Weiteres Kurspotenzial bei US-Aktien

07.08.2016

Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG / Foto: © wikifolio

Ausländische Aktien spielen in den Wertpapierdepots deutscher Anleger traditionell eine untergeordnete Rolle. Der klassische „Home Bias“ führt dazu, dass die Aktien einheimischer Unternehmen deutlich übergewichtet werden.

In den vergangenen Monaten hat sich diese unter Fachleuten eher umstrittene Strategie nicht bewährt. Während der DAX (-13 Prozent) und der Euro Stoxx 50 (-21 Prozent) auf Jahressicht klar im Minus liegen, ist der amerikanische Leitindex S&P 500 (+3 Prozent) gerade auf ein neues Allzeithoch geklettert. Dem Technologieindex Nasdaq 100 (+3 Prozent) fehlen für einen neuen Rekordstand nur noch wenige Punkte. Trotz des Höhenflugs sehen die bei wikifolio.com aktiven Vermögensverwalter bei den US-Aktien weiterhin Luft nach oben und setzen deshalb auf eine relativ hohe Gewichtung in ihren Depots.

Unternehmensgewinne könnten positiv überraschen

Bei der Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG beträgt der Anteil von US-Aktien in den reinen Aktien-Portfolios schon jetzt rund 50 Prozent. Für die kommenden Monate bleiben die Anlageprofis für die US-Märkte zuversichtlich gestimmt. „Die Einkaufsmanager in den USA sind optimistisch und die Konsumausgaben so stark gewachsen wie seit 2009 nicht mehr. Daher könnten die Unternehmen bald mit Gewinnen überraschen, die die Erwartungen übertreffen und so die US-Börse beflügeln“, begründet Vorstand Stephan Albrech seinen Optimismus. Zudem sei Europa durch den Brexit für Investoren „etwas unattraktiver“ geworden.

Keine Angst vor Zinserhöhungen

Ähnlich sieht das Christian Funke, Vorstand der Source For Alpha (Deutschland) AG, wo der amerikanische Aktienmarkt als „gute Absicherung gegen die verschiedenen europäischen, hausgemachten Probleme wie Griechenlandkrise, Bankenkrise oder Brexit-Diskussion“ gesehen wird. Trotz einer höheren Bewertung im Vergleich zu Euro-Aktien wird Anlegern hier „zu einer signifikanten Gewichtung von US-Aktien von teilweise 50 Prozent des Aktien-Portfolios“ geraten. Großen Gegenwind von der Notenbank erwartet Funke dabei nicht: „Die Zinserhöhung der Fed hat keine Spuren hinterlassen und weitere Zinsschritte sind für das laufende Jahr nicht zu erwarten.“

Rüstungswerte attraktiver als Facebook & Co.

Bei der Titelauswahl setzen die Vermögensverwalter von Source For Alpha vor allem auf defensive Sektoren: „Wir investieren momentan gerne in den Rüstungssektor, beispielsweise in Firmen wie Raytheon oder Northrop Grumman. Die hierzulande sehr beliebten Technologie-Werte wie Alphabet, Amazon, Facebook und Co. schätzt Funke deutlich skeptischer ein: „Wir sind argwöhnisch gegenüber den Bewertungen dieser Titel. Der Höhenflug setzt sich nicht ewig fort. Generell verfolgen wir eine Value-Ausrichtung. Deswegen meiden wir diese durchaus teuren Aktien.“

Auch die Charttechnik spricht für eine Übergewichtung

Obwohl einen anderen Ansatz verfolgend, ist auch Manfred Stiegel, Geschäftsführer der MS Finance Support GmbH, großer Fan von US-Aktien: „Der amerikanische Aktienmarkt ist aktuell unter technischen Gesichtspunkten betrachtet der beste Markt unter den Standardmärkten. Die Marktbreite des Anstieges ist sehr gut.“ Die empfohlene Übergewichtung gegenüber europäischen Aktien hat aber auch noch einen anderen Grund: „Viele Investoren waren in Europa übergewichtet! So langsam beginnt eine Neueinschätzung und Geld fließt von Europa nach Amerika. Dies könnte noch andauern, deshalb bin ich auch weiterhin für amerikanische Aktien optimistischer“, so Stiegel. Nach einer seines Erachtens „überfälligen kräftigeren Korrektur“ dürften Anleger an den US-Märkten Kaufkurse vorfinden, was vor allem für die derzeit stark nachgefragten Rohstoffwerte wie Goldminen- und Ölaktien und Aktien aus der Immobilien- und Medizintechnik-Branche gelte. Seit Herbst 2013 stellen institutionelle Finanzmarktexperten ihre Handelsstrategien auf wikifolio.com einem breiten Anlegerpublikum zur Verfügung. Bereits knapp zehn Prozent der deutschen Vermögensverwalter nutzen die Transparenz der Plattform, um neue Kundengruppen zu erreichen. Sie haben bislang 93 wikifolios veröffentlicht.

Ein Kommentar von Andreas Kern, Gründer und CEO der wikifolio Financial Technologies AG

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