Von allem etwas nehmen
19.11.2013
Investoren stecken jährlich Milliarden in Mischfonds. Vom Jahresbeginn bis Ende August sammelten sie 8,7 Mrd. Euro ein. Nur Rentenfonds sind noch beliebter. Das Universum gemischter Fonds ist groß. Platzhirsche garantieren aber nicht immer eine gute Performance.
Mischfonds versprechen in Zeiten von Unsicherheit an den Kapitalmärkten eine große Flexibilität durch Investments in alle Regionen und Anlageklassen, zudem gelten sie risikoärmer als Aktienfonds. Die aktuelle Auswahl an Mischfonds ist groß.
Dabei bedeutet Mischfonds nicht stets Mischfonds. Es gibt solche, die dem Fondsmanagement die größtmögliche Flexibilität in der Strategie einräumen, sodass neben Aktien, Anleihen und Rohstoffe auch beispielsweise in Zertifikate investiert werden kann und in solche Titel, die starre Quoten aufweisen. Ausgewogene Mischfonds teilen ihr Geld dabei gleichmäßig auf, der Fondsmanager wählt die entsprechenden Titel aus. Die flexiblen Fonds variieren die Anteile je nach Marktlage.
Laut einer Auswertung von Morningstar stehen aktuell vor allem flexible Produkte auf der Tagesordnung der Produktanbieter. In keiner anderen Mischfonds-Kategorie seien demnach so viele Produkte zuletzt emittiert worden. Hinzu kommt, dass vor allem flexible Mischfonds sehr hohe Nettozuflüsse verzeichnen konnten. Bezüglich der Performance waren sie rückblickend auf die vergangenen drei Jahre aber keine Überflieger. Sowohl ausgewogene als auch aggressiv ausgerichtete Mischfonds konnten laut Morningstar eine bessere Rendite p. a. erzielen. Letztere sind Profiteure vom guten Klima an den Aktienbörsen, waren aber weniger gefragt.
Marktführer oder Platzhirsche liegen in vielen Depots. Ein Beispiel ist der Carmignac Patrimoine. Beim mittlerweile rund 27 Mrd. Euro schweren französischen Flaggschiff lief es lange sehr gut, bis dann die Kehrtwende kam und der Fonds vergleichsweise schlecht performte. Erst jüngst revidierte Morningstar das Top-Rating für den Flaggschiff-Fonds mit der Begründung einer schwächeren Wertentwicklung. Tatsächlich entwickelt sich der Fonds performancemäßig seit längerem unterdurchschnittlich. Auf 12-Monatssicht erzielen die Franzosen lediglich eine Performance von 2,3 %. Dennoch taucht der Fonds, der zu jeweils 40 % in Aktien und Anleihen investiert, regelmäßig bei den Top-Sellern auf. Zu den Flaggschiffen gehört zweifellos auch der flexible Mischfonds Flossbach von Storch (FvS) Strategie Multiple Opportunities, der ebenfalls regelmäßig auf den Top-Seller-Listen zu finden ist. Fondsmanager Dr. Bert Flossbach verfolgt das Ziel, eine positive absolute Rendite zu erzielen und unterliegt deshalb keinen Investitionsuntergrenzen. Der Fonds investiert überwiegend in Aktien mit einem attraktiven Chance-/Risikoprofil und hält eine Cash-Position von aktuell ungefähr 12 %. Seit Fondsauflage sind dem Management rund 4,4 Mrd. Euro zugeflossen; die Performance im laufenden Jahr beträgt aktuell ca. 8 %. Auch über einen längeren Zeithorizont überzeugt der FvS Strategie Multiple Opportunities.
Luca Pesarini und sein Ethna-AKTIVE reihen sich ein in die Liste der volumenmäßig großen Player bei den Mischfonds. Der Fonds zählt zu den defensiv ausgerichteten Fonds und kommt auf ein Volumen von circa 5,6 Mrd. Euro. Auf 5-Jahressicht erzielte das Fondsmanagement eine jährliche Rendite von 7,7 %. Auch 2013 läuft es gut und die Performance beträgt aktuell 4,5 %. Pesarini setzt im Gegensatz zu Dr. Flossbach bevorzugt auf Anleihen. Bemerkenswert ist, dass bei der Branchenallokation Titel aus dem Finanzwesen Top-Holder sind. Die Liquiditätsquote im Ethna-AKTIVE ist vergleichsweise hoch und beträgt aktuell rund 16 %.
