Vorsicht walten lassen
18.12.2018
Dr. Jens Ehrhardt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG / Foto: © DJE Kapital AG
Die Finanzmärkte sind keine Einbahnstraße. Rund zehn Jahre währte der Hausse an den Märkten. Nun kam es zu Rücksetzern an den internationalen Leitbörsen. Die Gründe sind mannigfaltig. Wie Sie Ihre Kunden nun beraten sollten, welches Potenzial deutsche Werte im kommenden Jahr haben und was sein Haus besonders auszeichnet, dazu befragte finanzwelt exklusiv Dr. Jens Ehrhardt, Gründer und Vorstandsvorsitzender der DJE Kapital AG.
finanzwelt: Herr Dr. Ehrhardt, die Börsen stehen unter Druck. Eine Abwärtsbewegung hat eingesetzt. Kommt diese aus Ihrer Sicht überraschend? Wie sollten sich die Anleger in dieser Phase verhalten?
Dr. Jens Ehrhardt: Die rückläufigen Kurse kommen angesichts der zahlreichen Probleme für die Weltbörsen nicht überraschend. Das Hauptproblem ist die Bremspolitik der amerikanischenNotenbank. Aber auch Abschwächung der Konjunktur in China und Schwäche der Schwellenländer sind ein Problem. Zuletzt gab es auch noch Probleme mit der Neuverschuldung in Italien. Es ist also ratsam, dass die Anleger weiter Vorsicht an den Aktienmärkten walten lassen. Eine Erhöhung der Barreserven erscheint ratsam.
finanzwelt: Mit Blick auf das kommende Kapitalmarktjahr 2019, welche Erwartungen haben Sie diesbezüglich insbesondere für deutsche Aktien?
Dr. Ehrhardt: Deutsche Aktien sind im internationalen Vergleich eigentlich deutlich unterbewertet. Das gilt besonders für Branchen mit hohen Dividendenrenditen, wie Versorger und Telekommunikation. Auch Auto- und Industrietitel können gewinnmäßig weiter unter Druck kommen. Der Ifo-Index fiel wieder zurück, und bei einer Verschärfung des Handelskriegs mit den USA dürften Exportnationen wie Deutschland besonders belastet sein. Trotz der niedrigen Bewertungen ist damit noch kein grünes Licht für deutsche Aktien gegeben. Defensive Dividendentitel sind allerdings eine echte Alternative zu deutschen Staatsanleihen mit ihren kaum noch gegebenen Verzinsungen bzw. Negativ-Zinsen.
finanzwelt: Angesichts Ihrer Erfahrung aus mehr als vier Jahrzehnten, welche Faktoren sind heutzutage ausschlaggebend für Erfolge im Fondsvertrieb?
Dr. Ehrhardt: Es geht nicht nur über gute Performance. Für den Fondsvertrieb sind weitere Faktoren relevant: So haben wir unser Vertriebsteam kontinuierlich ausgebaut. Dadurch können wir mehr Präsenz bei unseren Kunden und in den Regionen zeigen. Wir sind bei zahlreichen Veranstaltungen (Kongresse, Konferenzen etc.) im deutschsprachigen Raum vertreten. Was die Kunden schon immer schätzen, ist unsere Präsenz auch in schwierigen Marktphasen. Nicht zuletzt sind es natürlich auch die Ergebnisse unserer Fonds, die sich sehen lassen können.
finanzwelt: Sie sind eher Verfechter aktiven Managements. Würden Sie sagen, dass das Research für Fondsmanagerdas A und O ist?
Dr. Ehrhardt: Aktives Management braucht gutes Research, sowohl was die Makroeinschätzung, als auch die Analyse von Einzelunternehmen anbelangt. Fondsmanager benötigen ein gutes Research und eine gute Einzelwert-Analyse. In den heutigen Zeiten volatiler Börsen ohne den nachhaltigen Aufwärtstrend der letzten Jahre ist Stock Picking besonders wichtig.
finanzwelt: Vor rund eineinhalb Jahren haben Sie hierzulande die Online-Vermögensverwaltung Solidvest gestartet. Was zeichnet dieses Angebot aus?
Dr. Ehrhardt: Solidvest zeichnet sich im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern dadurch aus, dass nicht mit ETFs versucht wird, Börsentrends pauschal richtig einzuschätzen – sondern wir versuchen, mit erfolgreichem Research für Einzelwerte eine gute Wertentwicklung zu erreichen. Wir sind mit der bisherigen Performance dieser Strategie sehr zufrieden. (hsd)