Warum investieren so wenige Frauen in Immobilien?
26.04.2021
Daniel Preis, CSO der Domicil Real Estate AG / Foto: © Domicil Real Estate AG
Dass Frauen anders investieren als Männer, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Sicherheit, Nachhaltigkeit und Transparenz spielen bei weiblichen Investitionsentscheidungen eine große Rolle. Insbesondere aber ist Vertragsverlässlichkeit von zentraler Bedeutung, das heißt: Ist die Investitionsentscheidung getroffen, das „Go“ auf Seiten der Investorin erfolgt, dann will sich frau auch darauf verlassen können, dass es keine bösen Überraschungen geben wird. Kein Kleingedrucktes, keine zusätzlichen Gebühren, keine unter den Teppich gekehrten Risiken, die erst hinterher bekannt gemacht werden nach dem Motto: Aber das hätten Sie ja wissen müssen.
Wer sich diese klaren und nachvollziehbaren Kriterien vor Augen führt und dann auf die Frauenquote bei Investitionen in Immobilien blickt, kann sich nur wundern: Lediglich rund ein Drittel aller Wohnungskäufe durch Einzelpersonen erfolgen durch Frauen. 1 Wenn Frauen Immobilien kaufen, dann meistens mit dem Partner zusammen. Alleine, zumal als Kapitalanlage, scheinen Frauen auf den ersten Blick wenig Interesse an Wohnungen zu haben. Für mich wirft das die Frage auf: Sind Frauen an Kapitalanlagen in Immobilien grundsätzlich weniger interessiert als Männer? Oder sind viele Immobilienanlagen derart intransparent und mit so vielen Fußnoten versehen, dass sie den weiblichen Ansprüchen an Vertragsverlässlichkeit nicht genügen?
Denn klar ist: Kapitalanlagen in Immobilien sind per se langfristig, die Volatilität im Vergleich zu Aktien und anderen Anlagearten ist deutlich geringer und die Transparenz in der Regel hoch. Wer eine Wohnung zur Kapitalanlage kauft, sollte nach notarieller Beurkundung auch eine Wohnung erworben haben, nicht mehr und nicht weniger. Demnach müssten also Wohnimmobilien für weibliche Investoren durchweg attraktiv sein. Immer mehr Unternehmen nehmen das Thema Frauen in Führungsrollen ernst. Finanzielle Selbständigkeit von Frauen ist im Jahr 2021 kein hehres Ziel mehr, sondern gelebte Normalität. Natürlich gibt es beim Gender Pay Gap viele offene Punkte ebenso wie bei der Diskussion um die Einführung einer Frauenquote in Führungsetagen. Davon unabhängig sollte sich aber die Immobilienwirtschaft damit auseinandersetzen, ob sie Frauen als Investorinnen und Kundinnen auch die richtigen Angebote unterbreitet. Fondsanbieter, Banken und Versicherungen, aber auch viele Crowd-Plattformen sind da weiter und haben eine entsprechend höhere Frauenkundenquote. Dass das bei Immobilien im Jahr 2021 nicht der Fall ist, wirft kein gutes Licht auf die Immobilienwirtschaft: Nicht nur, dass die Branche damit den Ruf des Männerclubs bestärkt. Der halbherzige Umgang mit mehr als 50 Prozent potenzieller Kunden ist mit Blick auf die wachsende Anzahl finanzstarker und gut ausgebildeter Frauen ökonomisch auch alles andere als vorausschauend.
Gastbeitrag von Daniel Preis, CSO der Domicil Real Estate AG