Vom Trend zum Mainstream
16.05.2018
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Mittlerweile ist es für vergleichsweise viele Anleger eine Selbstverständlichkeit, dass sie ihr Erspartes auch in ethisch eher unbedenkliche Unternehmen oder in ökologisch-soziale Projekte investieren. Zweifellos haben Faktoren wie Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, die den Unternehmenswert mit beeinflussen können, in ihrer Wahrnehmung bei Investoren an Bedeutung gewonnen. Rendite mit gutem Gewissen? Das scheint möglich.
Und dieser Trend zu „nachhaltigem Investieren“ ist nahezu überall auf der Welt abzulesen, wie einige aktuelle Studien unterstreichen. Interessanterweise ist ein Teilergebnis immer gleich: Nämlich, dass Anleger gerne mehr über das Thema Nachhaltigkeit erfahren möchten. Das zeigt, dass nachhaltiges Investieren zu denjenigen Bereichen gehört, in denen die Befragten ihr Wissen gerne erweitern würden. Insofern ist das Bewusstsein deutscher Investoren für „grünes Investieren“ vorhanden und es wächst zugleich.
Der Deutsche Derivate Verband, Organisator eines Zertifikate-Brunchs zum Thema „Nachhaltigkeit und Zertifikate“ im vergangenen Jahr, wollte in seiner monatlichen Trendumfrage in Erfahrung bringen, welchen Stellenwerte eben jene Nachhaltigkeitskriterien bei der eigenen Portfoliozusammensetzung spielen. Die Kernaussage lautet, dass Zertifikatekäufer immer mehr Wert auf Nachhaltigkeitsaspekte legen.
So gibt jeder fünfte Zertifikateanleger in Deutschland, und damit deutlich mehr als noch im Jahre 2015 an, dass diesen ethischen und ökologischen Kriterien eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Immerhin noch etwas mehr als ein Viertel sagt, dass sie diese Kriterien bei ihrer Entscheidungsfindung zunehmend in Betracht ziehen. Für etwas mehr als die Hälfte der Investoren haben Nachhaltigkeitsaspekte bei ihrer Geldanlage jedoch eine geringere oder gar keine Relevanz. An der aktuellen Online-Befragung, die gemeinsam mit mehreren großen Finanzportalen durchgeführt wurde, beteiligten sich mehr als 1.900 Personen. Dabei handelt es sich in der Regel um gut informierte Anleger, die als Selbstentscheider ohne Berater investieren.
Frage: Welche Bedeutung messen Sie ethischen und ökologischen Aspekten in Ihrer Geldanlage bei?
Quelle: Deutscher Derivate Verband, Trendumfrage Mai 2018
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Lars Brandau, Geschäftsführer Deutscher Derivateverband / Foto: © Deutscher Derivateverband[/caption]
Lars Brandau, der Geschäftsführer des DDV, kommentiert die Ergebnisse wie folgt: „Das Interesse an nachhaltigem Investieren nimmt weltweit stetig zu. Anleger können dabei auf eine große Produktpalette zurückgreifen. Dennoch sind ethische und ökologische Investments gegenwärtig für die Mehrheit der Privatanleger in Deutschland nach wie vor eher ein Nischenthema. Was fehlt, sind Trennschärfe und etablierte Standards. So liegt beispielsweise bis dato keine einheitliche Definition vor, wie der Begriff der Nachhaltigkeit bei Finanzprodukten konkret bestimmt wird. Insofern können Anleger häufig nicht genau wissen, ob eine Geldanlage tatsächlich nachhaltig ist.
Und tatsächlich ist es wohl ein Manko, dass ein einheitliches Begriffsverständnis von Nachhaltigkeit, ihrem Wesen und Ausschlusskriterien, bis heute fehlt. Zumindest hat nun auf regulatorischer Ebene die EU-Kommission unlängst hierzu ihren sogenannten Action Plan vorgelegt. Darin betont sie die Relevanz zur nachhaltigen Neuausrichtung des EU-Finanzmarkts. Den Vorstellungen der EU Kommission zufolge sollen Nachhaltigkeitsaspekte in sämtliche Finanzmarkt-Regularien der Europäischen Union aufgenommen werden. Spätestens dann wird aus einem Trend klassischer Mainstream.
Kolumne von Alexander Heftrich, Pressesprecher Deutscher Derivate Verband