Ein Langläufer, zumal fast schon 20 Jahre alt, kommt aus dem Hause Allianz Global Investors. Der „Kapital Plus" mit Fondsmanager Dr. Stefan Kloss konnte ebenfalls von der hohen Nachfrage nach Mischfonds als Alternative bei Niedrigzinsen profitieren und knackte im Spätsommer erstmals die Milliardengrenze. Der Fonds konzentriert sich primär auf den Markt für Euro-Anleihen guter Bonität. Daneben kann das Management zwischen 20 und 40 % des Vermögens am europäischen Aktienmarkt investieren. Der Anteil von Anleihen aus Schwellenländern oder Anleihen, die nicht auf Euro lauten bzw. nicht gegen Euro abgesichert sind, ist auf jeweils 10 % begrenzt. Kloss bringt es wie folgt auf den Punkt: „Getreu nach dem Motto ‚Nicht alle Eier in einen Korb legen' empfiehlt es sich, nicht nur bei Einzelanlagen eine breite Verteilung des zu investierenden Kapitals vorzunehmen, sondern dies auch bei der Vermögensverteilung über Anlageklassen hinweg zu beachten."
Mischfonds – die aktuellen Absatzrenner
Hans-Jürgen Schmidt, Abteilungsleiter Investment Fonds Finanz Maklerservice GmbH, kommentiert die Lage bei den Absatzlieblingen.
„Professionell gemanagte Mischfonds sind vor allem dann eine sinnvolle Anlagemöglichkeit, wenn der Vermittler oder der Kunde nicht über die erforderliche Expertise für die Zusammenstellung eines qualitativ hochwertigen und anlegergerechten Depots aus Einzelinvestments verfügt oder wenn die Aufwendung der dafür erforderlichen Zeit wirtschaftlich nicht sinnvoll ist. Allerdings genügt es nicht, sich bei der Auswahl des geeigneten Fonds nur an den Ergebnissen der Vergangenheit zu orientieren. Ein Blick in die Absatz-Hitlisten legt jedoch die Vermutung nahe, dass vielfach genauso vorgegangen wird. Nach dem Auslaufen einer ca. 30 Jahre dauernden Phase sinkender Zinsen werden vor allem Fonds mit einem hohen Rentenanteil und indexnahen Long-Only-Ansätzen bei weitem nicht mehr die Wertentwicklungen der vergangenen Jahre erzielen können. Angesichts des aktuell extrem niedrigen Zinsniveaus kann es bei einem Anstieg des Kapitalmarktzinsniveaus zu empfindlichen Kursverlusten kommen, die dann durch die Zinseinnahmen nicht annähernd ausgeglichen werden können. Bei klassischen anleihelastigen Strategien stehen also äußerst geringen Renditechancen erhebliche Kursrisiken gegenüber. Die Vermittler und Kunden sollten daher Mischfonds bevorzugen, die von sehr erfahrenen Fondsmanagern gemanagt werden und bei denen die Portfoliostrukturen möglichst flexibel gestaltet werden können. Im aktuellen Umfeld sind auch Absolute Return orientierte Strategien attraktiv, vor allem wenn diese unter Einbeziehung möglichst vieler verschiedener Anlagesegmente und derivativer Instrumente auch in Phasen steigender Zinsen ansprechende Erträge erzielen können. Die meisten Fonds in diesem Bereich verfügen allerdings nicht über eine ausreichend lange Historie, um deren Qualität vernünftig beurteilen zu können."
Fazit
Berater sollten sich prinzipiell die Fondsstrategien detaillierter anschauen und hinterfragen, ob der Fonds beispielsweise auf Schwellenländer oder eher entwickelte Volkswirtschaften setzt. 2013 sind einige Schwellenländermärkte stärker unter Druck geraten. Zweistellige Währungsverluste sind keine Seltenheit. Fondsmanager mussten hier rechtzeitig umschichten. Mischfonds sind durchaus attraktiv, aber auch nicht ohne Risiko. Nicht alle Fondsmanager können den Markt immer exakt so timen, dass der Fonds in turbulenten Marktphasen rechtzeitig aus Risikoassets aussteigt. Große Namen versprechen dabei nicht immer eine langfristige Outperformance gegenüber dem Vergleichsindex.
(Alexander Heftrich)