Vor Ende der Emissionspause „fliegt“ man wieder

25.03.2014

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Zahlreiche Initiatoren arbeiten an neuen Flugzeugfonds, die den AIF-Regeln entsprechen und im zweiten Quartal auf den Markt kommen sollen. Darunter befinden sich Ein-Objekt- und Portfoliofonds. Investiert wird in Großraumflugzeuge und Regionaljets.

Es ist erst etwas mehr als fünf Jahre her, dass der erste Flugzeugfonds, der in einen A380-800 investierte, auf den Markt kam. Die Zeichnungsscheine mussten damals per Fax eingereicht werden. Und die Mitarbeiter des Emissionshauses Dr. Peters GmbH konnten es selbst kaum glauben: Innerhalb von etwas mehr als 90 Minuten – so lange dauert ein Fußballspiel ohne Verlängerung – waren über 70 Mio. Euro Eigenkapital platziert. Von solchen Vertriebserfolgen können die Anbieter von Flugzeugfonds heute nur träumen.

Eigentlich sind die Startbedingungen heute besser als damals, wenn man vom Reiz des Neuen beim ersten Dr. Peters-Angebot absieht. Der Fonds WealthCap 26 ist seit Juni 2013 auf dem Markt. Er investiert ebenfalls in einen A380-800, das derzeit größte und modernste Passagierflugzeug der Welt. Leasingnehmer ist hier wie beim ersten legendären Dr. Peters-Fonds die Singapore Airlines. Der WealthCap26 ist nicht nur der einzige, der eine Anlage in den A380-800 ermöglicht, sondern auch der einzige geschlossene Flugzeugfonds am Markt, wenn man von dem kurz vor der Ausplatzierung stehenden HEH-Fonds Dublin absieht, der in einen Regionaljet vom Typ Embraer E175 investiert.

Flugzeugfonds haben sich in einem schwachen Markt dennoch gut behauptet. Nach Feststellung von Scope halbierte sich das Emissionsvolumen 2013 gegenüber dem Vorjahr. Das einzige Segment, das zulegen konnte, waren die Leasingfonds, und das sind vor allem Flugzeugfonds. „Insgesamt rechnen wir damit, dass die Emissionstätigkeit im Laufe des Jahres zunehmen wird", meint Markus Lentz, Analyst für Alternative Investments beim Analysehaus Scope. „Davon sollten auch die Flugzeugfonds profitieren."

In der Tat wird bei allen Initiatoren fieberhaft an neuen Flugzeugfonds gearbeitet, das zeigt eine Umfrage von finanzwelt. Aber kaum einer mag ein konkretes Datum nennen oder etwas über die Konzeption oder den Flugzeugtyp verraten.

Kein Geheimnis macht aber WealthCap daraus, dass der nächste Flugzeugfonds und der erste der Wealth Management Capital Holding GmbH nach neuem Recht in ein Portfolio von drei Flugzeugen investieren wird. Bereits im Dezember 2013 hat der Münchener Anbieter zwei Flugzeuge des Typs A330-300 dafür erworben. Und für ein drittes Flugzeug desselben Typs wurde die Kaufoption gezogen. „Mit den drei neuwertigen Flugzeugen und Singapore Airlines als Leasingnehmer werden wir unseren ersten gestreuten, AIFM-konformen Publikumsfonds im Bereich der Flugzeugbeteiligungen auflegen", erläutert Gabriele Volz, Geschäftsführerin Vertrieb, Marketing und Produktmanagement von WealthCap. Der A330 ist mit über 1.000 Stück unter den Airbus Großraumflugzeugen der Verkaufsschlager. Mehr als 100 Fluggesellschaften weltweit setzen dieses Flugzeug ein. Weil in drei Sachwerte investiert wird, ist der im Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB) geforderte Grundsatz der Risikomischung nach Ansicht von WealthCap erfüllt, und der Fonds wird auch Privatanlegern angeboten werden können. Die Mindestanlage wird voraussichtlich 10.000 US-Dollar plus Agio betragen. Der Aircraft 27 wird eine Buy-and-Hold-Strategie (bei Portfoliofonds eigentlich nicht üblich) verfolgen, kann also aufgrund der guten Bonität des Leasingnehmers Singapore Airlines mit regelmäßigen Cashflows rechnen, die für Ausschüttungen an die Anleger zur Verfügung stehen. Ob drei Flugzeuge mit demselben Leasingnehmer aber das Gebot der Risikostreuung erfüllen, wird teilweise angezweifelt.

