Was bedeutet das Jamaika-Aus für die Zinsen?

22.11.2017

Die Geschickte Deutschlands werden vorerst nicht von einer schwarz-gelb-grünen Koaliton gelenkt / Foto: © Sir_Oliver -stock.adobe.com

In der Nacht von Sonntag auf Montag der historische Moment: Die Sondierungsgespräche für die Bildung einer "Jamaika-Koalition" sind gescheitert. Was das für die Zinsen bedeutet, analysiert der Baufinanzierer Dr. Klein.

"Die völlig offene politische Lage bedeutet eine Zeit der Unsicherheit, die auf Deutschland zukommen wird. Aus der politischen Ungewissheit resultieren immer gewisse Schwankungen an den Zinsmärkten“, resümiert Michael Neumann, Vorstand der Dr. Klein Privatkunden AG. „Dem steht allerdings eine boomende Wirtschaft gegenüber, die die Unsicherheit und den drohenden Stillstand zumindest temporär verschmerzbar erscheinen lässt“, so Neumann weiter.

Baufinanzierungszinsen weiterhin günstig

„Bei den Zinsen für Immobilienkredite haben wir im letzten Monat eine leichte Tendenz nach unten gesehen. Der Bestzins für Darlehen mit zehnjähriger Zinsbindung liegt aktuell unter der 1 %-Marke“, fasst Neumann die Entwicklung zusammen. „Ich erwarte bei den Darlehenszinsen keinen nachhaltigen Sprung nach oben. Schwankungen wird es aber durchaus geben. Dennoch: Die Konditionen bleiben weiterhin günstig, sodass sich Kaufinteressenten nicht von den politischen Entwicklungen unter Druck setzen lassen sollten.“

Kerninflation geht kurzfristig zurück, Druck auf EZB sinkt 

Im Oktober sank die Kerniflation im Euroraum um 0,2 Prozentpunkte gegenüber dem Vormonat und liegt nun bei 0,9 %. In Deutschland sank sie sogar um 0,3 % auf 1,2 %.  „Diese Entwicklung unterstreicht, dass der Zielwert der Europäischen Zentralbank von 2 % kurzfristig nicht erreicht wird. Entsprechend lastet derzeit kein Druck auf der Zentralbank, die Zinsen anzuheben“, konstatiert Neumann.

Absage an „Falken“: Powell wird Yellen-Nachfolger

In ihrer Sitzung am 1. November nahm die amerikanische Zentralbank Fed erwartungsgemäß keine Änderungen am Leitzins von aktuell 0,75 % vor. Verändert wurde hingegen die Führungsspitze der Fed. So gab US-Präsident Donald Trump bekannt, dass ab Februar Jerome Powell, bereits seit fünf Jahren Vorstandsmitglied der Fed, ab Februar neuer Präsident der Zentralbank sein wird. Der ehemalige Investmentbanker gilt als moderat und konsensorientiert. Allgemein wird erwartet, dass er den eingeschlagenen lockeren Kurs der "kleinen Schritte" Yellens fortsetzt und den Leitzins langsam anheben wird. „Mit der Wahl von Jerome Powell erteilt Trump den Falken, die eine Geldentwertung aufgrund der expansiven Geldpolitik fürchten, eine Absage“, kommentiert Neumann. Am Montagabend wurde indes bekannt, dass die bisherige Fed-Präsidentin Janet Yellen nach ihrer Amtszeit ihren Sitz im Führungsgremium abgeben wird. Demnach macht sie keinen Gebrauch von ihrem Recht, die geldpolitischen Entscheidungen noch weitere sieben Jahre mitzubestimmen.

Kurzfristig erwartet Dr. Klein seitwärts schwankende, langfristig aber steigende Zinsen. (ahu)

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