Wenn Frauen am Arbeitsplatz „Onlys“ sind
29.09.2022
Foto: © andrea piacquadio - pixabay.com
Das Problem des Geschlechterungleichgewichts vor allem im Rahmen der Arbeit ist so alt, wie moderne Gesellschaft. In langen und oft harten Kämpfen haben sich Frauen inzwischen einen gleichberechtigten Platz in Gesellschaft und Wirtschaft erobert. Allerdings gibt es gerade im Umfeld der Führungskräfte und ganz besonders in den Vorstandsetagen noch viel zu tun, denn allzu oft sind Frauen sogenannte „Onlys“, also alleine unter männlichen Kollegen.
Geschlechterquote in der EU - Langer Weg zu mehr Gleichberechtigung
Es gibt in Sachen Geschlechterungleichgewicht durchaus positive Ansätze. So hat sich etwa die EU im Sommer 2022 auf eine Geschlechterquote in Vorstandsetagen ab 2026 verständigt, doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg, darüber kann auch der 17-prozentige Anstieg von Frauen in Aufsichtsräten nicht hinwegtäuschen.
Ein Beispiel aus der Schweiz zeigt, wie die Realitäten in den Medien aussehen. In Ungefähr 72 Prozent aller Schweizer Medienberichte sind die Protagonisten Männer. Aus diesem Grund startete im Jahr 2019 die sogenannte Ringier-Initiative EqualVoice. Sie hat zum Ziel, die Sichtbarkeit von Frauen in der Medienberichterstattung zu stärken und ihnen dadurch eine gleichberechtigte Stimme zu verleihen.
Ein semantischer Algorithmus mit der Bezeichnung EqualVoice-Faktor, den Ringier eigenständig entwickelt hat, ist Herz- und Kernstück der Initiative. Er ist dazu in der Lage, den Anteil von Frauen und Männern in sämtlichen von der Ringier AG und der Ringier Axel Springer Schweiz AG publizierten Artikeln zu messen. Das Ergebnis der Initiative kann dabei helfen, Frauen in den Medien bewusst häufiger zu thematisieren und so ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.
Ungleichgewicht mit kreativen und auf Vorbilder setzenden Lösungen begegnen
Es besteht die Notwendigkeit, schnellstens Lösungen zu finden, durch die sich das bestehende Geschlechterungleichgewicht beseitigen lässt. Ein wichtiger, erster Schritt in Richtung einer auf Gleichberechtigung basierenden Gesellschaft besteht darin, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, vor allem auch auf der Verwaltungsratsebene. Um einen solchen Wandel zu initiieren, sind Vorbilder notwendig, die die Menschen durch die Geschichte ihres eigenen Weges an die Spitze inspirieren können.
Schaut man sich etwa die Zahl der Frauen unter den Hochschulabsolventen an, so zeigt sich, dass immerhin 60 Prozent von ihnen Frauen sind. Trotz dieser Tatsache sind Frauen in hohen und höchsten Positionen, auch in Leitungsorganen von Unternehmen, noch immer unterrepräsentiert. Nur etwa 30 Prozent der Mitglieder in nicht geschäftsführenden Leitungsorganen von Unternehmen sind Frauen. In den Geschäftsführungs- und Kontrollorganen der Unternehmen finden sich noch weniger Frauen. Es braucht grundlegende Veränderungen und diese können durch Vorbilder in Gang gesetzt werden.
Buch als Quelle der Inspiration für Frauen und Männer
Das im September 2022 veröffentlichte Buch “Inspiration and Advice from Women that Made it to the Top” von Diana Markaki-Bartholdi und dem von ihr gegründeten, privaten Verein „the Boardroom“ für weibliche Führungskräfte ist den "Onlys", also Frauen in Führungspositionen gewidmet. Die Realitäten, die man weltweit in den Führungsetagen vorfindet, machen allzu deutlich, dass es Veränderungen braucht und zwar möglichst nachhaltige. Es ist nicht alleine damit getan, hier und da sozusagen aus „Gnade“ eine Frau in eine Führungsposition zu befördern. Vielmehr ist die Erkenntnis notwendig, das Talent kein Geschlecht kennt.
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Das im September 2022 veröffentlichte Buch von Diana Markaki-Bartholdi. © the-boardroom.ch[/caption]
Bei Frauen in Führungspositionen ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie "Onlys" sind, also die einzige oder eine der einzigen Frauen im Raum bei der Arbeit, fast doppelt so hoch wie im Vergleich zu Frauen insgesamt. Beim Feiern solcher "Onlys" wird allerdings oft vergessen, dass die Realität, die einzige Frau in einem Raum voller Männer zu sein, ein Gefühl der Isolation nach sich ziehen kann. Aus einer solchen Situation resultiert zudem nicht selten eine ganz neue Herausforderung, nämlich sich an der Spitze zu behaupten.
Im nun veröffentlichten Buch geben die Mitglieder von the Boardroom Schweiz, Frauen in Powerpositionen und ausgewiesene Expertinnen auf ihrem Gebiet, durch die Beantwortung von Fragen ganz offen Einblick in ihre eigene Geschichte. Dahinter steht die Hoffnung, dass diese Geschichten für Männer und Frauen, Jungen und Mädchen sowie die kommenden Generationen Quellen sinnvoller Ratschläge und der Inspiration sein können.
Das von the Boardroom und seiner Gründerin veröffentlichte Buch stärkt im Sinne der EqualVoice-Initiative Frauen in der Arbeitswelt durch inspirierende Worte von Vorbildern, die sie in ihren Bemühungen unterstützen und mit gutem Beispiel vorangehen wollen.