Wie der „War for Talents“ die Finanzbranche revolutioniert

07.08.2024

Maßgeschneidertes Finanz-Mentoring für mittelständische Unternehmerinnen und Unternehmer. © Claudia Schafranski, Matthias Wolf und Doreen Wolf (v.l.n.r) / Foto: © Goldpfad GmbH

Trotz aller Entwicklungen bei Digitalisierung und künstlicher Intelligenz: Die Finanzbranche bleibt ein zutiefst menschliches Geschäft. Gerade bei komplexen Themen und großen Beträgen vertrauen Menschen weiter Menschen. Doch gute Beraterinnen und Berater werden angesichts des Fachkräftemangels auch im Asset-Bereich rarer. Banken, Sparkassen, Versicherer oder Vermögensverwalter benötigen daher neue Formen der Rekrutierung.

„Launch Your Future“ – so lautete der Name des ersten „Deka Career Days“ im Metaverse im vergangenen Jahr. Die altehrwürdige Investmentfonds-Sparte der Sparkassen wollte beim Recruiting innovative Wege einschlagen und der jungen Zielgruppe die Vorteile des Arbeitens bei der Deka in einer rundum virtualisierten Welt präsentieren.

„Deutsche Banken, Sparkassen und Versicherungen kommen heute überwiegend auf einen Altersdurchschnitt von über 47 Jahren. Der Mitarbeiterschwund wird sich demnach in den kommenden Jahren von Jahr zu Jahr beschleunigen. Allein durch Verrentung verlieren die Unternehmen bis zum Jahr 2030 im Durchschnitt über 30 Prozent ihrer Mitarbeitenden. Und damit gehen auch mehr als 30 Prozent des heutigen Expertenwissens – und der Kundenbeziehungen – verloren. Der Fachkräftemangel ist damit auch in der Finanzbranche angekommen“, heißt es in einer Analyse des Beratungsunternehmens zeb mit Sitz in Münster.

Branche im Wandel, Chance zum beruflichen Neustart

Bereits heute kämpfen viele Institute mit einem Mangel an Fachkräften und mit der Tatsache, dass zahlreiche Mitarbeiter bald in Rente gehen. Die Zahl der von Banken, Kreditinstituten und Fintechs in Deutschland öffentlich ausgeschriebenen Stellen belief sich im vierten Quartal 2023 auf rund 33.000. Mit fast 14.000 Stellen richteten sich dabei laut einem Bericht des „Handelsblatts“ die meisten Jobangebote an Fachkräfte im Finanz- und Rechnungswesen sowie im Controlling. Die zweitmeisten Stellen wurden für Vertriebler angeboten.

Die Finanzbranche wandelt sich, die Chancen für die Branche sind gut bis sehr gut – wenn nicht gute Beraterinnen und Berater zum Engpass werden. Daher setzen mehr und mehr Unternehmen der Branche auf innovative Methoden der Personalbindung und, siehe Deka, der Personalgewinnung.

Menschen wollen von Menschen beraten werden

Doch allein ein hipper Bewerbertag im Metaverse bildet noch keinen dauerhaft stabiles Arbeitnehmer-Arbeitgeber-Verhältnis. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von heute verlangen auch nach einem höheren Sinn bei ihrer Tätigkeit – dem vielzitierten „Purpose“. Gerade in der seit jeher durch-computerisierten Finanzbranche stellt sich mit dem weiteren Fortschreiten der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz die Frage nach dem Sinn der eigenen Arbeit. Viele erkennen ihn zu Recht in der Beratungsarbeit am Kunden oder an der Kundin. Denn künstliche Intelligenz ist eine exzellente Hilfe, aber ersetzt nicht das Beratungsgespräch, gerade bei komplexen und sensiblen Themen, bei denen es oft um Vermögen im sieben- oder mehrstelligen Bereich geht.

Unternehmen der Finanzbranche müssen sich vor diesem Hintergrund nachhaltig als attraktive Arbeitgeber positionieren, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden und zu binden.

„Warum wollen Kunden meine Produkte kaufen“ ist die wichtigste Frage für Unternehmen der Absatzwirtschaft, um eine Marke strategisch aufzubauen. Folgerichtig lautet die wohl wichtigste Frage für Banken, Versicherer und Vermögensverwalter, die attraktive Arbeitgebermarken werden wollen: „Warum sollen Arbeitssuchende gerade in meiner Bank arbeiten?“