Wie kompetent sind Verbraucherzentralen wirklich?
22.02.2019
Karsten Rehfeldt, Geschäftsführer der Beratungsgesellschaft für betriebliche Versorgungssysteme (bbvs) / Foto: © bbvs
Zu den Aufgaben der Verbraucherzentralen gehört es auch, die Verbraucher zum Thema Geldanlage und Altersvorsorge zu beraten. Da werfen die finanziellen Probleme der Verbraucherzentrale Bremen, die womöglich im Zusammenhang mit der Altersvorsorge ihrer Mitarbeiter steht, ein schlechtes Licht auf die gesamte Institution Verbraucherzentrale – meint der Maklerpool Apella.
Die Verbraucherzentrale Bremen rät auf ihrer Internetseite Verbrauchern zum Thema betriebliche Altersvorsorge folgendes: „Arbeitnehmer sollten keine übereilten Entscheidungen treffen, sondern sich zielgerichtet informieren und unabhängig beraten lassen. Idealerweise sollten verschiedene Angebote verglichen werden.“ Offenbar hat man sich aber im eigenen Haus nicht genug an diesen Ratschlag gehalten: Am Dienstag wurde bekannt, dass die Institutionen einen Insolvenzplan erarbeiten muss – wegen nicht ausreichend versicherter Verpflichtungen in der betrieblichen Altersversorgung (finanzwelt berichtete). So seien die Arbeitnehmer angeblich dem falschen Versorgungsanbieter zugeordnet worden und hätten dadurch einen höheren Anspruch, als ihnen tatsächlich zusteht. Bislang ist noch unklar, wer für den Missstand verantwortlich ist und wie groß die Finanzierungslücke ist. Auch ist nicht klar, ob die Verantwortlichen persönlich für den Missstand einstehen müssen. So haftet laut Aussage der VZ Bremen der Vorstand nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit.
Karsten Rehfeldt kann über den Fall nur den Kopf schütteln. „Mit diesem Beispiel bewahrheitet sich wieder einmal der Volksmund, wonach der Schuster selbst die schlechtesten Schuhe trägt“, so der Geschäftsführer der bbvs GmbH, der Tochtergesellschaft für die betriebliche Altersversorgung bei der Apella AG. Er vermutet aber auch, dass die VZ Bremen beim Thema betriebliche Altersvorsorge schlicht überschätzt haben. „Betriebliche Altersversorgung ist hochkomplex und muss permanent überwacht werden. In unserer Beratungspraxis stellen wir Anpassungsbedarf bei nahezu jedem Versorgungswerk fest. Der Reparaturbedarf an der Versorgung der VZ-Mitarbeiter ist offenkundig mangels ausreichender Expertise nicht entdeckt worden.“
Laut Apella bleibt derzeit noch offen, inwiefern sich Verbraucher bei der VZ Bremen auf ausreichende Fachkenntnis im Bereich Altersversorgung verlassen können. Fest stehe aber, dass der Fall für einen enormen Imageschaden für den Verbraucherschutz in Deutschland gesorgt habe. Da die Verbraucherzentralen in der Vergangenheit oftmals harsche Kritik an Finanzprodukten und Finanzberatung geübt hätte, könne sich so mancher in der Finanzbranche sicher eine gewisse Schadenfreude nicht verkneifen. (ahu)