Windinvestments mit geringerer Fremdfinanzierung
19.01.2015
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**Neue Investmentprodukte, die in Windenergieanlagen investieren, kommen nach und nach auf den Markt. Die *DEXTRO Group* hat eine Analyse des Marktes und der Beteiligungen vorgenommen. Tendenziell weisen sie eine geringere Fremdfinanzierung aus.**
(fw/ah) DEXTRO führt die konstatierten verbesserten Chance-Risiko-Relationen bei den aktuellen Windinvestments auf eine überwiegend geringere Fremdfinanzierung und auf eine insgesamt konservativere Gesamtkonzeption zurück. „Die aktuellen Konzepte", so die Einschätzung von DEXTRO Chefanalyst Evgeniy Gilenko, „unterstellen bereits eine zu optimistische Einschätzung im Windgutachten in Höhe von knapp zehn Prozent." Die installierte Kapazität einer Windkraftanlage, d.h. die in Kilowatt gemessene Nennleistung bei einer bestimmten vom Hersteller des Windrades angenommenen Windstärke und Luftdichte, weicht oft erheblich von der tatsächlichen erreichbaren Leistung ab.
Eine überhöhte Einschätzung der Windstärke war in der Vergangenheit die häufigste Ursache für die Fehlentwicklung von Windfonds. Eine negative Abweichung von zehn Prozent bei der prognostizierten Windstärke, so Gilenko, könne die Leistung der Anlage um 27 Prozent reduzieren. „Eine Abweichung in Höhe von fünfzehn bis zwanzig Prozent war bei früheren Windfonds keine Seltenheit", sagt Gilenko. „Das genügte, um die tatsächliche Stromproduktion der betreffenden Anlage zu halbieren. Mit ihrer Rentabilität war es damit vorbei."
Frühere Windfonds seien darüber hinaus mit einem sehr hohen Fremdfinanzierungshebel in Höhe von bis zu 80 Prozent konzipiert worden. Die aktuellen, von DEXTRO analysierten Angebote enthalten Fremdkapitalanteile zwischen Null und 71 Prozent in der Spitze.
DEXTRO hat jetzt die Ratings dreier neuer Windinvestments vorgelegt. Die Ratings befinden sich im Investment Grade. Der in Großbritannien investierende AIF „WindpowerINVEST II" aus dem Hause Aquila wurde mit A+ bewertet. Der Fonds wurde in die Risikoklasse RK 4 (von fünf Klassen) eingeordnet. Das Konzept sieht vor, dass die tatsächliche Leistung der Anlage durch einen einjährigen Testbetrieb ausgelotet wird, bevor sie der AIF zu einem auf die Ergebnisse der Testphase abgestimmten Preis übernimmt. Es handelt sich um das erste Windinvestment des Anbieters. Der Markt der Erneuerbaren Energien in Großbritannien erlebt derzeit einen Aufschwung, die Förderung der Windenergie ist aber auch hier von der künftigen politischen Willensbildung abhängig.
Der operativ tätige „Windpark Hohenzellig" vom Anbieter Lacuna errichtet und betreibt eine deutsche Anlage; er erhielt ein A (ebenfalls Risikoklasse 4). Die bisherigen Windinvestments des Betreibers verliefen bei bisher allerdings sehr kurzer Historie prognosegemäß. Das Hauptrisiko der Beteiligung besteht darin, ob die Anlage tatsächlich wie geplant Ende 2015 fertiggestellt wird. Bei einer Verzögerung ins Jahr 2016 wird für den Park ein ungünstigerer Einspeisetarif veranschlagt. Zudem wird laut EEG ab Anfang 2016 in Phasen negativer Börsenpreise, die aus Strom-Überangeboten entstehen, keine Einspeisevergütung mehr bezahlt. Es kann also zu Einnahmeausfällen kommen, auch wenn die Anlage effizient arbeitet.
Das Rating des „RE06 Windenergie Finnland" vom Emittenten reconcept, der baureife Windanlagen in Finnland erwerben und betreiben will, wurde mit A- abgeschlossen (RK 4). Der Anleger beteiligt sich auch hier an einem operativ tätigen Unternehmen. Die zu erwerbenden Projekte stehen noch nicht fest, woraus sich Bau- und Projektentwicklungsrisiken ergeben. Auf der anderen Seite entfallen in der Zielregion Finnland bisher nur 1,5 Prozent der gesamten installierten Energiekapazität auf Windenergie. Durch den erheblichen Nachholbedarf des Landes bei der laut EU zu fördernden Windkraft dürften Anleger hier mit einer deutlich stabileren Rechtslage bei der Einspeisevergütung als etwa in Deutschland rechnen.
Mit einer installierten Kapazität von 31 000 Megawatt (MW) nimmt Deutschland in Europa den Spitzenplatz bei der Windenergie ein. Mit weitem Abstand nach Deutschland auf dem dritten Platz folgt Großbritannien mit knapp 8900 MW. Finnland belegt mit 260 MW einen der letzten Plätze. Bei Anlagen in Deutschland werden im Durchschnitt nur knapp 15 Prozent der theoretisch möglichen Leistung tatsächlich erreicht.