Einen anderen Weg, den gesetzlichen Vorschriften Genüge zu tun, wählt die Hamburger EmissionsHaus GmbH & Cie. KG (HEH). Ein-Objekt-Fonds sind möglich, wenn in den Fonds nur Anleger investieren, die mindestens 20.000 Euro zeichnen und so eine von weiteren Voraussetzungen erfüllen. „Dazu zählt zum Beispiel, dass der Anleger bestätigt, sich der Risiken bewusst zu sein oder dass die Vertriebsgesellschaft davon überzeugt ist, dass der Anleger über genügend Sachverstand, Erfahrungen und Kenntnisse verfügt, um seine Anlageentscheidungen selbst zu treffen", erläutert Gunnar Dittmann, geschäftsführender Gesellschafter der HEH. Die Hamburg Asset Management HAM Kapitalverwaltungsgesellschaft mbH, die die Flugzeugfonds der HEH verwaltet, hat im November 2013 von der BaFin die Lizenz erhalten, geschlossene inländische Publikums-AIF aufzulegen und zu platzieren. Zum Vertrieb reicht die Zulassung nach § 34f. Geschlossene AIF, die von KVGs verwaltet werden, die lediglich registriert sind, dürfen dagegen nur über zugelassene Finanzdienstleistungsinstitute (Genehmigung nach § 32 KWG) verkauft werden. HEH wird wohl an den bewährten Regionalflugzeugen festhalten. Das Unternehmen hat bislang 15 Flugzeugfonds platziert, alle konnten die Auszahlungsprognosen übertreffen. Besonderes Merkmal der HEH-Fonds: Das Fremdkapital wird in der ersten Leasingphase getilgt.

Auch die KGAL GmbH & Co. KG (KGAL), die die längste Erfahrung mit Flugzeugfonds hat, gehörte zu den wenigen Initiatoren, die auf Regionalflugzeuge gesetzt haben, legte aber zuletzt einen Portfoliofonds für Privatanleger mit gebrauchten Airbus A319 auf. Im Sommer 2013 hat sich KGAL allerdings zunächst aus dem Publikumsfondsgeschäft zurückgezogen.

Insgesamt sind Flugzeugfonds anders als die Schiffe sehr gut durch die Wirtschaftskrise gekommen. Fast alle konnten ihre Ausschüttungsprognosen erfüllen oder sogar übertreffen.

Selbst die DCM-Flugzeugfonds (Frachtflugzeuge), die in Turbulenzen gerieten, sollen wieder die Ausschüttungen aufnehmen – das kündigte die LHI Leasing GmbH (LHI) an, die in einem Bieterverfahren den Zuschlag zur Verwaltung der Fonds gewann. „Damit haben wir die Marktpräsenz im Bereich Aviation erfolgreich weiter ausgebaut", erklärte LHI-Geschäftsführer Oliver Porr. LHI verwaltet Triebwerk- und Flugzeugfonds im Wert von rund 870 Mio. US-Dollar.

Fazit

Der Flugverkehr wird in den nächsten 20 Jahren nach den weltweit anerkannten Prognosen von Airbus und Boeing um 4,7 bis 5 % jährlich wachsen. Und dafür müssen zahlreiche neue Flugzeuge in Dienst gestellt werden. „Privatanlegern, die in Flugzeuge als Sachwert investieren möchten, bleibt als Anlagemöglichkeit nur der geschlossene AIF-Flugzeugfonds", meint Stephanie Lebert, Senior Analystin Funds der FERI EuroRating Services AG.

(lf)

AIF-Flugzeugfonds – Printausgabe 02/2014