Was bedeuten die Hauspreiskorrekturen?
27.06.2018
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Seit Mitte 2017 gab es vor allem in den Metropolen Oslo, Stockholm, Zürich und London Preiseinbrüche bei Wohnimmobilien. Ein Anzeichen für ein Ende der Hauspreisrally?
In den vergangenen drei Jahren hat sich das Wohnungsangebot in Europa deutlich vergrößert und ist im vergangenen Jahr zum ersten Mal seit langem fast flächendeckend auf dem gesamten Kontinent gewachsen. Die Wachstumsdynamik verläuft dabei jedoch sehr unterschiedlich, wie eine Untersuchung von Scope Analysis zeigt. So liegt besonders in Schweden die Produktion neuer Wohnungen massiv über dem langfristigen Durchschnitt. Auch in den schwedischen Nachbarländern Finnland und Norwegen sowie in Dänemark, Österreich und der Schweiz beobachten die Analysten von Scope eine überdurchschnittliche Bauintensität, wenn auch unterhalb des schwedischen Niveaus.
Auch wenn Deutschland also mitten in einer Zone liegt, in der die Bauintensität deutlich zugenommen hat, ist in der Bundesrepublik selbst davon nichts zu spüren. So hat sich zwar die Zahl fertiggestellten Wohnungen seit 2010 auf inzwischen 285.000 jährlich erhöht. Der letztjährige Wert für die Bauintensität liegt jedoch nah am langfristigen Durchschnitt von 3,5 Wohnungen je 1.000 Einwohner.
Haushalte wachsen schneller als Wohnungen
Die Analysten von Scope zerstreuen auch Befürchtungen, dass die aktuelle Bauintensität zu einer Immobilienblase führen wird. So kann der Wohnungsneubau in den meisten untersuchten Metropolen nach wie vor nicht mit der demografischen Dynamik schritthalten und selbst in Stockholm und Oslo wächst die Zahl der Haushalte schneller als die der fertiggestellten Wohnungen. Den massivsten Nachfrageüberhang gibt es aber in München: Zwischen 2010 und 2017 kamen in der bayerischen Landeshauptstadt 55.000 neue Wohnungen hinzu, gleichzeitig stieg die Anzahl der Haushalte aber um 115.000.
Immobilienpreise werden sich stabilisieren
Laut Scope Ratings sind die aktuellen Preiskorrekturen nach jahrelangen Preiszuwächsen nicht ungewöhnlich. Die Analysten gehen davon aus, dass die weiterhin robusten ökonomischen und demografischen Rahmenbedingungen dafür sorgen werden, dass sich die Preise für Wohneigentum in Oslo und Stockholm in diesem Jahr weiter stabilisieren werden. Nur wenn die Wirtschaft in eine schwere Rezession gerat oder das Zinsniveau massiv und sprunghaft ansteige, wäre eine für die Gesamtwirtschaft und das Finanzsystem gefährliche Erosion der Preise für Wohneigentum zu erwarten. Beide Szenarien halten die Scope Analysten aber derzeit für unwahrscheinlich. (ahu)