Wanderarbeiter und Geisterstädte: Diese Probleme muss China beheben
08.03.2023
Henk Grootveld, Head of Trends Investing bei Lombard Odier Investment Managers / Foto: © LOIM
China will bis 2035 ein „mäßig entwickeltes Land” werden, mit einer Verdopplung des Pro-Kopf-BNE auf etwa 20.000 USD, wie in Chinas langfristigem Entwicklungsziel für 2035 dargelegt. Um dieses Ziel zu erreichen, muss China die sogenannte „Mittlere Einkommensfalle” vermeiden. Peking kann sich dabei jedoch nicht länger auf eine junge oder wachsende Erwerbsbevölkerung verlassen. Im Gegenteil, China steht ein demografischer Umbruch bevor.
China ist nicht das erste Land, das den Ehrgeiz hat, ein Land mit hohem Einkommen zu werden. Viele haben es versucht, und nur wenige haben es geschafft. Mehrere lateinamerikanische Volkswirtschaften haben es nicht geschafft, ein hohes Einkommensniveau zu erreichen, obwohl sie vor vielen Jahrzehnten den Status eines Landes mit mittlerem Einkommen erreicht haben.
Wir haben vier wichtige Veränderungen identifiziert, die die chinesische Wirtschaft unserer Meinung nach umsetzen muss, um die Fehler anderer Länder nicht zu wiederholen, den demografischen Wandel zu bewältigen und dennoch den Sprung zu einem Land mit hohem Einkommen zu schaffen. Einige davon sind bereits im Gange, andere befinden sich noch im Stadium des Reißbretts.
Kampf den Geisterstädten
Die chinesische Wirtschaft muss weniger von Immobilien abhängig werden. Angetrieben durch die starke Verstädterung war die Immobilienentwicklung in den vergangenen Jahrzehnten eine wichtige Triebfeder des Wirtschaftswachstums. Eine schrumpfende und alternde Bevölkerung braucht keine großen Wohnblocks mit Zwei-Schlafzimmer-Eigentumswohnungen in neuen (Geister-)Städten mehr, die meist zu Spekulationszwecken gekauft werden. Stattdessen sollte der Schwerpunkt darauf liegen, weniger zu bauen und mehr Altenheime und andere Gesundheitseinrichtungen zu errichten. Präsident Xi Jinping sagte auf dem 19. Parteitag im Jahr 2017, dass „Häuser zum Wohnen da sind, nicht zur Spekulation”, was zu einer Verschärfung der Wohnungsbaumaßnahmen und -genehmigungen in ganz China führte. Die während der Pandemie verhängten Abriegelungen haben dem Immobiliensektor einen weiteren Schlag versetzt, woraufhin die Regierung erneut eingreifen musste.
Anhebung des Rentenalters
Eine Erhöhung der steuerfreien Anlagemöglichkeiten für Bürger in individuellen beitragsorientierten Systemen würde die Nachfrage nach Immobilien in Privatbesitz beruhigen. Außerdem wäre es angesichts der gestiegenen Lebenserwartung sinnvoll, das Renteneintrittsalter von 60–55 Jahren für Männer und 55–50 Jahren für Frauen anzuheben.
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