Warum Gold ein „Muss“ ist

05.06.2023

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.


Zu Beginn gleich ein Fakt und keine Prognose: Gold ist das einzige Geld, das alle Krisen der letzten 5.000 Jahre „überlebt“ hat. Gold ist damit auch eine, evtuell die einzige, Versicherung für Vermögen. Obwohl die Kapitalmarktprobleme erkennbar wachsen, haben nur 0,5 Prozent der globalen Anleger in Gold investiert. Geradezu lächerlich ist das Abwehrargument „Gold zahlt keine Zinsen“. Wer im Jahre 2000 in Gold investiert hat (ca. 300 US-Dollar), erzielt heute (1.980 US-Dollar) einen Mehrwert von fast 600 % (seit 1971 eine Rendite 8,1 % jährlich).

Nachdem die Anleger eine durchschnittliche Performance von etwa 25 Prozent seit 2000 versäumt haben, stellt sich nun die Frage: Aber was passiert in der Zukunft? Die Antwort scheint klar: Bei jeder Finanzkrise wird Gold weiter steigen. Egal welche Kurs-Prognose Sie lesen, wenn die Krise ausbricht, ist sie zu niedrig. Warum? Ein Blick auf das Weltvermögen genügt. Alles bisher abgebaute Gold (ca. 205.200 Tonnen) hat derzeit einen Wert von etwa 11,5 Bill. Dollar. Das Weltvermögen ohne Immobilien wird auf 145,5 Bill. geschätzt, davon 96 Bill. in Aktien. 2022 wurden 3.612 Tonnen Gold gefördert, die aktuell einen Gegenwert von etwa 0,2 Billionen Dollar darstellen. Daraus ergibt sich folgendes Rechenbeispiel: Würden nur fünf Prozent aus Aktien in Gold umgeschichtet (4,8 Bill. Dollar), entsteht eine Nachfrage für die Gold-Produktion von 24 Jahren.

Welche Damokles-Schwerter liegen über den Märkten?

-          weltweit höchste Schulden aller Zeiten

-          höchste Inflation seit 50 Jahren

-          massiv gestiegene Geldmenge

Das Ventil heißt: Zinsen! Während höhere Zinsen die Inflation bekämpfen, belasten diese aber die Konsumenten, die Häusle-Bauer, die Wirtschaft und die Staatsfinanzierungen. Und am Ende der Kette: Die Kreditinstitute! Die Credit Suisse, die Silicon Valley Bank, die Signature Bank und die First Republik Bank waren erste Risse im System. Die Fed hat die Situation gerettet. Die Börse glaubt nun, das wird sie jetzt immer tun. Aber der Index der amerikanischen Regionalbanken crasht. Die Bankeinlagen schrumpfen dort um fünf Prozent jährlich. Das Verhalten der Bankkunden ändert sich. In USA ist es Bankstrategie, langfristige Ausleihungen kurzfristig zu refinanzieren. Entgegen der „goldenen“ Bankregel. Je länger die kurzen Zinsen höher sind als die langen, umso heikler wird die Bilanzsituation. Wehe, wenn dann auch die faulen Kredite ein bestimmtes Ausmaß (Zombie-Unternehmen) überschreiten. Wie sagt man so sarkastisch: Es krabbelt nie nur eine Kakerlake in der Küche. Die Situation eskaliert auch nicht mehr dadurch, dass schon tagelang eine Kundenschlange vor der Bank steht, sondern ein Bankenrun entsteht heute in Stunden durch Nachrichten in den „sozialen“ Medien. Dann bleibt den Verantwortlichen kaum Zeit, um richtig zu reagieren. Da Zinserhöhungen mit Time-Lag die Wirtschaft belasten, könnten wie angekündigt weitere Erhöhungen zum „Overkill“ führen.

In der Kreditabteilung habe ich gelernt. Die Schuldner gehen nicht wegen der Zinsen bankrott, sondern wegen der Zinseszinsen. Beispiel USA. Die Schulden sind auf über 31 Bill. angewachsen. Das entspricht etwa 120 % des BIP. Schätzungsweise sechs Bill. sind kurzfristig zu niederen Zinsen aufgenommen und müssen 2023/24 zu höheren Zinsen prolongiert werden. Wie die jüngsten Zahlen andeuten, dürfte der Zinsaufwand im laufenden Jahr bei etwa 800 Mrd. liegen. Durch die Prolongation zu höheren Zinsen in den kommenden Jahren wird der Zinsaufwand auf über eine Bill. steigen. Kritisch wäre sicherlich, wenn durch schwächere Wirtschaft oder gar einer Rezession die Steuereinnahmen schrumpfen. Denn die Schulden und damit der Zinsaufwand werden weiter steigen.

Die Kreditinstitute haben aber nicht nur das Problem von latent vorhandenem Risiko steigender Kreditausfälle, sondern auch von derzeit geschätzten zwei Billionen offener Derivatepositionen. Schieflagen aus exorbitanten Kursbewegungen an den Börsen und/oder daraus resultierenden Ausfällen von Gegenparteien können in kürzester Zeit zur eigenen Zahlungsunfähigkeit führen.

Ich hoffe sehr, dass dieses whorst case Szenario nicht eintritt, aber ich kaufe trotzdem Gold, für den Fall, dass mein Wunsch nicht in Erfüllung geht. Selbst Philipp Vorndran von Flossbach von Storch hat gesagt: „Wir wissen nicht, aus welcher Ecke die nächste Ratte kommt“. Strategisch empfehle ich für das Anlageziel Vermögenserhalt: Kreditfreie Immobilie, überdurchschnittliche Liquiditätshaltung, bonitätsstarke Aktien, wenig bis keine Anleihen und einen 20prozentigen Anteil Edelmetalle.

Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH