Was bedeutet die Krise für die Immobilienfinanzierung?
23.11.2020
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Während manche Assetklasse in der Corona-Krise an Bedeutung gewinnen dürfte, könnten sich für andere die Aussichten eher verdüstern. Auch für die Lage auf dem Finanzierungsmarkt sind Veränderungen zu erwarten. Diese und weitere Erkenntnisse brachte ein Gespräch von sechs Immobilienexperten.
Die Corona-Krise stellt gerade für die Assetklasse Gewerbeimmobilien eine enorme Belastung dar. So warnte erst kürzlich die Ratingagentur Moody’s vor erheblichen Risiken für deutsche gewerbliche Immobilienfinanzierer. Ob die Immobilienfinanzierung strauchelt und was es für Deutschland und unseren Immobilienmarkt bedeutet, wenn sich Banken aus der Finanzierung von Projektentwicklungen zurückziehen sollten, darüber diskutierten Marcus Lemli, CEO von Savills, Martin Rodeck, Geschäftsführer von EDGE Deutschland, Sascha Klaus, Vorstandsvorsitzender von Berlin Hyp, Jochen Ackermann, Vorstand von MAGNA Asset Management, Michael Seeberg, Geschäftsführer von hypcloud, und Dr. Michael Munsch, Vorstand von Creditreform Rating, im Rahmen eines von Stephanie von Keudell moderierten Pressegesprächs.
PE wird an Bedeutung gewinnen
Laut Marcus Lemli ist auf dem Markt derzeit eher Zurückhaltung angesagt. „Einige sagen, sie brauchen mehr, andere sie brauchen weniger. Und im Zweifel machen sie erstmal gar nichts“, so der Savills-Chef, der davon berichtete, dass sein Unternehmen Nutzer hätte, die fünf bis sieben Monate nicht im Büro gewesen sein und ihre Mietverträge auslaufen lassen würden, um mit neuen Konzepten an den Markt zu gehen. Da genug Liquidität, Kapital und Anlagedruck vorhanden sei, gehe die Preisschere immer weiter auseinander. Weil die Preise immer weiter steigen würden und das Kapital für Risikoinvestments oder Nutzungsarten, die vom langfristigen Strukturwandel betroffen sind, immer knapper werde, würden sich Chancen für Umnutzungen oder neue Investments ergeben. „Debt-Fonds versuchen sich bereits seit 10 Jahren zu etablieren und Fremdkapital zur Verfügung zu stellen. Bisher sind sie allerdings oftmals nicht wettbewerbsfähig, da die Renditeanforderungen zu hoch sind. Banken und Versicherungen können auch jetzt noch immer bessere Konditionen anbieten“, so Lemli, der damit rechnet, dass Private Equity Fonds nun in einigen Sektoren einspringen werden, weil sie durch ihre höheren Verzinsungsanforderungen aufgepumpt seien und fleißig Kapital eingeworben hätten. Deshalb würden sie nun bereit stehen, um etwaige Finanzierungslücken zu schließen.
Mehr als nur „Lage, Lage, Lage“
Für Martin Redeck gewinnt nun das Thema Flexibilität hinsichtlich der Nutzungskonzepte immer mehr an Bedeutung, ebenso wie die ernsthafte Befassung mit ESG-Kriterien. „Büros sind die beste Werbung für Unternehmen. Das Büro wird zukünftig noch stärker ein Ort der Zusammenkunft und Kreativität sein. Ich bin mir sicher, dass viele Firmen in die Qualität ihrer Büros investieren werden“, so der Geschäftsführer von EDGE Deutschland, der davon ausgeht, dass es weiterhin Büro-Projektentwicklungen und -revitalisierungen geben wird, woraus sich neue Finanzierungsaufgaben und damit wieder bessere Produkte ergeben würden.
Warum die Zeiten sowohl für Schnäppchenjäger als auch für Banken schlecht werden dürften, lesen Sie auf Seite 2