da ja nicht auf Zinserträge verzichtet werden muss.
CONTRA: von Peter Ulrich Seemann, Inhaber der Peter Ulrich Seemann Vermögensverwaltung GmbH in Schwäbisch Gmünd
Es gibt im Grunde keinen Anhaltspunkt dafür, weshalb Gold in den nächsten fünf oder zehn Jahren steigen sollte. Ein Blick auf die Goldpreisentwicklung in der Vergangenheit mit einem Vergleich lohnt sich! Betrachtet man den Goldpreis in den letzten knapp 25 Jahren, so hat sich Gold um etwa 250 Prozent verteuert, während der Deutsche Aktienindex trotz aller Schwankungen und Finanzkrise um 430 Prozent gestiegen ist. Bezogen auf die letzten zehn Jahre zeigt der Vergleich: Gold + 42 Prozent; Dax: + 157 Prozent. Mit anderen Worten: Aktien als Sachwertanlagen haben sich trotz mancher größerer und einiger kleinerer Krisen deutlich besser entwickelt!
Einzig während der Hochzeit der Finanzkrise fiel der DAX um insgesamt 31 Prozent, während der Goldpreis um 93 Prozent anstieg. Das ist vielen in Erinnerung: Gold als Fluchtanlage zur Werterhaltung des Vermögens! Doch wer hat diese Krise vorhergesehen, dann Gold gekauft und diesen Vermögenswert konsequent bis zum Höchstpreis gehalten, um diesen Effekt mitzunehmen?
Es spricht also nichts für einen ansteigenden Goldpreis, es sei denn eine Spekulation auf Gold oder eine ernst zu nehmende Krise unter der die Volkswirtschaften dieser Welt leiden werden. Gold kann als Risikopuffer einen Gegenpol zu Kapitalverlusten bilden. In normalen Zeiten muss der Goldanteil am Vermögen aber nicht mehr als fünf bis sieben Prozent betragen.