Welcher Dip, Schatz?

22.11.2021

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Was im Supermarkt als Frage von kulinarischem Belang meist im Zusammenhang mit gemütlichem Couchsurfing ist, stellt Investoren zur Zeit vor leichte Probleme. Denn für viele Fondsmanager ist „Buy-the-Dip“ eine beliebte Strategie.

„Buy the Dip“ bedeutet Aktien kaufen, wenn diese gefallen sind. Das Problem: Es gab in diesem Jahr kaum Kursrücksetzer. Sven Lehmann, Fondsmanager von HQ Trust, weiß wie oft eine solche Situation in der Historie schon vorkam und wie es in diesen Fällen an den Märkten weiterging: „Größere Kursrücksetzer gab es in diesem Jahr nicht. Der maximale Kursrückgang lag 2021 gerade einmal bei 5,2 %.“ Der Fondsmanager von HQ Trust analysierte die Kursverläufe des S&P 500 seit dem Jahr 1928: Lehmann ermittelte, wie hoch der maximale Kursrückgang des US-Aktienindex bis zum aktuellen Zeitpunkt, dem 15. November eines Jahres, war und zeigt, welche Performance der S&P 500 in vergleichbar guten Aktienjahren bis zum Jahresende hinlegte. „Völlig neu ist dieser geringe Kursrückgang nicht“, so Lehmann. Und weiter: „In den gut 90 Jahren seit 1928 gab es acht Fälle, in denen der maximale Verlust zum aktuellen Zeitpunkt noch niedriger ausgefallen ist.“ Das ‚Rekordjahr‘ war 1995, in dem der S&P 500 auf Schlusskursbasis nie um mehr als 2,4 % zurückging. Früher waren solche Jahre stets ein positives Zeichen für die restlichen Handelstage des Jahres. Lag der Verlust wie im laufenden Jahr bei maximal 5,2 %, legte der US-Index vom 15.11. bis zum Jahresende im Mittel um 3,3 % zu. „Lag der maximale Verlust aber höher, so stiegen die Kurse vom 15.11. bis zum Jahresende im Mittel nur 1,3 %“, so Lehmann.

Unterbewertet kaufen, aber was?

Wer an steigende Kurse bis zum Jahresende glaubt, sollte also nachkaufen. Aber was? Unterbewertete Titel gibt es ja kaum, so Marcel Müller, Leiter des Portfoliomanagements von HQ Trust: „Die steigenden Kurse haben dazu geführt, dass die Aktien im historischen Vergleich eher teuer bewertet sind.“ Vor allem sei dies vor in Nordamerika der Fall. Kennzahlen wie Kurs-Buchwert, Dividendenrendite oder das Kurs-Gewinn-Verhältnis zeigen für diesen Markt eine hohe Bewertung an. Müller: „Da wir mit einer Fortführung der expansiven Geldpolitik rechnen, sehen wir die aktuelle Situation aber nicht als Einstieg in eine anhaltende Aktienmarktkorrektur.“ Dafür spräche laut der Bad Homburger Experten auch, dass das Momentum sowohl in den Regionen als auch in den Sektoren fast durchgehend positiv sei. Müller warnt aber auch vor zu viel Optimismus: „Anleger sollten allerdings die Situation in China, die hohen Inflationszahlen und die Zentralbankkommunikation in Auge behalten.“ Ansonsten kommt der Dip vielleicht schneller und tiefer als erwartet. Und der Dip dürfte keinem schmecken. (fw)